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Jeden dritten Samstag im Monat treffen sich die Anwohner und pflegen den Arnswalder Platz.

© Luisa Hommerich

Gemeinsame Sache in Pankow 2014: "Ich reiße sie alle raus!"

Der Aktionstag Saubere Sache läuft schon seit dem gestrigen Freitag. Lesen Sie hier, wie die Bürger Pankows ihren Bezirk aufräumen.

Philippe, 10, kann vom Brennnesselrupfen nicht genug bekommen. Zum sechsten Mal ist er nun schon bei einer Aktion der „Gärtnerinitiative Arnswalder Platz“ dabei, die den Platz um den roten Stierbrunnen seit zwei Jahren pflegt. 2012 ärgerte sich Anwohner Carsten Meyer darüber, dass der Platz nach der Sanierung so schnell wieder verfiel. Seitdem jäten die Freiwilligen jeden dritten Samstag im Monat Unkraut, pflanzen Rosen und lesen Müll auf. Viele sind so motiviert wie Philippe. Der stürzt sich gleich ins Brennnessel-Gestrüpp: „Ich reiße sie alle raus!“, ruft er – und streift sich noch schnell Handschuhe über.

Kunst und Suppe auf dem Friedhof

Gemüsesuppe? Natürlich vegan.
Gemüsesuppe? Natürlich vegan.

© Luisa Hommerich

Auf dem Georgen-Parochial-Friedhof in Pankow lümmeln sich junge Menschen in Hängematten und schlürfen vegane Gemüsesuppe, eine Made wühlt zwischen den Grabsteinen, Freiwillige zimmern ein Hochbeet. 50 Jahre lang lag dieser Teil des Friedhofs hier ziemlich brach. Nun hat ihn der Umweltverband „Grüne Liga“ gepachtet, um einen grünen Lernort daraus zu entwickeln. Zwölf Künstler zeigen hier am Sonnabend ihre Werke, auch die Made gehört übrigens dazu. Zwischen Kunst und Schmaus jäten Freiwillige noch Unkraut und bepflanzen Hochbeete. Pressesprecherin Anke Ortmann ist mit dem Aktionstag „Saubere Sache“ sehr zufrieden: „Das Feedback aus der Nachbarschaft ist super.“

Nachbarn in Pankow fegen für Würstchen

Die Freiwilligen waren hochmotiviert.
Die Freiwilligen waren hochmotiviert.

© Luisa Hommerich

Feuchtes Laub fegt sich schlecht, doch Michael Scheer streicht es mit seinem Besen unermüdlich über den Bürgersteig. Zusammen mit zehn anderen Nachbarn befreit er heute die Kavalierstraße in Pankow von Plastik und Blättern. Scheer hatte Zettel an jede Laterne gehängt. Ein Unbekannter hängte einen anderen darunter – mit der Aufforderung, sich stattdessen lieber gemeinsam gegen unsoziale Politik zu engagieren. „Aber diese beiden Dinge schließen sich ja gottseidank nicht aus“, meint Scheer und fegt weiter. Die Freiwilligen sind hochmotiviert: Zur Belohnung gibt es später noch heiße Wiener Würstchen.

Auf die Besen, fertig, los (Kita Dietzgenstraße)

Im Pankower Brosepark ritten Kindergartenkinder auf ihren Besen. Lesen Sie hier den vollständigen Text.
Im Pankower Brosepark ritten Kindergartenkinder auf ihren Besen. Lesen Sie hier den vollständigen Text.

