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Schreibtischtäter greifen zum Pinsel.

© Philipp Schaffranek

Gemeinsame Sache in Steglitz-Zehlendorf 2017: Weiße Wände für viel Buntes

Eine Kita bekam einen neuen Anstrich, eine andere wurde zur Backstube. Im Ernst-Reuter-Stadion konnte man das Deutsche Sportabzeichen machen.

Früh morgens rücken die vierzehn Mitarbeiter vom Daimler Group Service in der Kita Lichtefelder Sonnengarten an. Die Mitarbeiter des Daimler-Finanzdienstleisters sind hochmotiviert. Nach einem kurzen Frühstück geht es los: Die Wände sollen ganz in weiß gestrichen werden, damit die Kinder später ihre vielen bunten Bilder daran hängen können. Fünf große Eimer voll mit Farbe haben sie für den neuen Anstrich. „Es macht Spaß und ist etwas anderes, als vor dem Schreibtisch zu sitzen“, sagt Friederike Weber, die gerade die Bodenleiste abklebt. Mit viel Elan pinseln die andern die Farbe an die Wände, während sich Kitaleitern Jasmin Dünzel sich sehr über den Einsatz freut.

„Damit der Teig nicht kleben bleibt“

Auch Backen will gelernt sein.
Auch Backen will gelernt sein.

© Philipp Schaffranek

Schnell ist das Mehl auf dem Tisch verteilt. Ruben, Magnus, Sebastian, Magdalena und Marta backen heute Plätzchen mit ihren Betreuerinnen und Günter Gary. Der gelernte Küchenmeister hat sich freiwillig gemeldet, mit den Kindern der Kita Drei-Käse-Hoch für den guten Zweck zu backen.

Die fertigen Plätzchentüten bringen sie den Menschen der Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung, die gleich nebenan ist. „Damit der Teig nicht kleben bleibt“, beantworten die sechs Vorschulkinder zügig die Frage, warum sie denn das Mehl verstreuen müssen. Dann rollen sie den Teig und stechen mit bunten Formen die Plätzchen aus. Das Backen macht Spaß und genascht wird natürlich zwischendurch auch mal.

Märchen am Nachmittag

Märchenhafte Lesestunde in der Villa Folke Bernadotte in Steglitz-Zehlendorf.
Märchenhafte Lesestunde in der Villa Folke Bernadotte in Steglitz-Zehlendorf.

© Philipp Schaffranek

Maike Stein ist die einzige, die spricht. Sonst ist es leise, in dem kleinen, gemütlichen Raum der Villa Folke Bernadotte, einer Betreuungseinrichtung mit vielfältigem Freizeitbot. 13 Kinder sitzen auf einem roten Tuch und hören ihr gebannt zu, wie sie aus dem Buch „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ vorliest. Es ist ihr Buch, sie hat den bekannten Film aus den 70er Jahren in Buchform gebracht. Los geht es, wie könnte es bei einem Märchen anders sein, mit „Es war einmal“. „Ich fand das Projekt spannend“, sagt Stein, warum sie ehrenamtlich vorliest. Als eine von vier Ehrenamtlichen an diesem Tag, die sich darüber freuen, dass Kinder gerne Geschichten hören.

Die SPD macht kuriose Funde

Stolpersteine-Putzen in Steglitz-Zehlendorf.
Stolpersteine-Putzen in Steglitz-Zehlendorf.

© Philipp Schaffranek

Sogar zwei Portemonnaies sind dabei. Mit Ausweisen, nur ohne Geld. Nicolai Eschenhagen vermutet, dass sie nach einem Taschendiebstahl in das Gebüsch am S-Bahnhof Lankwitz geworfen wurden. Schon einiges haben der Vorsitzende der SPD-Lankwitz und seine Parteifreunde entdeckt: Matratzen, Fahrräder, Schnapsflaschen, Einkaufwagen und Rucksäcke. „Man glaubt gar nicht, was hier Jahr für Jahr an Müll anfällt“, sagt Eschenhagen und holt ein Papiertaschentuch aus der entlegensten Ecke, sodass man sich fragt, wie es dahin gekommen ist. Mit Zangen, Besen und Kehrblech räumt die SPD-Lankwitz den ganzen Bereich rund um den Bahnhof auf.

 

Gegen das Vergessen

Grillabend im Restaurant „Grüezi“ am Stadtpark Steglitz.
Grillabend im Restaurant „Grüezi“ am Stadtpark Steglitz.

© Philipp Schaffranek

„Weil ich es nicht begreifen kann“, sagt Iris Richter. Was sie nicht begreifen kann ist die Massenermordung der Juden durch die Nationalsozialisten. Deswegen ist sie gekommen, um die Stolpersteine in Steglitz zu putzen. „Heute habe ich Zeit, also komme ich“, sagt sie. 19 Stolpersteine. 19 tragische Schicksale. Auch die von Siegfried und Frieda Cohn, die nach Theresienstadt und Auschwitz deportiert wurden. Mit Polierpaste, Reinigungsmittel und einem Putztuch, bringt Richter mit mehreren anderen Helfern die Steine wieder zum Leuchten. Trotz Regen ziehen sie durch Steglitz und Sabine Davids stellt kurz die Biografien vor. Gegen das Vergessen.

Ein großes Dankeschön am Abend

 

Gaumenschmaus für Helfer

Georg Bachmann im Ernst-Reuter Stadion in Zehlendorf beim Medizinball-Weitwurf.
Georg Bachmann im Ernst-Reuter Stadion in Zehlendorf beim Medizinball-Weitwurf.

