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Schlägerei in Einkaufszentrum: Rocker jagen Rocker

Zwischen den beiden Rockerclubs Bandidos und Hells Angels eskaliert erneut ein Revierstreit. Am Dienstag kam es zu einer Schlägerei in einem Einkaufszentrum.

Das einst viel beschworene Friedensabkommen unter Rockern lässt in seiner Wirkung nach. Erneut standen sich am Dienstag bekannte Rocker aus den traditionell konkurrierenden Bruderschaften Bandidos und Hells Angels gegenüber – wohl gemerkt mitten im Einkaufscenter am Borsigturm in Tegel. Prompt kam es zu einer Schlägerei, anrückende Beamte nahmen sieben Männer fest. Ein türkischstämmiger Hells Angel hatte ein Messer dabei. In der Nacht zum Mittwoch sammelten sich daraufhin Bandidos, um in einem Konvoi über die Stadtautobahn nach Köpenick zu fahren. Bevor die Rocker ihr mutmaßliches Ziel erreichten – nach Tagesspiegel-Information die Kneipe eines hochrangigen Hells Angel in der Lindenstraße – wurden sie von der Polizei an der Wuhlheide gestoppt. Die elf Männer hatten Messer, ein Beil und eine Eisenstange dabei. An diesem Donnerstag beginnt in Berlin außerdem ein Prozess gegen drei Jugendliche wegen Bildung einer bewaffneten Gruppe. Um gegenüber konkurrierenden Rockern das Revier zu markieren, waren vor einem Jahr 50 Bandidos bewaffnet durch das Gesundbrunnen-Center in Wedding marschiert.

Vergangenen Mai hatten bundesweit geachtete Rockerfürsten in der Hannoveraner Kanzlei von Staranwalt Götz von Fromberg ein Abkommen unterzeichnet: Hells-Angels-Chef Frank Hanebuth und Bandidos-Oberhaupt Peter Maczollek drohten demjenigen mit Ausschluss aus der jeweiligen Bruderschaft, der sich nicht an das Papier hält. Darin heißt es, Städten, in denen einer der beiden Clubs vorherrscht, bleiben Mitglieder des anderen Vereins fern. Außerdem sind Neugründungen lokaler Ableger nur in Absprache erlaubt.

Gerade weil Berlin als Brennpunkt im Milieu gilt, treffen sich die regionalen Bosse großer Rockergruppen regelmäßig zu Besprechungen. Trotzdem lässt sich das Abkommen in Berlin kaum umsetzen. Knapp 800 Rocker beobachten die Behörden hier – und die geraten immer wieder aneinander. Beispiel Reinickendorf: Lange war der Bezirk in Hand der Bandidos – bis das dortige Chapter El Centro in einem waghalsigen Coup die Seiten gewechselt hatte. Die Abtrünnigen haben ihr Vereinsheim weiter in der Residenzstraße. Am Dienstag haben sie sich nun in Hells-Angels-Kutten mit ihren einstigen Kameraden im Einkaufscenter angelegt.

Sicherheitsexperten hatten das Abkommen ohnehin als fragil bezeichnet, die Senatsinnenverwaltung sprach von einer „PR-Veranstaltung“. Rocker kämpfen etwa um Türen von Nachtclubs, weil sie als Einlasser bestimmen, welche Geschäfte dahinter stattfinden. Die Polizei spricht von Schutzgeld, Drogen- und Waffenhandel.Hannes Heine

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