© Milena Menzemer

Die „Partywiese“ haben sie schon leer gefegt – und den „Absturzberg“ auch. Neun ganz kleine Strolche, im Alter von ein bis zwei Jahren, sieben größere, bis maximal fünf. Die alle gehen in die Kita an der Dietzgenstraße in Pankow – und säuberten Freitagmorgen den Brosepark. Gemeinsam mit Erzieherinnen und Eltern. „Wir haben sogar schon einen Teppich gefunden“, triumphiert Erzieherin Mey. Ausgerüstet mit orangenen Warnwesten, kleinen Handschuhen, Zangen und Besen durchforsteten die älteren Kinder die Gebüsche. Einige Mädchen spielten dabei „Hexe“, sie ritten auf ihren Besen. Und zwei Jungen benutzten die Holzzangen als Schwerter, fingen immer wieder das Kämpfen an. Zigarettenstummel sammelten sie trotzdem. Dabei waren sie sichtlich vergnügt: Die Stummel mit den groben Zangen in die Säcke zu schmeißen, war eine motorische Herausforderung. Man habe den Ort der Aktion eher eigennützig gewählt, gesteht Erzieherin Mey. „Wir sind viel draußen mit den Kindern, vor allem im Brosepark.“ Hier gebe es Spielplätze, die Kinder könnten frei sein und laufen. „Auch in die Gebüsche“, so Mey, „obwohl da allerhand Müll herumliegt.“ Einige Ecken im Park seien so verdreckt, dass man sich dort kaum aufhalten könne. „Wir wollten einen Morgenkreis auf einer Wiese machen, konnten uns aber gar nicht niederlassen“, berichtet sie. Das soll sich ändern mit der Müllsammelaktion.

Kleine Kehrenbürger in der Seelower Straße

Die Tegner Strolche auf dem Spielplatz in der Seelower Straße.
Die Tegner Strolche auf dem Spielplatz in der Seelower Straße.

© Karim El-Helaifi

Sie sind überall. Kleine „Kehrenbürger“ in orangenen Westen. Sie fuchteln wild mit Besen herum und werfen Greifzangen in die Luft. Es sind die Tegner Strolche, die hier ihr Unwesen treiben. Tatort: Der Spielplatz in der Seelower Straße in Prenzlauer Berg. Dann ruft eine freundliche Stimme: „Kommt, wir kehren jetzt den Gehweg vor dem Sandkasten!“ Sofort packen drei Tegner Strolche ihr Putzwerkzeug und schreiten zur Tat. Die freundliche Stimme gehört Robert Kloppmann (27). Er ist Kindergärtner-Azubi in der Kita „Tegner Strolche“ in der Tegner Straße unweit des Spielplatzes. Und die Kinder sind aufgeregt, denn heute sind die Rollen vertauscht. Normalerweise sind sie dafür zuständig, beim Geraufe den Sand über die Sandkastenbegrenzung zu schleudern. Heute befördern sie ihn wieder zurück, und das mit mindestens ebenso viel Freude. Robert stützt sich auf seinen Besen und sagt zufrieden: „Die Kinder haben sichtlich ihren Spaß an der Aktion, auch und vor allem weil so mancher Besen als Kampfwerkzeug zweckentfremdet wird.“

Neues Hochbeet am Caligariplatz

Darin wurden am Freitag vier Büsche gepflanzt, später sollen Blumen und Gräser folgen.
Darin wurden am Freitag vier Büsche gepflanzt, später sollen Blumen und Gräser folgen.

© Milena Menzemer

Der Caligariplatz soll schöner werden, grüner vor allem. Darum kümmerten sich Mitarbeiter und Freunde des Sozial- und Kulturzentrums „Brotfabrik“– das liegt direkt am Platz. Dort soll jetzt ein dreieckiges Hochbeet entstehen. „Es ist ja sonst eher steinern hier“, findet Jörg Fügmann, Leiter des Zentrums. In dem Beet werden vier Büsche gepflanzt, später sollen Blumen und Gräser folgen. Rolf Binnemann, der Hausmeister der Brotfabrik, und sein Freund Winfried Riebe haben den Rahmen gebaut, haben Bretter zusammengezimmert, geschmirgelt und mit Asphaltschicht ausgekleidet. Jetzt spendete die Stephanus-Stiftung sechs Kubikmeter Erde. Das Beet ist ein Pilotprojekt. Er wolle in sechs Monaten mit dem Bezirk diskutieren, sagt Fügmann. „Der kann dann vielleicht noch drei weitere Beete schaffen, wenn sich unser Dreieck bewährt.“ 2002 hatte die Brotfabrik einen Wettbewerb veranstaltet und Ideen gesammelt zur Gestaltung des Caligariplatzes. Zwei Studentinnen entwarfen das Schachbrettmuster mit Hochbeeten. „Aus Kostengründen hat der Bezirk die Beete damals gestrichen“, so Fügmann.