© Philipp Schaffranek

Sie sind das ganze Jahr über aktiv. Als Deutschlehrer, Gartenpfleger, Jugendbetreuer und Konflikt-Lotsen, arbeiten freiwillig im Café oder helfen unter der Woche in Kitas aus. Rund 100 Ehrenamtliche machen mit dem Stadtteilzentrum Steglitz den Bezirk lebenswerter. Deshalb wollte Thomas Mampel, Leiter des Zentrums, Danke sagen, mit einem Dankeschön-Grillabend im Restaurant „Grüezi“ direkt am Stadtpark. „Sie sind das ganze Jahr über im Einsatz für andere Menschen“, begrüßt er die Ehrenamtlichen zum Grillen. Und das kam gut an: „Ich finde das wahnsinnig toll“, sagt Eva Gericke, die einmal in der Woche Deutschunterricht gibt. 

Kraft und Ausdauer gefragt

Gartenarbeit in der Seniorentagespflegestätte Hildegard Gräfin von Koeningsmarck in Zehlendorf.
Gartenarbeit in der Seniorentagespflegestätte Hildegard Gräfin von Koeningsmarck in Zehlendorf.

© Philipp Schaffranek

Hier geht es einzig und allein um Kraft. Drei Schritte Anlauf, dann muss Gregor Bachmann (51) den zwei Kilo schweren Medizinball so weit wie möglich werfen. Beim zweiten Versuch schafft er 10,10 Meter. Ordentlich. Robby Krämer, ehrenamtlicher Sportabzeichen-Prüfer ist zufrieden. Er ist einer von 9 Freiwilligen, die im Ernst-Reuter-Stadion anbieten, kostenlos das Deutsche Sportabzeichen zu machen. Der Andrang ist groß, sportbegeisterte aus allen Altersklassen sind da und die Prüfer in den Disziplinen Weitsprung, Laufen und Kugelwerfen sehr beschäftigt. Gregor Bachmann, der auch seinen Sohn mitgebracht hat, freut sich über das Angebot: „Gut, dass man das so einfach mal machen kann“.

Wer findet die meisten Zigarettenkippen

Während die Größeren mit mehreren Besen die Treppen des Lilienthaldenkmals fegen, sammeln die Kleineren den vorhandenen Müll aus den Gebüschen und trotzen dem kühlen und regnerischen Wetter. Ein buntes Grüppchen aus engagierten Nachbarn, Kindern aus der Nachmittagsbetreuung des Nachbarschaftshaus Lilienthal und aufräumwilligen Eltern säubert mit viel Spaß den Lilienthalpark am Fliegerberg in Lichterfeld-Süd. Besonders bliebt sind die Fugenkratzer, mit deren Hilfe aus den 75 Steinstufen das Unkraut herausgekratzt wurde, sowie der eilends ausgerufene Wettbewerb der Kinder, wer denn die meisten Zigarettenkippen mit dem Greifer aufheben kann.

Wir räumen den Garten auf

Vater Marcus und die Söhne Edgar(l.) und Quintus Howe räumen auf an der Matthäuskirche in Steglitz.
Vater Marcus und die Söhne Edgar(l.) und Quintus Howe räumen auf an der Matthäuskirche in Steglitz.

© Philipp Schaffranek

Viele ehrenamtliche Helfer unterstützen die Seniorentagespflegestätte Hildegard Gräfin von Koeningsmarck das gesamte Jahr über. Am Empfang, in der Küche. Heike Behrendt kümmert sich seit elf Jahren um den großen Garten. Auch heute, diesmal mit Unterstützung. „Ich möchte eine sinnvolle Sache machen“, sagt Behrendt, die sich für den Tag verschiedene Aufgaben überlegt hat.

Unkraut jäten, den Mulch an den Wegen erneuern und den Rosengarten schneiden. Es fällt viel an, in dem großen Garten, in dem Pfirsiche, Äpfel, Birnen, Himbeeren und viele verschiedene Kräuter wachsen. Heike Behrendt könnte stundenlang über den Garten reden. Sie hat ihr Ehrenamt mit einem Hobby kombiniert: „Ich habe selbst keinen Garten, mag aber die Gartenarbeit sehr.“

Saubermachen rund um die Matthäuskirche

Der fünfjährige Quintus ist fleißig. Er hat sich den großen Rechen geschnappt, mit dem er das Laub rund um die Matthäuskirche zusammenkratzt. Er hat Spaß bei der Sache, dass sieht man ihm an. Voller Elan holt er das Laub auch aus dem dichten Gebüsch. Zu der Saubermachaktion ist er mit seinem Vater Marcus Howe und seinem Bruder Edgar gekommen.

Die Drei wollen viel erledigen: Müll einsammeln und die Bänke vom Graffiti befreien. „Müll weg räumen ist eine einfache Sache und es gibt einen großen Effekt zwischen vorher und nachher“, sagt er, der Gemeindemitglied ist und es wichtig findet, sich zu engagieren. An seine beiden Söhne hat er die Freude am Ehrenamt auf jeden Fall weitergegeben.

Stolpersteine in Schlachtensee

Brenda Nibert kommt aus Texas. Dort arbeitet sie als Freiwillige in einem Holocaust-Museum, erinnert und klärt dort über die Verbrechen der Nationalsozialisten auf. Jetzt hat sie ein Putztuch in der Hand. Darauf eine Mischung aus Zitronensaft und Salz, mit der sie die Stolpersteine in Schlachtensee putzt. „Eine wundervolle Idee“, sagt die Amerikanerin, die gerade bei einer Freundin in Berlin zu Besuch ist. Zuvor hatte sie noch nicht von den Stolpersteinen gehört, möchte aber in den USA darüber berichten, wie in Deutschland an die Opfer des Holocaust erinnert wird. Auf diese Weise könne man gut erinnern, damit sich so etwas schreckliches nicht wiederholt, sagt sie.

Philipp Schaffranek

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