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Die gesamte Parklandschaft wurde ehrenamtlich geschaffen.

© Timo Kather

Gemeinsame Sache in Steglitz-Zehlendorf 2014: Ein grüner Bezirk

Auch in Steglitz-Zehlendorf begann am gestrigen Freitag der Aktionstag Saubere Sache. Bürgermeister Norbert Kopp half beim Spatenstich für eine grüne Verkehrsinsel.

Die Seniorentagespflegestätte in der Limastraße hat keinen Garten – sondern eine 1400 Quadratmeter große Parklandschaft mit Spazierpfaden und Sitzbänken. Jutta Wiemer und ihre Kollegen betreuen hier 15 demenzkranke Senioren, die Parklandschaft ist ihr ganzer Stolz. Und alles, wirklich alles in dieser Oase wurde in ehrenamtlicher Arbeit geschaffen. Diesmal wird der Zaun mit Efeu begrünt, in den Jahren zuvor wurden ein Rosenbeet, eine Kräuterspirale, ein Hochbeet mit Erdbeeren und vieles mehr angelegt. Obergärtnerin ist Heike Behrendt. Die 55-Jährige kommt zweimal die Woche: „Ich habe nur eine kleine Wohnung – hier im Grünen ist mein Ausgleich."

Saubere Havel

Angelika Heckhausen im Sommer in Pichelswerder und im Sommer auf Fuerteventura.
Angelika Heckhausen im Sommer in Pichelswerder und im Sommer auf Fuerteventura.

© Timo Kather

Die sonnige Hälfte des Jahres verbringt Angelika Heckhausen in ihrem Atelier auf der Halbinsel Pichelswerder, in der kalten Jahreszeit zieht es die 59-Jährige auf die Kanareninsel Fuerteventura. Sie liebt das Wasser, ob süß oder salzig – und ärgert sich, wenn ihr Lieblingselement von gedankenlosen Mitmenschen zugemüllt wird. „Ich habe jeden Tag vor Augen, was so alles die Havel runtertreibt“, sagt sie. Heckhausen will was tun – und befreit die Havelstrände zwischen Großer Steinlanke und Lindwerder vom Unrat. Styropor, Plastikverpackungen, sogar ein Einweggrill wandern in ihren Müllsack. „Ich kann nicht verstehen, warum die Leute nicht wenigstens ihren eigenen Abfall wieder mitnehmen,“ sagt sie

Die Handballerinnen vom BFC Preussen packten an (Carmerplatz)

Hilfe kam auch von der Frauen-Handballmannschaft des BFC Preussen.
Hilfe kam auch von der Frauen-Handballmannschaft des BFC Preussen.

© Timo Kather

Karola Kronheim ist seit 45 Jahren ehrenamtlich bei der Arbeiterwohlfahrt, mittlerweile als Kreisvorsitzende Südwest. Am Samstag dirigiert sie eine 20-köpfige Putzkolonne durch den Park am Carmerplatz. „Eine muss sagen, wo vorne ist“, beschreibt die 70-Jährige ihre Rolle. Kronheim packt selbst mit an, sammelt Plastikmüll und Kippen auf und fischt sogar einen ausrangierten Sonnenschirm aus dem Gebüsch. Hilfe kommt von der Frauen-Handballmannschaft des BFC Preussen. Man kennt sich gut, man hilft sich gern. „Wir wollen Flagge zeigen im Kiez“, sagt Trainer Sven Plötz, bevor er sich wieder dem Herbstlaub widmet.

Die blühende Verkehrsinsel (Kiezmarien)

Auch Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) half beim ersten Spatenstich.
Auch Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) half beim ersten Spatenstich.

© Nora Tschepe-Wiesinger

Sogar der Bürgermeister ist gekommen. Lächelnd hält Norbert Kopp (CDU), Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, einen Strauß roter Rosen in der Hand. Im nächsten Monat sollen die Rosen bereits zu seinen Füßen blühen, denn Norbert Kopp steht auf der Mittelinsel vor dem Bahnhof Lichterfelde Ost, auf der am Freitag anlässlich des Saubere-Sache-Aktionstages der erste Spatenstich für eine Neugestaltung und -bepflanzung der Insel erfolgt ist. Die Bürgerinitiative „Kiezmarien“, die sich seit 2009 um die Aufrechterhaltung und Verbesserung der Lebensqualität im Kiez um den Marienplatz kümmert, will die Mittelinsel mit bodendeckenden Rosen bepflanzen. Dafür hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt 3000 Euro aus dem Fonds für die Förderung des freiwilligen Engagements in Nachbarschaften bereitgestellt. Norbert Kopp führte am Freitag zusammen mit Mitgliedern der Bürgerinitiative den symbolischen ersten Spatenstich für das Beet durch. „Ich freue mich über das Engagement der Bürger“, betonte er. Auch Sigfried Tulke, Vorstandsvorsitzende der Initiative, freut sich über die gute Kooperation mit dem Bezirk. „Durch das Beet wird der Bahnhofsvorplatz aufgewertet“, sagt er. Am Samstag wird sich nicht nur über das neue Beet gefreut, sondern auch der Kiez rund um den Marienplatz sauber gemacht. Helfende Hände sind auch heute willkommen.

Im Tom-Sawyer-Weg in Dahlem wird das Müllsammeln zur Ostereiersuche

Manche Kinder interessierten sich dann doch mehr für die Nacktschnecken.
Manche Kinder interessierten sich dann doch mehr für die Nacktschnecken.

