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Berlin: Schinkels Platz in alter Schönheit

Stiftung will den Ort an der Bauakademieaufwerten

Oft stehen Passanten vorm verschnörkelten Straßenschild „Schinkelplatz“ und wundern sich: Wo ist denn hier der Platz, der zu dem schönen Schild passt? Es sind ein Stück Rasen, drei Denkmäler (Schinkel, Beuth und Thaer), zwölf meist freie Bänke und vier dünne Bäumchen zu sehen. Sie wirken allesamt vor der roten Stoffkulisse der Bauakademie wie bestellt und nicht abgeholt. Der Schinkelplatz mitten in der Stadt scheint seines Namens nicht würdig. Im Straßenverzeichnis ist er auch nicht zu finden.

Die gemeinnützige von-Hinkeldey-Stiftung, die gerade das Standbild des Flensburger Löwen und seinen Vorplatz am Großen Wannsee mit rund 45 000 Euro restaurieren half, will nun den vergessenen Platz originalgetreu wiederherstellen. „Der große Baumeister Karl Friedrich Schinkel verdient, dass sein bedeutsames Wirken in Berlin angemessen gewürdigt wird“, sagen Georg Schertz, der frühere Polizeipräsident, und Gerhard Simke vom Vorstand der Stiftung.

Zur Würdigung sollen eine halbrunde Sitzbank mit Lehnen aus Naturstein, eine so genannte Exedra, ein Brunnen, ein Boden aus Mosaiksteinen und weitere Bäume beitragen. So, wie es hier mal ausgesehen hat, wie Schinkel sich 1838 den Platz vor seiner Bauakademie vorstellte. Nach Schinkels Tod vollendete Peter Joseph Lenné den Platz, beschrieb ihn als „freundlichen Raum, als Ort der Geselligkeit und auch des ernsthaften Gespräches“. Als Oase der Ruhe, mit Blick auf die Friedrichswerdersche Kirche, das wieder aufgebaute Kommandantenhaus, die Spree, die Schlossbrücke, den Lustgarten, das Alte Museum. Das Schloss müsste man noch dazudenken, auch eine richtig wieder aufgebaute Bauakademie.

Möglichst im nächsten Jahr möchte die Stiftung mit dem Werk beginnen, das Placet der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat sie schon. Nur das Geld fehlt noch. Die Gesamtkosten betragen rund 900 000 Euro. „Das Projekt geht über unsere Kräfte, allein schaffen wir es nicht“, sagen Schertz und Simke. Um die 45 000 Euro will die Stiftung für den Platz mindestens beisteuern, sucht nach weiteren Sponsoren. Sie erwartet, dass bei Aussicht auf genügend privates Geld auch das Landesdenkmalamt helfend eingreift. So war es auch am Wannsee beim Löwen, bei dessen Restaurierung das Landesdenkmalamt die andere Hälfte der Kosten trug.

Am Schinkelplatz wird alles eine Nummer größer ausfallen. Senatsbaudirektor Hans Stimmann zeigte sich bereits „dankbar, dass ein städtebaulich ambitionierter Mäzen entschlossen ist, an einem geschichtsreichen Ort Berliner Bau- und Gartenarchitektur zu neuem Leben zu erwecken.“ Die Wiederherstellung des historischen Platzes passt ins Senatskonzept für die Wiederbelebung des Friedrichswerders. Zwischen Kirche und Platz sollen wie einst wieder Häuser stehen.

In den neunziger Jahren bekam der Platz, auf dem früher ein Teil des DDR-Außenministeriums stand, wieder ein wenig Kontur: mit dem Aufstellen der Denkmäler von Karl Friedrich Schinkel, von Peter Christian Wilhelm Beuth (preußischer Staatsmann und Leiter des Gewerbeinstituts) und Albrecht Thaer (Begründer der modernen Landwirtschaftslehre). Und vor einem Jahr wurde die Bauakademie zumindest aus Stoff wieder aufgebaut, um zu zeigen, wie gut sie in das historische Ensemble passt.

Die von-Hinkeldey-Stiftung ist nach einem wohltätigen Berliner Polizeipräsidenten des 19. Jahrhunderts benannt. Sie wurde vor mehr als zehn Jahren von einem Urahnen wieder ins Leben gerufen. Er bat Georg Schertz in den Stiftungsrat. Seitdem wurden regelmäßig historisch wertvolle Denkmäler und Skulpturen restauriert, etwa die Humboldt-Gräber im Tegeler Schloss, die „Badende“ am Schlachtensee, die Bärensäulen im Alten Stadthaus.

Christian van Lessen

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