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Schiffsgottesdienst in Berlin-Mitte: Gottes nasse Fanmeile

Beten geht auch an Bord: Zu Besuch beim Schiffsgottesdienst der Berliner Stadtmission auf der Spree.

Die Fahrgäste der Ausflugsschiffen lugen neugierig herüber, Spaziergänger am Ufer wundern sich. Auf der „SpreeBlick IV“, einem typischen Touristendampfer, der am Paul-Löbe-Haus vor Anker liegt, steht ein Altar. Musik klingt über das Wasser. Schließlich tritt ein Mann in weißem Oberhemd ans Mikrophon. Pfarrer Lorenz Bührmann begrüßt die Besucher zum traditionellen Schiffsgottesdienst der Berliner Stadtmission.

Seit 20 Jahren lädt das diakonisch-missionarische Werk der Evangelischen Kirche die Berliner und ihre Gäste an jedem ersten Sonntag im Monat zum Gottesdienst an Bord ein. Ursprünglich war es ein Angebot, das sich eher an Menschen richtete, für die der sonntägliche Kirchgang alles andere als normal ist. Doch mittlerweile hat sich eine feste Fangemeinde der Schiffsgottesdienste gebildet: Menschen haben ihre Kinder auf dem Ausflugsschiff taufen lassen, kirchliche Reisegruppen aus ganz Deutschland kommen beim Berlinbesuch an Bord.

Und auch gestern hatten die Gottesdienstbesucher schon eine halbe Stunde vor Beginn Probleme, noch einen Sitzplatz auf dem gut gefüllten Schiff zu ergattern. An Bord erlebten sie dann einen Gottesdienst, wie er im Prinzip auch in jeder Kirchengemeinde stattfinden könnte. Bekannte Kirchenlieder wurden gesungen, etwa Paul Gerhardts „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, Gebete gesprochen und ein Psalm gelesen.

Pfarrer Bührmann predigte über eine Geschichte aus dem Alten Testament: Sie handelt vom Feldherren Naaman, der an Aussatz leidet und zum Propheten Elisa kommt, um sich helfen zu lassen. Erst will er auf dessen Rat nicht hören und ist empört, weil der Prophet nicht selbst mit ihm redet und seinen Diener schickt. „Es wäre so, als ginge Angela Merkel zum Arzt und würde von der Sprechstundenhilfe hören: Geh und kauf dir rezeptfreie Medizin in der Apotheke“, sagt Bührmann. Nur weil sich der Feldherr von seinen Dienern überzeugen lässt, wird er geheilt. Der Pfarrer erklärt die Geschichte als „Anleitung zum Glücklichsein“. Es seien die „kleinen Dinge des Lebens“ gewesen, die Naaman geholfen hätten. Die Diener, auf die er gehört habe. Vor allem aber habe er eine Heilung ohne Gegenleistung erhalten. „Das Geschenk Gottes ist umsonst: die Gnade. Man kann es sich nicht verfügbar machen“, sagte Bührmann. „Vielleicht entdecken Menschen das erst, wenn sie, wie Naaman, in der Krise stecken.“ Die Botschaft der Geschichte laute: „Nimm dich selbst zurück, vertrau auf den Herrn – und finde im Glauben an den lebendigen Gott dein Glück.“

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