© Nora Tschepe-Wiesinger

Besonders viel Müll finden die Kindergartenkinder des Kinderhauses „Tom Sawyer Dahlem“ am Freitag zwar nicht, dafür aber allerlei anderes. „Guckt mal, ich habe eine Nacktschnecke entdeckt“, ruft der 5-jährige Lennart und seine Freundin Mala hält stolz eine Vogelfeder in die Höhe. „Die Kinder sind ganz erstaunt, wie wenig Müll hier rumliegt“, sagt Erzieherin Nina Prädel. Zusammen mit ihrer Kindergartengruppe von 19 Kindern, die alle zwischen 3 und 6 Jahren alt sind, räumen sie die Straßen um den Kindergarten im Tom-Sawyer-Weg in Berlin-Dahlem auf. „Die Kinder wollten vor allem zu den Spielplätzen, auf denen wir sonst auch oft sind“, erzählt Prädel. In der Gruppe haben sie davor zusammen über die verschiedenen Arten von Müll geredet, welcher Müll gefährlich ist und welcher nicht. „Bisher haben wir nur Papier und Plastik gefunden“, erzählt Lennart und klingt ein wenig enttäuscht. Das ist dann aber so besonders, dass sich alle Kindergartenkinder sofort drauf stürzen. „Da hinten ist noch was“ und „ich will auch mal den Mülleimer tragen“, rufen sie durcheinander. „Dass die Kinder so viel Spaß am Saubermachen haben, hätte ich gar nicht gedacht“, freut sich Erzieherin Nina Prädel.

"Dann machen wir jetzt eben ein Müllsteak" (Biesalski-Schule)

"Wir haben kein Mathe und machen dafür Berlin sauber“, freut sich Antonia von der Biesalski-Schule.
"Wir haben kein Mathe und machen dafür Berlin sauber“, freut sich Antonia von der Biesalski-Schule.

© Nora Tschepe-Wiesinger

„Ih, die sehen ja aus wie Grillzangen“, ruft die 13-jährige Antonia erstaunt und blickt auf die Holzzange zum Müllaufsammeln in ihren Händen. „Dann machen wir jetzt eben ein Müllsteak“, kichert ihr Mitschüler Pascal. Die Klasse 6a/b der Biesalski-Förderschule in Zehlendorf räumt ihren Kiez auf: den Hüttenweg, die Taylorstraße und die Flanaganstraße. Alle 11 Schülerinnen und Schüler der Klasse nehmen einen Besen und eine Müllzange in die Hand. Es dauert nicht lange, bis sie den ersten Müll auf den Straßen um ihre Schule gefunden haben. „Guckt mal, eine alte Stoffmütze“, ruft Antonia und hält das Fundstück in die Höhe, um es anschließend in einem blauen Müllsack verschwinden zu lassen. Die meisten Schülerinnen und Schüler der Klasse 6a/b wohnen zwar nicht selbst in Zehlendorf, sondern in anderen Bezirken, aber es ist ihnen trotzdem wichtig, dass die Straßen um ihre Schule sauber sind. „Das ist eine coole Aktion. Wir haben kein Mathe und machen dafür Berlin sauber“, freut sich Antonia. Um den Schulhof hat sich am vorigen Tag schon die Klasse 5a/b der Schule gekümmert. Der 11-jährige Farid erzählt: „Wir haben total viel Müll gefunden, der nicht von uns war. Den hat einfach jemand über den Zaun geschmissen.“ Er schüttelt empört den Kopf. Jetzt wo er selbst sauber gemacht hat, nimmt er sich vor, in Zukunft keinen eigenen Müll mehr rumliegen zu lassen.

Kein Platz für Kronkorken (Matthäus-Gemeinde Steglitz)

Unter dem Motto „Matthäus wehrt sich“ machen Gemeindemitglieder der Evangelischen Matthäus-Kirche den anliegenden Park sauber.
Unter dem Motto „Matthäus wehrt sich“ machen Gemeindemitglieder der Evangelischen Matthäus-Kirche den anliegenden Park sauber.

© Nora Tschepe-Wiesinger

„Kronkorkenparadies“ nennt Erika Reihlen den Vorplatz vor der Matthäus-Gemeinde in Berlin-Steglitz angesichts der vielen Kronkorken, die sie hier gefunden hat. Der Name gefällt ihr nicht, lieber wäre ihr, wenn vor der Kirche kein Müll läge. „Aber der Bezirk macht ja nichts“, seufzt sie. Unter dem Motto „Matthäus wehrt sich“ machen Gemeindemitglieder der Evangelischen Matthäus-Kirche und Anwohner an diesem Wochenende den Park um die Kirche sauber. Eigentlich gehört die Grünanlage zwischen der Rothenburg- und der Grunewaldstraße der Stadt, aber die habe kein Geld und keine Zeit, um sauber zu machen, erzählt Gemeindemitglied Gerhard Poser. Dadurch mache jeder automatisch die nahe liegende Kirche für den ungepflegten Zustand verantwortlich. „Abends kommen hier oft Jugendliche zum Feiern und Trinken her, dementsprechend sieht es danach aus“, sagt er und deutet auf zwei Bierflaschen im Gebüsch zu seinen Füßen. Erika Reihlen hat am Freitag in zwei Stunden bereits zwei Müllbeutel mit Papier, Flaschen, Dosen und eben Kronkorken gefüllt. Ihr kuriosester Fund war eine Tüte voll mit Werbezeitschriften. „Da hatte wohl einer keine Lust, die auszutragen“ sagt sie und empört sich: „In den USA gäbe es so was nicht. Da sehen die Städte gepflegter aus und man entsorgt seinen eigenen Müll zu Hause, statt ihn in die Büsche zu werfen.“

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