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Berlin: Scheiben für rund 100 000 Euro bei Dussmann zerschlagen

Vermummte warfen Steine gegen das Kulturkaufhaus. Auch SPD-Zentrale beschädigt

Von Tanja Buntrock

und Werner Schmidt

Kaum ein Passant, der beim Spazierengehen am S-Bahnhof Friedrichstraße nicht kurz innehielt: Sechs Scheiben der Glasfront des Dussmann-Kulturkaufhauses sind zerborsten. Die 13 Stein-Einschläge durchzogen das Glas wie Spinnweben. Etwa 15 vermummte Gewalttäter haben Sonntag früh gegen 1 Uhr an der Friedrichstraße die Glasfront mit Pflastersteinen beworfen.

„Wir haben die Steinschläge an den Scheiben gehört und sind nach vorne gerannt. Aber da waren die Täter schon geflohen“, berichtet ein Sicherheitsmann des Kaufhauses am Tag nach dem Anschlag. „Die Steinewerfer trugen Mützen und hatten sich Schals über Mund und Nase gezogen.“ Wie zum Beweis zeigt der Sicherheitsmann die vielen Pflastersteine, die er in fünf roten Dussmann-Tüten eingesammelt hat. Über das Motiv für die Zerstörung konnte gestern nur spekuliert werden.

Auf rund 100 000 Euro schätzt Dussmann-Geschäftsführerin Martina Tittel den Schaden. Noch in der Nacht hatte ein Glaser die zerstörten Scheiben provisorisch repariert und kleine Scheiben auf die Bruchstellen geklebt. Bis gegen 7 Uhr am Sonntagmorgen war er damit beschäftigt, sagte Martina Tittel. Zwischen drei und fünf Tonnen wiegt eine Spezialglasscheibe aus der Ladenfront. Für deren Montage müsse ein Kran eingesetzt werden, sagte Tittel. Ihr ist unerklärlich, weshalb die Vermummten das Kulturkaufhaus angegriffen haben könnten: „Wir haben in der Vergangenheit weder Drohungen noch hässliche Anrufe oder Briefe erhalten.“

Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass die Steinewerfer Dussmann als Vorreiter bei der Ladenschlussdebatte treffen wollten. Seit Jahren ist das Kaufhaus schräg gegenüber dem S-Bahnhof Friedrichstraße montags bis sonnabends von zehn bis 22 Uhr geöffnet. Das ging nur durch einen Trick: Das gesamte Verkaufspersonal wurde zu Prokuristen „befördert“. So umging Dussmann die Bestimmung im Ladenschlussgesetz, wonach nach 20 Uhr nur noch Ladeninhaber, Familienangehörige oder leitende Mitarbeiter verkaufen dürfen.

Auch an der SPD-Zentrale an der Wilhelmstraße in Kreuzberg wurden Steine gegen Scheiben geworfen: Eine sei zerstört, eine zweite beschädigt worden, sagte eine Polizeisprecherin. Niemand sah die Täter, die vermutlich zwischen 3 und 4 Uhr früh in Kreuzberg unterwegs waren.

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