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Berlin: Schläger aus dem Kiez

Prozess um Überfallserie in Charlottenburg-Nord

In der Gruppe fühlten sie sich stark. Doch vor Gericht fehlte ihnen Kraft in der Stimme und zum Teil auch die Erinnerung: Drei Jugendliche, die mit ihrer Gang laut Anklage monatelang Charlottenburg-Nord unsicher machten, müssen sich seit gestern wegen räuberischer Erpressung und Körperverletzung vor einer Jugendstrafkammer verantworten. Die Angeklagten im Alter zwischen 17 und 21 Jahren sollen unter anderem in unterschiedlicher Tatbeteiligung an drei Überfällen auf Kraftfahrer und einem Raub in der U-Bahn beteiligt gewesen sein.

Auf dem Heckerdamm in Charlottenburg traf es laut Anklage den Fahrer einer Kehrmaschine. Der Mann wurde aus der Kabine gezogen, geschlagen, getreten und mit Reizgas misshandelt.

Im Juli 2005 wurde eine Autofahrerin Opfer der Bande. Die drei Angeklagten und zwei weitere Komplizen sollen vor das Auto der Frau gesprungen sein und in Raubabsicht versucht haben, die Türen zu öffnen. Einen Überfall auf einen Fahrgast in der U-Bahnlinie 7 sollen die jungen Täter später mit einem Handy gefilmt haben.

„Es war cool in der Gruppe, allein würde ich auch Angst haben“, sagte der 18-jährige Angeklagte. Er räumte eine Beteiligung an dem Überfall in der U-Bahn ein. Dass die brutale Szene gefilmt wurde, will er allerdings nicht bemerkt haben.

Alle drei Angeklagten erklärten, dass sie mit dem Angriff auf die Autofahrerin jedoch nichts zu tun hätten. Der 17-jährige Angeklagte, der bei der Staatsanwaltschaft als Intensivtäter gilt, sagte: „Ein paar von uns sprangen ihr vors Auto. War Blödsinn, keine größere Sache.“ Der Prozess wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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