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Berlin: Schicksalstag für die KPM

Heute wird über weitere Hilfen für Porzellan-Manufaktur entschieden

Für die Königliche Porzellan Manufaktur (KPM) geht es heute ums Überleben. Der Ausschuss der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) muss weitere Millionenzuschüsse bewilligen, damit das Berliner Traditionshaus auch künftig noch seine Rechnungen bezahlen kann. Die Entscheidung wird auf höchster Ebene von drei Senatoren getroffen: Finanzsenator Thilo Sarrazin, Wirtschaftssenator Harald Wolf und Bausenator Peter Strieder. Leicht wird es ihnen nicht gemacht, denn die KPM verursacht seit Jahrzehnten Millionenverluste, und der Ruf nach einer Schließung wird lauter.

Ob die Königliche Manufaktur ausgerechnet im Jubiläumsjahr ihres 240-jährigen Bestehens, endgültig ihre Tore schließen muss, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt völlig offen. Nach Informationen des Tagesspiegels will man in der neu besetzten Chefetage der Investitionsbank die Verluste nicht länger tragen – weil sie die Bilanz verhageln. Ein Ende mit Schrecken sei besser als ein Schrecken ohne Ende.

Zugleich versicherte der zuständige Bankdirektor Thomas Dankwart, Verhandlungen mit potenziellen Käufern stünden kurz vor dem Abschluss. Doch bisher geschah nichts. Insidern zufolge wäre jedoch auch ein „Verkauf“ der KPM nicht möglich, ohne noch einmal tief in die Landeskassen zu greifen; ohne eine „Anschubfinanzierung“ in Millionenhöhe würde kein Investor dem schlechten Geld gutes hinterherwerfen.

Zumal bisher alle Versuche fehlschlugen, die KPM aus den roten Zahlen zu führen. Bereits mehr als die Hälfte der Belegschaft wurde seit 1994 entlassen. Dennoch schrieb die KPM nach Angaben der Investitionsbank Berlin auch im Jahr 2000 noch Verluste in Höhe von zehn Millionen Euro. Eine Rettung ist auch nicht vom Markt zu erwarten. Der Absatz des „weißen Goldes“ halbierte sich in den vergangenen Jahren vier Jahren.

Eine weitere Gefahr für die KPM lauert in Brüssel. Die Europäische Kommission hatte bereits die letzte große Rettungsaktion für das Traditionsunternehmen nur unter der Maßgabe bewilligt, dass die KPM bis zum Jahr 2004 wieder aus eigener Kraft am Markt bestehen kann. Hintergrund: Eine langfristig subventionierte Manufaktur gefährdet den Wettbewerb am Porzellan-Markt.

Doch den Handlungsdruck, der in der Chef-Etage der IBB besteht, gibt es unter den Senatoren offenbar nicht. Aus politischen Kreisen ist zu hören, man erwäge die Ausschreibung eines „Interessenbekundungsverfahrens“. Damit hätten noch einmal alle potenziellen Käufer die Gelegenheit, erneut ihre Angebote für eine Übernahme der Manufaktur abzugeben. Auf Zeit spielen kann die Geschäftsführung der KPM dagegen nicht mehr sehr lange. Nach Informationen des Tagesspiegels hat sie mehrere Mieten für die schönen neuen Fabrikhallen an der Straße des 17.Juni bisher nicht bezahlt.

Die Vermieterin drückt bisher offenbar beide Augen zu: Weil es sich ebenfalls um eine landeseigene Tochter der Investitionsbank handelt.

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