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Der kleine Igor (2) gräbt fleißig die Unkrautpflanzen aus, damit das Beet in der Emdener Straße mit vielen bunten Blumen bepflanzt werden kann.

© Jessica Tomala

Ein Tag für deine Stadt: Saubere Sache in Mitte

Viele Menschen kamen, um in direkter Nähe zum Roten Rathaus oder dem Abgeordnetenhaus aufzuräumen, zu pflanzen und zu gärtnern. Sehen Sie hier, wie für die "Saubere Sache" in Mitte aufgeräumt wurde.

In der Emdener Straße in Moabit muss direkt zu Aktionsbeginn der Abschleppwagen anrücken. "Leider haben viele Bewohner trotz unserer Flyer ihre Autos auf den Parkflächen stehen lassen", ärgert sich Phillip Schreiterer vom Verein "Moabit ist Beste", der die Putzaktion organisiert hat. "Da drüben parkt einer mitten im Beet, den müssen wir auf jeden Fall abschleppen lassen, denn da müssen wir ja nun mal ran." Überall verteilt stehen Blumentöpfe in den verschiedensten Farben: rot, gelb, lila und pink. „Diese Blumen habe wir alle geschenkt bekommen von Blumen Hetzer, einem nahegelegenen Blumengeschäft, darüber haben wir uns sehr gefreut“, sagt Schreiterer. Der kleine Igor (3) machte sich auch gleich mit einer kleinen Schaufel daran, ein Loch in die Erde zu graben, um die gelbe Chrysantheme, die ihm seine Mutter hinhält, einzupflanzen.

Saubermachen auf der Weddinger Kinderfarm

Auf der Weddinger Kinderfarm muss jeder mit anpacken. Sarah (15) entsorgt den Mist.
Auf der Weddinger Kinderfarm muss jeder mit anpacken. Sarah (15) entsorgt den Mist.

© Jessica Tomala

Wer so hart arbeitet, muss auch mal eine Pause machen. Während das Tagesspiegel-Team Getränke an die 20 Kinder verteilt, die fleißig auf der Weddinger Kinderfarm in der Luxemburger Str. 25 die Blumenbeete pflegen, genießt Mitarbeiterin Anna Schrobback den Moment Ruhe. „Zwei Aufsichtspersonen haben sich krank gemeldet, deswegen bin ich voll gefordert.“ Mit Gartenhandschuhen, Schaufeln und Harken ausgerüstet geht es weiter. Zwei Mädchen pflücken Trauben, Sarah (15) entfernt gemeinsam mit Anna Schrobback das Unkraut von den Blumenbeeten. „Auch den Sandbereich werden wir noch nach Glasscherben absuchen“, sagt Schrobback. Das Gelände der heutigen Kinderfarm war vor 30 Jahren nämlich ein Schrottplatz - Überreste davon finden sie immer wieder.

Zivilcourage-Training und Stolpersteine putzen

Fanny Oppermann (9) putzt mit ihrer Mutter Sophia Oppermann (links) und Goschka Soluch gemeinsam die Stolpersteine in der Flensburger Straße.
Fanny Oppermann (9) putzt mit ihrer Mutter Sophia Oppermann (links) und Goschka Soluch gemeinsam die Stolpersteine in der Flensburger Straße.

© Jessica Tomala

Fanny Oppermann sitzt gebückt über den Stolpersteinen von Toni Therese Nussbaum und Abraham Sichel. Die Neunjährige wischt vorsichtig mit einem Schwamm über die kleinen Messingplatten, die an Anwohner erinnern, die während der NS-Herrschaft verschleppt und ermordert wurden. Geputzt haben die 18 Teilnehmer des Zivilcourage-Trainings, das der Verein „Gesicht zeigen!“ am Aktionstag kostenlos für 10 Teilnehmer angeboten hatte, die Stolpersteine in ihrer Pause. Auch Uwe-Karsten Heye, Vorstandsvorsitzender des Vereins, putzte mit. „Im Workshop wurde zunächst erklärt was Zivilcourage ist“, sagt Sophia Oppermann, Geschäftsführerin des Vereins. „Jetzt folgen praktische Übungen, bei denen die Teilnehmer lernen sollen, Zivilcourage zu zeigen.“