In Buch wird zu den Harken gegriffen

Im nächsten Jahr soll das Projekt noch größer werden.
Im nächsten Jahr soll das Projekt noch größer werden.

© Milena Menzemer

Die verschiedenen Nutzer des Hauses machten Donnerstag und Freitag das Gelände schön. Vor allem am Donnerstag wurde gewirbelt: Morgens engagierten sich sieben Erwachsene, am Nachmittag kamen fünf Kinder dazu, gerufen von der kommunalen Jugendhilfe „Casablanca gGmbH“. Sie sammelten Unrat vorm Haus, entfernten Aufkleber, säuberten den Sandkasten und den Müllplatz. Am Freitagmorgen griffen dann Petra Kirschner von der Frauenberatung BerTa, Brigitt Richter vom Selbsthilfe- und Stadtteilzentrum Albatros und Paul Müller, Betreiber des Cafés „Panke und Meer“, noch mal zu den Harken – sie kümmerten sich um das Boulefeld. Dieses Jahr hätten nur die Nutzer des Hauses mitgemacht, so Kirschner. Nächstes Jahr wolle man das Projekt größer aufziehen. „Auch mit allen Besuchern.“

Europäische Freiwillige und Kinder der Kita Knirpsenland gärtnern gemeinsam

Ein Beet voll mit bunten Marienkäfern, Schnecken und Würmern.
Ein Beet voll mit bunten Marienkäfern, Schnecken und Würmern.

© Milena Menzemer

Das Beet ist voll mit bunten Marienkäfern, Schnecken und Würmern. Die haben die Kinder der Kita Knirpsenland gebastelt und auf kleinen Stäben neben die Blumen gesteckt. Zur Vollendung des Beets. Das haben eine Erzieherin und eine europäische Freiwillige aus Kroatien hier am Freitag mit den Kindern angelegt, auf dem Grünstreifen vor der Kita. Die Erzieherinnen hatten das Beet schon abgesteckt, ausgehoben und mit frischer Erde gefüllt. Am Freitag setzten die Kinder die Pflanzen ein. „Pro Kind eine Blume“, erklärt Erzieherin Ines Richard die Idee. Das Beet sollen die Kinder ab jetzt weiterhin pflegen. „Aber das kennen sie auch schon aus unserem Gemüsegarten“, so Richard. Durch das Beet ist der Grünstreifen vor der Kita viel bunter. Auch Fahrradständer sollen hier noch aufgestellt werden.

In der Kita Räuberbande sind die Kinder beim Aufräumen sehr vorsichtig, es gibt viele Brennnesseln.

In der Pankower Kita Räuberbande haben Eltern, Kinder und Erzieherinnen gemeinsam gearbeitet und den Weg zum Garten von Brennnesseln, Unkraut und Gestrüpp befreit. Zum kompletten Text geht es hier lang.
In der Pankower Kita Räuberbande haben Eltern, Kinder und Erzieherinnen gemeinsam gearbeitet und den Weg zum Garten von Brennnesseln, Unkraut und Gestrüpp befreit. Zum kompletten Text geht es hier lang.

© Milena Menzemer

Eltern, Kinder und Erzieherinnen haben hier gemeinsam gearbeitet, am Freitagnachmittag den Weg von der Kita zum Garten von Brennnesseln, Unkraut und Gestrüpp befreit. „Die sind gar nicht zu bändigen, die Eltern“, bemerkt Erzieherin Monika Hahn. Insgesamt sieben Mütter und Väter halfen mit. Vor seiner eigenen Haustür würde er so was nicht machen, sagt ein Vater. „Aber für die Kita gern.“ Die gemeinsame Arbeit mache Spaß. Obwohl sein Sohn das wohl anders sehe. Der hat nur etwa drei Minuten mitgeholfen, fuhr danach lieber Dreirad. „Wir machen das für die Kinder“, sagt Hahn. Es sei oft vorgekommen, dass die in die Brennnesseln fassten. Damit ist jetzt Schluss. Bei der Gartenarbeit waren alle sehr vorsichtig. „Heute hat sich noch niemand verbrannt“, sagt der helfende Vater. Und er habe im Unkraut sogar Rucola entdeckt. Vielleicht komme der heute Abend in den Salat

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