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Berlin: Schicksale von Mauertoten werden erforscht

Zum Beispiel Ernst Mundt – 41 Jahre alt, 1962 erschossen von einem Grenzsoldaten, als er an der Bernauer Straße versuchte, in den Westen zu flüchten. In den Akten ist Mundt nur ein Fall, ein Mauertoter.

Zum Beispiel Ernst Mundt – 41 Jahre alt, 1962 erschossen von einem Grenzsoldaten, als er an der Bernauer Straße versuchte, in den Westen zu flüchten. In den Akten ist Mundt nur ein Fall, ein Mauertoter. Das soll sich ändern. Der Verein Berliner Mauer und das Zentrum für zeithistorische Forschung (ZZF) in Potsdam wollen nun den Opfern des DDRGrenzregimes ihre Biografie zurückgeben – und das Rätsel lösen, wie viele es zwischen 1961 und 1989 waren. In Berlin und bundesweit.

Bisher geht die Berliner Staatsanwaltschaft von 86 Mauertoten aus, die Polizei von 92, die Zentrale Ermittlungsstelle für Regierungs- und Vereinigungskriminalität von 122 – und Alexandra Hildebrandts „Arbeitsgemeinschaft 13. August“ von 210. Die einzelnen Schicksale sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unbekannt. In zwei Jahren soll ein vierköpfiges Forscherteam beides vorlegen: Schicksale und Daten, in Form eines biografischen Handbuchs aller Mauertoten. „Kein effektvoll-heroisierendes, sondern ein nüchternes“ Werk soll es werden, wie Gabriele Camphausen, die Vorsitzende des Vereins Berliner Mauer, gestern sagte. Die Kosten, 260000 Euro, übernimmt wohl Kulturstaatsministerin Christina Weiss.

Dass es noch keine solche Studie gibt, erklärt Hans-Hermann Hertle vom ZZF mit „dem bislang herrschenden Desinteresse am Thema“. Nun wollen sich die Historiker auf Akten aus den Mauerprozessen stützen, um zu klären, welche der bisher bekannten 244 Toten in Berlin tatsächlich Opfer des Grenzregimes sind; 138 gelten als sicher. Sie wollen trennen: zwischen Suizidfällen, Fluchtabsicht oder Unfällen im Grenzgebiet. Illusionen machen sie sich keine: „Es werden Fragen offen bleiben.“ mne

Das Maueropfer-Projekt im Internet:

www.chronik-der-mauer.de

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