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Kippen- und müllfreie Spreebrücke

Sabine S.-B. fegt die Zigarettenstümmel auf, die überall auf der Fußgängerbrücke über der Spree am S-Bahnhof Friedrichstraße, verteilt liegen.
Sabine S.-B. fegt die Zigarettenstümmel auf, die überall auf der Fußgängerbrücke über der Spree am S-Bahnhof Friedrichstraße, verteilt liegen.

© Jessica Tomala

Sie sammelten und fegten, kehrten auf und füllten Müllsäcke - Sabine Stamm-Balderjahn (58) und ihr Sohn waren alleine auf der Fußgängerbrücke über der Spree am S-Bahnhof Friedrichstraße. "Leider ist keiner zum Helfen gekommen", sagt Stamm-Balderjahn. Aber viele Passanten hätten sie auf ihre Saubermach-Aktion hier angesprochen. "Drei Frauen haben zu uns gesagt, dass sie die Brücke so eklig finden, dass sie immer versuchen außen rum zu gehen." Sie hätten sich auch bei der Bahn über den verwahrlosten Zustand dieser Brücke beschwert, getan habe sich bis zu ihrer Aktion heute noch nichts. Nachdem sie einem älteren Mann erklärt habe, was sie genau an der Brücke machen, habe er ihr fünf Euro in die Hand gedrückt, damit sie mit ihrem Sohn nachher noch einen Kaffee trinken kann. "Das fanden wir sehr nett von ihm." Vor allem viele Zigarettenstummel liegen auf den Treppenstufen, die hoch zur Brücke führen. Den gröbsten Schmutz hat Sabine Stamm-Balderjahn gemeinsam mit Mitarbeitern der Berliner Stadtreinigung bereits in der letzten Woche entfernt. Doch auch heute liegen wieder Kippen auf den Treppenstufen. "Mir ist es aber immer noch lieber, wenn sie die Zigaretten auf die Brücke werfen, als wenn sie in die Spree wandern", sagt Stamm-Balderjahn.

Tageszentrum Wiese 30 säubert den Pankeabschnitt

Tageszentrum "Wiese 30"-Mitarbeiter Dirk Granzow (links) gemeinsam mit zwei Patienten der Einrichtung bei der Gartenpflege.
Tageszentrum "Wiese 30"-Mitarbeiter Dirk Granzow (links) gemeinsam mit zwei Patienten der Einrichtung bei der Gartenpflege.

© Jessica Tomala

Am Ende des Tages sitzen die Mitarbeiter und Patienten des Tagezentrums Wiese 30 für psychisch Erkrankte gemeinsam um einen großen Tisch und lassen sich Kaffee und Kuchen schmecken. "Wir haben heute so viel getan, da dürfen wir uns jetzt auch mal ausruhen und den selbstgebackenen Pflaumenkuchen genießen", sagt Mitarbeiterin Katrin Schäfer. Seit drei Jahren säubert und bepflanzt das Tageszentrum den Pankeabschnitt. Am Aktionstag wurde dort vor allem aufgeräumt. "Ein, zwei Nachbarn haben auch den Weg zu uns gefunden und haben mit angepackt, ansonsten waren nur wir Mitarbeiter und einige unserer Patienten hier", sagt Schäfer. Rosen geschnitten, Unkraut gerupft und Dreck aufgesammelt haben die 10 Teilnehmer. "Sogar etwas Blut ist beim Rosen schneiden geflossen, aber das konnte schnell verarztet werden", sagt Johanna Walach, die in der Nähe der Wiesenstraße 30 wohnt. Auch ausgetauscht haben sich die 10 Teilnehmer, zum Beispiel darüber, welche Blumen im nächsten Jahr gepflanzt werden sollen. "Auf jeden Fall werden es wieder die schönen Rosen werden, das steht schon fest.

