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Erste Beute. Das Team des Reinickendorfer Tauchcenters „Dive’n“, hier mit Staff Instructor Daniela Georgi und Inhaber Roland Knuth (2. v. re.), holt regelmäßig Müll vom Grund des Tegeler Sees – ein im Wortsinn ausgezeichneter Beitrag zum Umweltschutz.

© Doris Spiekermann-Klaas

Gemeinsame Sache in Reinickendorf 2012: Antreten zum Abtauchen

Die Unterwassersportler von „Dive’n“ fischen den Müll aus dem Tegeler See. Da kommt schon mal eine halbe Tonne im Jahr zusammen. Auch für den Aktionstag sind die Wasserratten ab 12 Uhr an der Tegeler Hafenbrücke im Einsatz.

Am 15. September ist für die „Saubere Sache“ ab 12 Uhr an der Tegeler Hafenbrücke Einsatz. Auch Landratten können helfen, Versunkenes ans Ufer zu hieven. Handschuhe, Seile, Zangen werden gestellt. Sie wollen mitmachen, aber an anderer Stelle aktiv werden? Hier können Sie Ihre eigene "Saubere Sache"-Aktion anmelden und mit dem Tagesspiegel in Kontakt treten.

Unterwassersport hat auch was mit Nachhaltigkeit zu tun. Wer bei „Dive’n“ einen Lehrgang bucht, bekommt einen Kurs in Sachen Umweltschutz kostenlos dazu. Die Reinickendorfer Tauchschule arbeitet eng mit „Aware“ zusammen, der Umweltstiftung des internationalen Tauchlehrerverbandes „Padi“, und unterstützt auch Greenpeace.

„Wer nämlich weiß, dass eine Fächerkoralle 150 Jahre braucht, um auf eine Breite von 1,50 Meter zu wachsen, wird beim Tauchen nicht dagegen stoßen und etwas abbrechen“, sagt „Dive’n“-Inhaber Roland Knuth. Und wer einen Fisch mit dem Finger stupst, muss sich darüber klar sein, dass er damit dessen schleimbakterielle Schutzschicht beschädigt. Daran kann das Flossentier sterben. So lernen jährlich 400 Schüler, dass es erste Taucherpflicht ist, das empfindliche aquatische Ökosystem mit seinen Lebewesen zu verstehen und zu respektieren.

Vor 14 Jahren entdeckte Knuth im Urlaub seine Liebe zum Tauchsport. 2005 gründete er die Tauchschule samt Fachgeschäft in der Ollenhauer Straße und eigenem, 100 Mitglieder starken Sportclub. Heute ist er „Master Instructor“ mit allen Lizenzen. Für Unentschiedene gibt es bei ihm Schnupperkurse. Das Mindestalter für alle, die abtauchen wollen, beträgt acht Jahre, der derzeit älteste „Schüler“ ist 73. Auch für Behinderte gibt es Lehrgänge. „Wenn ich ins Wasser springe, ist der Stress weg, dann sind alle Sinne mit dem Tauchen beschäftigt“, sagt Roland Knuth. Ihn fasziniert nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt tropischer Gewässer, auch in Deutschland gebe es gute Plätze für Unterwasserfans, sagt er. Dann erzählt er begeistert vom Blickkontakt mit Barschen und von Aalen, die vorbeiflitzen wie Ufos in einem Star-Wars-Film. Allerdings: Die Saison hierzulande ist kurz und Eistauchen wirklich nur eine Sache für Hardcore-Aquanauten.

„Tauchen ist ungefährlicher als Skifahren“, findet Staff Instructor Daniela Georgi, 29, die hauptberuflich als Webdesignerin arbeitet. Goldene Regel: Nie allein ins Wasser gehen. Und so hat Tauchsport hat auch viel mit Kameradschaft zu tun. Deshalb hat sich auch ohne Probleme eine Gruppe zusammengefunden, die im Tegeler See nicht nur nach Fischen taucht, sondern nach Müll. Gewässerpflege betreiben sie seit Jahren – zunächst im Rahmen des Reinigungstages, zu dem die internationalen Tauchverbände jeweils am dritten Samstag im September weltweit aufriefen. Inzwischen setzt das Team die Tradition in Eigenregie fort – mit Effekt: 2006 bekam „Dive’n“ dafür von Bundestagspräsident Norbert Lammert per Urkunde die Patenschaft über die Tegeler Greenwichpromenade verliehen. „Beim ersten Mal haben wir eine ganze Tonne Müll aus dem Wasser gefischt“, erzählt Tauchschul-Betreiber Roland Knuth. Weil regelmäßig abgefischt wird, kommen sie jetzt noch auf etwa 400 Kilo pro Jahr. Unter der Sechserbrücke zum Beispiel haben sie eine ganze Halde von Einkaufswagen entdeckt. Auch Fahrräder, Ölfässer und sogar eine scharfe Pistole samt Munition wurden abgefischt, abgesehen von einer unüberschaubaren Menge Flaschen und sonstigem Unrat. Selbst Schaulustige am Ufer haben schon mit angepackt, etwa, als ein 110 Kilogramm schwerer Gartenbau-Container ans Ufer gezogen werden musste.

Für die Bootssportler sind die Taucher willkommene Helfer: Sie kommen als Suchtrupp, wenn ein Ruderblatt oder ein Anker versunken ist. Auch verloren geglaubte Wertgegenstände wurden schon vom Seeboden zurück zu den Besitzern befördert. In diesem Jahr startet „Dive’n“ am Sonnabend, 18. August, die nächste Reinigungsaktion. Am 15. September, wenn Tagesspiegel und Wir-Berlin gemeinsam zum Aktionstag aufrufen, wird sich das Team dann wieder den Bereich rund um die Sechserbrücke vornehmen. Größere Gegenstände werden an Seilen nach oben auf die Brücke gezogen.

Die Unterwassersportler wollen sich nicht mehr nur auf das Großreinemachen beschränken. Im kommenden Jahr soll nahe der Greenwichpromenade ein neues Umweltprojekt starten. Dann werden zwei Biologinnen gemeinsam mit jungen Tauchern beginnen, die Pflanzen- und Fischwelt des Tegeler Sees zu analysieren.

Am 15. September ist für die „Saubere Sache“ ab 12 Uhr an der Tegeler Hafenbrücke Einsatz. Auch Landratten können helfen, Versunkenes ans Ufer zu hieven. Handschuhe, Seile, Zangen werden gestellt. Sie wollen mitmachen, aber an anderer Stelle aktiv werden? Hier können Sie Ihre eigene "Saubere Sache"-Aktion anmelden und mit dem Tagesspiegel in Kontakt treten.

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