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Berlin: Schild-Bürgerstreich

Anrainer umgehen auf ihre Art die neue Adresse Rudi-Dutschke-Straße

Seit April heißt die Kochstraße in Kreuzberg offiziell Rudi-Dutschke-Straße. Doch damit wollen sich einige Anwohner und Unternehmen nicht abfinden. Sie protestieren gegen die neue Adresse – und zwar auf ihre Weise.

Besonders auffällig zeigt sich das an der Fassade der Rudi-Dutschke-Straße 26: Dort steht in riesigen, bronzefarbenen Lettern „Kochstr. 60 seit 1734“. Das ist nämlich die alte Adresse des sanierten Hauses, wo sich nun Galerien etabliert haben. Äußern wollte sich der Hausbesitzer gestern jedoch nicht dazu im Tagesspiegel. Auch die „Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft“ (GSW) hat sich etwas einfallen lassen, um die neue Anschrift zu umgehen. So wurde am 1. Juni kurzerhand der bisherige Nebeneingang in der Charlottenstraße zum Haupteingang umfunktioniert. „Wir fühlen uns mit der traditionsreichen Adresse Charlottenstraße eher verbunden als mit dem neuen Namen“, sagte eine Sprecherin. Außerdem ziehe die GSW eine „politisch neutrale Adresse“ vor. Der Adressenumzug sei mit Zustimmung der anderen Mieter, unter anderem der Sparkasse und der Immobilienfirma Engel & Völkers geschehen.

Im Jahr 2005 hatten die Bezirksverordneten von Friedrichshain-Kreuzberg die Umbenennung des östlichen Teils der Kochstraße (zwischen Friedrichstraße und Axel-Springer-Straße) in Rudi-Dutschke-Straße beschlossen. Mit den neuen Straßenschildern soll der Anführer der Studentenbewegung von 1968 geehrt werden: Er war 1979 an den Folgen eines Attentats, das 1968 auf ihn verübt worden war, gestorben. Beim Bürgerentscheid votierte die Mehrheit im Bezirk für die Umbenennung. Klagen von Anrainern, darunter auch der Axel-Springer AG, blieben erfolglos. tabu

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