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Reinemache im kleinsten Biergarten Berlins

Grüner Daumen. An der vierspurigen Seestraße hat Winfried Lauter einen Blickfang geschaffen. Er hofft nun für den 15. September auf Nachahmer.
Grüner Daumen. An der vierspurigen Seestraße hat Winfried Lauter einen Blickfang geschaffen. Er hofft nun für den 15. September auf Nachahmer.

© Kai-Uwe Heinrich

Monika und Winfried Lauter sind etwas enttäuscht. Keiner kam, um ihnen bei ihrer Putzaktion in der Seestraße 110 zu helfen. "Viele Passanten haben verwundert geschaut, einige sind auch mit erhobenen Kopf an uns vorbeigegangen - nachgefragt hat aber keiner", sagt Monika Lauter. Dabei hatte das Ehepaar extra Wasserflaschen und Gläser bereit gestellt, falls die Helfer durstig werden sollten. "Wir wollten ja ein weiteres Beet bepflanzen, das haben wir jetzt nicht gemacht." Dafür hat Winfried Lauter das bereits existierende Beet von Müll und Unkraut befreit. "Sechs Müllbeutel sind voll geworden und das obwohl das Beet ja wirklich sehr klein ist", sagt Winfried Lauter. Ob die Lauters das zweite Beet noch bepflanzen werden, wollen sie sich noch einmal überlegen. "Sowas ist ja auch mit Kosten verbunden. Man muss Pflanzen kaufen und das Beet dann natürlich auch wieder pflegen - wenn dann keine Reaktion von der Bevölkerung kommt ist das natürlich schade." Mit vielen Helfern hatten die beiden nicht gerechnet. "Deswegen haben wir auch nur zehn Müllbeutel gehabt", sagt Lauter. Dass gar keiner gekommen ist wurmt die beiden aber sehr.

Pflege im "Parlament der Bäume"

Der 82-jährige Ben Wagin rupft das Efeu von der Mauer in seinem "Parlament der Bäume", das sein Lieblingszitat von Christian Morgenstern verdeckt.
Der 82-jährige Ben Wagin rupft das Efeu von der Mauer in seinem "Parlament der Bäume", das sein Lieblingszitat von Christian Morgenstern verdeckt.

© Jessica Tomala

Ben Wagin ist schon 82 Jahre alt. Das hindert ihn aber nicht daran trotzdem noch die Leiter in seinem "Parlament der Bäume" neben der Bundespressekonferenz raufzuklettern und das Efeu von der Mauer zu zupfen, das sein Lieblingszitat verdeckt. "Auch der Baum, auch die Blume warten nicht bloß auf unsere Erkenntnis. Sie werben mit ihrer Schönheit aller Enden um unser Verständnis", zitiert er Christian Morgenstern. Auf die beiden Gingko-Bäume, die vor diesem, an die Mauer gemalten Spruch, gepflanzt wurden ist Wagin sehr stolz. "Die wurden vom ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau gepflanzt." 180 Bäume und Pflanzen hat er in seinem "Parlament der Bäume registriert. Es waren mal über 400. "Ich möchte natürlich deshalb nicht, dass hier wie wild gerupft und gejätet wird, da muss ich schon ein Auge drauf haben, was die Helfer hier alles so machen." Unkraut gibt es für den Mann mit der Schirmmütze eigentlich gar nicht. "Alles hat eine Daseinsberechtigung. Aus Brennesseln kann man wunderbaren Tee machen - das kann man doch nicht alles wegrupfen." Mit dem Einsatz seiner Helfer ist Wagin sehr zufrieden. "Über den Tag verteilt kamen wirklich viele Menschen, die nicht nur mit angepackt haben, sondern sich auch für die Geschichte hinter den Pflanzen interessiert haben. Wer die gepflanzt hat und zu welcher Zeit." Das freut ihn. "Dann mache ich ja etwas richtig", sagt Wagin mit einem schiefen Lächeln.

