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Berlin: Scheine und Gutscheine

Auch nach dem Fest läuft das Geschäft für die Einzelhändler gut

Kaum ist der vorweihnachtliche Einkaufsstress überstanden, rennen die Berliner wieder in die Kaufhäuser. Zumindest die Berliner, die frei haben, und das sind viele in diesen Tagen. Hinzu kommen die Touristen, die „zwischen den Jahren“ in der Stadt zu Besuch sind und während ihres Aufenthalts durch die Läden schlendern. Die Einzelhändler sind sich einig: Der erste Verkaufstag nach dem Fest war für sie erfolgreich. „Wir werden etwa so viel Umsatz machen wie am 27. Dezember des vergangenen Jahres, und das ist für uns eine gute Sache“, sagt Volker Pesarese, Geschäftsführer von Wertheim am Kurfürstendamm. Jan Holzweißig vom Berliner Einzelhandelsverband bestätigt: „Die Geschäfte waren voll.“ Auch an den anderen Brückentagen, heute und Montag, rechnet er mit vielen Kauflustigen in der Stadt.

Lange Umtausch-Schlangen in den Kaufhäusern bildeten sich, wie erwartet, nicht. Ein Umtausch-Chaos gebe es schon lange nicht mehr, bestätigt KaDeWe-Sprecherin Dagmar Flade. „Die Leute kaufen gezielter ein, fragen wohl auch eher diejenigen, die sie beschenken wollen, nach der richtigen Größe oder Farbe eines Artikels.“ Ein beliebtes Präsent seien mittlerweile Kaufhaus-Warengutscheine, die verschenkt werden. „Genaue Zahlen haben wir nicht, aber wir konnten feststellen, dass die Nachfrage nach Geschenk-Gutscheinen deutlich gestiegen ist“, sagt Flade. Ein bequemer Weg, Enttäuschungen bei der Bescherung unterm Weihnachtsbaum zu vermeiden. Der Beschenkte hat eine bestimmte Summe zur Verfügung und kann davon kaufen, was er möchte.

Jan Holzweißig spricht sogar von einem „Generationswechsel“, was das Schenk-Verhalten angeht. Die Leute fragten genauer nach den Wünschen, zudem würde immer mehr Bargeld, wahlweise auch mit selbst gebastelten Gutscheinen, unter den Tannenbaum gelegt. An der Theaterkasse im KaDeWe haben die Verkäuferinnen schon seit Jahren einen „Trend zum Gutschein-Verschenken“ festgestellt. In der Woche vor Weihnachten seien pro Tag etwa 20 Gutscheine über den Tresen gegangen. „Da kann sich dann jeder selbst aussuchen, für welche Show oder für welches Konzert er den Gutschein einlösen möchte.“

Ähnlich sieht es im Berliner Buchhandel aus. Der Filialleiter von Hugendubel am Tauentzien, Sebastian Blenninger, bestätigt: Gutscheine sind seit Jahren ein Renner. Zwar werde an den Tagen unmittelbar nach dem Weihnachtsfest „das eine oder andere Buch mehr als sonst umgetauscht“, doch das sei ganz normal.

Warum die Berliner nach all dem Vorweihnachtsstress nicht genug haben vom Einkaufen und Geldausgeben? „Die Leute sind nicht dumm, sie wissen, dass die Händler nach Weihnachten nochmal den Rotstift zücken“, erklärt Volker Pesarese.

Aber auch die psychologische Komponente spielt eine Rolle: Jetzt, wo keiner mehr pünktlich zum Fest einem bestimmten Geschenk hinterher hetzen muss, nutzen die Kunden ihre freien Tage zum Ausschlafen und zum gemütlichen Shopping-Bummel – so sieht es Jan Holzweißig. „Und das Geld, das sie unter dem Weihnachtsbaum erhalten haben, können die Leute nun in aller Ruhe ausgeben.“

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