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Berlin: Schießwütiger Rentner nach Telefonat gefasst

Tempelhofer Eifersuchtsdrama geklärt: Polizei erwischt Täter erst am Handy – und dann in einer Laubenkolonie

Erst bekam die Polizei den Täter ans Telefon, dann bekam sie ihn zu fassen. Rudolf Schmitz hatte am Samstagabend seine frühere Lebensgefährtin durch mehrere Schüsse in Brust und Bauch lebensgefährlich verletzt, auch ihren neuen Lebensgefährten verletzte er schwer. Am Sonntagabend gelang es der Polizei zunächst, mit dem 64-Jährigen zu sprechen. Doch Schmitz ließ sich nicht überreden, sich zu stellen. „Er hat uns in dem Telefonat gesagt, wo in etwa er sei“, hieß es bei der Kripo. Doch die wenigen Informationen reichten den Ermittlern offenbar: Der 64-jährige wurde am Montagabend in einer Laubenkolonie im Süden Berlins von Beamten eines Spezialeinsatzkommandos festgenommen.

Seine ehemalige Lebensgefährtin, die 64 Jahre alte Gertraude T. schwebte auch gestern noch in Lebensgefahr. Auch der 66 Jahre alte Wolfgang E., der einen Schuss ins Gesicht abbekam, ist so schwer verletzt, dass er bislang noch nicht befragt werden konnte. Die Kripo hofft, dass E. am heutigen Dienstag erstmals die Bluttat schildern kann.

Das Telefonat der Polizei mit Rudolf Schmitz erfolgte über das Mobiltelefon des Täters, es dauerte nach Informationen des Tagesspiegels nur wenige Sekunden. Während des Gespräches soll die Kripo keine Umgebungsgeräusche erkannt haben, „das war unauffällig“, hieß es.

Da Rentner Schmitz bewaffnet unterwegs war, hatte die Polizei am Sonntag vor dem Mann gewarnt. Inwieweit die Polizei die technischen Möglichkeiten genutzt hatte, den Standort von Mobiltelefonen zu orten, wollten die Beamten gestern nicht sagen.

Zum Motiv für seine Tat habe sich Rudolf Schmitz nicht geäußert. Die Kripo glaubt, dass Eifersucht den Rentner zu der Bluttat trieb. Mit Gertraude T. war er 26 Jahre zusammen gewesen, bis sich die Frau vor einem halben Jahr von ihm trennte. Vermutlich hat Schmitz zuletzt das Gefühl bekommen, dass zwischen Gertraude T. und seinem Bekannten Wolfgang E. „mehr ist“ als nur eine Bekanntschaft. Schmitz organisierte sich eine Waffe, mit der er am Sonnabend um 22.15 Uhr in die Zweizimmerwohnung von Wolfgang E. eindrang und sofort schoss.

Da sein Mercedes in der Germaniastraße vor dem Reihenhaus parkte, wusste er, dass seine Ex-Lebensgefährtin wieder mal bei seinem Freund Wolfgang zu Besuch war. Der graue 190er war zwar auf Rudolf Schmitz angemeldet, wurde aber ausschließlich von Gertraude T. gefahren, auch in dem halben Jahr nach der Trennung. Schmitz selbst wollte kein Auto mehr fahren, weil er auf einem Auge schlecht sieht. Zielen konnte er trotzdem gut. „Beim Schießen kneift man immer ein Auge zu“, sagte ein Kriminalbeamter.

Die Medikamente, die Rudolf Schmitz regelmäßig einnehmen muss, seien für ihn nicht lebenswichtig, hieß es gestern bei der Polizei. Unklar ist immer noch, ob Schmitz bei der Bluttat unter Alkoholeinfluss stand. Seine Trinklust soll für Gertrude T. auch der Grund gewesen sein, ihren Lebensgefährten nach so langer Zeit zu verlassen.

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