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Berlin: Schlaflos vor Aufregung

Von Tanja Buntrock Heute erwartet Deutschland wohl die härteste Schlacht dieser WM - so jedenfalls prophezeien es die Experten. Die Mannschaft der Südkoreaner, auf die das Team von Rudi Völler im Halbfinale trifft, hat schließlich den dreifachen Weltmeister Italien, aber auch die stolzen Spanier nach Hause geschickt.

Von Tanja Buntrock

Heute erwartet Deutschland wohl die härteste Schlacht dieser WM - so jedenfalls prophezeien es die Experten. Die Mannschaft der Südkoreaner, auf die das Team von Rudi Völler im Halbfinale trifft, hat schließlich den dreifachen Weltmeister Italien, aber auch die stolzen Spanier nach Hause geschickt. Um 13 Uhr 30 ist Anpfiff in der „Hölle von Seoul“ (Bild). Auch viele der etwa 4000 in Berlin lebenden Koreaner (die Hälfte davon sind Gastarbeiter, jeweils ein Viertel Studenten und Geschäftsleute) werden ihrer Mannschaft die Daumen drücken.

In der Kulturabteilung der Koreanischen Botschaft am Lützowufer fiebern etwa 150 Koreaner dem Halbfinalspiel entgegen. Mehr passen nicht rein. Bereits zur Eröffnungsfeier der Fußball-WM war der Raum bis zum letzten Plätzchen gefüllt. Hinterher gab’s ein reichhaltiges Büfett mit koreanischen Spezialitäten: von Kimchi bis hin zu kleinen Krabbenpfanneküchlein. Der Botschafter selbst wird diesmal jedoch nicht dabei sein. Gestern flog er bereits in die Heimat - allerdings nicht zum wohl bisher wichtigsten Spiel der Mannschaft, sondern wegen geschäftlicher Termine. „Im Prinzip kann jeder kommen, der will, aber wir haben nur begrenzt Platz“, sagt die Organisatorin und stellvertretende Vorsitzende des „Koreanischen Vereins in Berlin“, Frau Han Ki-Sok. Die jüngeren Koreaner würden das Spiel im Sony Center am Potsdamer Platz anschauen, hat Frau Han erfahren. Sicher träfen sich einige wenige auch in einem der sieben, acht koreanischen Restaurants in der Stadt.

Zum Beispiel im „Seoul-Kwan“ in der Friedenauer Schmiljanstraße 25. Um die 40 koreanische Gäste erwartet die Chefin Lee Kum-Sook heute Mittag. Sie selbst gesteht, dass sie schon seit einigen Tagen nicht schlafen kann vor Aufregung. Während des Spiels könne sie zwar nicht aufhören zu arbeiten - schließlich müssen die Gäste verköstigt werden -, doch bliebe immer mal wieder genug Zeit, um ein paar Spielszenen zu verfolgen. Sollte das koreanische Team gewinnen, wovon Frau Lee ausgeht („2:1“), zieht die ganze Truppe im Autokorso mit Fahnen und lautem Hupen Richtung Ku’damm. „Wir schließen sowieso um 15 Uhr, da können wir erst mal feiern.“ Abends würde dann der Sieg im Restaurant mit ordentlich viel koreanischem Reisschnaps, „Sosojo“, begossen. Dazu singt man - wie es in Korea üblich ist- Karaoke. „Das geht dann bis in die Nacht, war bei dem Spiel gegen Italien auch schon so“, sagt Frau Lee.

Auch Frau Han hat ihre Korea-Flagge schon im Kofferraum ihres Autos verstaut. „Vielleicht machen wir wieder eine Parade“, sagt sie, „auf dem Ku’damm, so wie nach dem letzten Spiel“. Aber ganz sicher sei sie noch nicht, „weil wir nun mal hier in Deutschland leben, und vielleicht sind die Deutschen ja sehr traurig, wenn sie verlieren.“ Doch warum sollen die Koreaner nicht genauso hupen und jubeln können - wenn auch mit weniger Landsleuten - als die Türken? „Stimmt auch wieder“, lenkt Frau Han ein. Auf jeden Fall würden das Brandenburger Tor und der Ku’damm angefahren werden zum Hupen und Fahnen-Schwenken.

Auch Mercedes-Benz am Salzufer wird wohl einige koreanische Gäste zum Halbfinal-Spiel begrüßen dürfen. „Vor allem Diplomaten und Botschaftsangehörige haben wir persönlich eingeladen“, sagt Sprecher Joachim Ackermann. Der Eintritt ist kostenlos, jeder kann kommen, so lange der Platz reicht. Schon eine Stunde vor dem Spiel wird eine koreanische Musikgruppe die erwarteten 1500 Zuschauer in Stimmung trommeln. „Wer will, kann sich in unserer Schminkecke auch die koreanische Flagge auf die Wange malen lassen“, fügt Ackermann hinzu, „geschmückt ist unser Haus aber auch mit koreanischen Fahnen.“

Bei der Firma „Samsung“ in Köpenick wird zum Spiel in der Kantine eine Großleinwand aufgebaut. Etwa 200 Arbeiter, davon 20 Koreaner, die nicht in der Produktion stünden, dürfen zuschauen, sagt der Präsident Park Tae-Sik. Er selbst ist auch dabei und wünscht seinem Team viel Glück.

So wie wohl auch einige Holländer. Deren „Oranje-Team“ hat es nicht geschafft, bei dieser WM dabei zu sein. Umso lieber sähen die Holländer es, wenn die Deutschen rausflögen. Schließlich ist der Trainer der Koreaner, Guus Hiddink, ein Holländer.

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