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Blumenkisten bepflanzen in Moabit-Ost

Die erste Familie in der Pritzwalkerstraße in Moabit hat ihren Balkon schon mit den bunten Blumenkästen dekoriert, die sie an diesem Nachmittag gemeinsam mit vielen anderen Nachbarn und unter der Leitung von Ilonka Reile und Natascha Kiowsky bepflanzt haben. Unterstützt wurde das Projekt "Grüner Kiez" vom Quartiersmanagement, das Erde, Pflanzen, Werkzeug und Balkonkästen zur Verfügung gestellt hat. "Wir arbeiten hier mit dem Ziel die Nachbarschaft und auch das Zusammenleben zwischen den aus verschiedenen Kulturen stammenden Menschen zu verbessern", sagt Esther Baldau vom Quartiersmanagement. Mit den vielen Aktionen, die das Quartiersmanagement gemeinsam mit dem Projekt "Grüner Kiez" organisiert, würde das auch gut gelingen. Die Bepflanzung der Blumenkästen, haben Kiowsky und Reile genau durchgeplant. An der ersten Station tummelten sich vor allem Kinder, denn hier konnten sie sich über die Pflanzen informieren, die sie gleich einpflanzen würden. "Dazu konnte man dann auch ein Quiz machen", sagt Kiowsky. "An der zweiten Station konnten dann die zwei größeren Pflanzen und die Zwiebelpflanzen in die Blumenkästen gesetzt werden." Über 90 Anwohner kamen, um einen Blumenkasten für ihren Balkon zu gestalten. "Wir hoffen einfach, dass wir auch in Zukunft so gut mit allen Anwohnern zusammenarbeiten können und viele weitere Aktionen hier in der Pritzwalkerstraße veranstalten können", sagt Baldau.

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Heinz-Galinski-Straße in Wedding

Angst vor der großen Schaufel hat der kleine Junge nicht. Beherzt schippt der dreieinhalbjährige Emilio die Grube an der Heinz-Galinski-Straße in Wedding zu, in die Bezirksamtsmitarbeiter gerade den Ahorn eingesetzt haben. Gespendet hat ihn die Initiative Holy Wood, die durch Karoline Haderer und Judith Kentischer vertreten ist.
Angst vor der großen Schaufel hat der kleine Junge nicht. Beherzt schippt der dreieinhalbjährige Emilio die Grube an der Heinz-Galinski-Straße in Wedding zu, in die Bezirksamtsmitarbeiter gerade den Ahorn eingesetzt haben. Gespendet hat ihn die Initiative Holy Wood, die durch Karoline Haderer und Judith Kentischer vertreten ist.

© Georg Moritz

Angst vor der großen Schaufel hat der kleine Junge nicht. Beherzt schippt der dreieinhalbjährige Emilio die Grube an der Heinz-Galinski-Straße in Wedding zu, in die Bezirksamtsmitarbeiter gerade den Ahorn eingesetzt haben. Gespendet hat ihn die Initiative Holy Wood, die durch Karoline Haderer und Judith Kentischer vertreten ist. Es ist der erste Baum der Saison, der in Mitte gepflanzt wird. „Wir freuen uns sehr über Spenden“, sagt Wolfgang Leder vom Grünflächenamt. Straßenbäume hätten es wegen des Autoverkehrs am allerschwersten und würden nur rund 70 Jahre alt. Rund 1000 Euro kostet so ein Baum mit allem, was dazugehört. Aber als der Ahorn schließlich fest dasteht mit seinem weißen Schutzanstrich gegen die Sonnenstrahlung, zaubert er allen Umstehenden ein Lächeln ins Gesicht.

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