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Berlin: Schlag gegen rechtsextreme Skinhead-Band

Von Frank Jansen Ein halbes Jahr nach dem Schlag gegen die rechtsextreme Kultband „Landser“ können die Berliner Sicherheitsbehörden einen weiteren Erfolg vorweisen. Ende April und Anfang Mai hat die Polizei in Berlin und Brandenburg fünf Mitglieder der Gruppe „Deutsch, Stolz und Treue (DST)“ sowie sieben Personen aus dem Umfeld vorläufig festgenommen.

Von Frank Jansen

Ein halbes Jahr nach dem Schlag gegen die rechtsextreme Kultband „Landser“ können die Berliner Sicherheitsbehörden einen weiteren Erfolg vorweisen. Ende April und Anfang Mai hat die Polizei in Berlin und Brandenburg fünf Mitglieder der Gruppe „Deutsch, Stolz und Treue (DST)“ sowie sieben Personen aus dem Umfeld vorläufig festgenommen. Rund 500 Exemplare der gerade erst produzierten CD „Ave et victoria“ wurden beschlagnahmt. Das ist vermutlich die Hälfte der gesamten Auflage, die im europäischen Ausland hergestellt wurde.

In den 13 Songs der CD verherrlicht „DST“ den Nationalsozialismus, leugnet den Holocaust und propagiert den Mord an Juden, Ausländern und Politikern. So heißt es in dem Lied „NS-Macht“: „Schlagt sie nieder, haut einfach drauf, legt sie in Ketten und hängt sie auf, erst wenn das Pack sein Blut sieht, weiß es genau, die NSDAP siegt.“ Außerdem sind Ausschnitte von Reden Adolf Hitlers und anderer Nazi-Größen zu hören.

Den entscheidenden Hinweis auf die neue CD erhielten Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft vom Berliner Verfassungsschutz, der die Band intensiv beobachtet. Die Polizei fischte dann ein größeres Paket mit CDs aus dem Postverkehr. Die Ware sollte von Berlin aus erst nach Westdeutschland und dann in eines der neuen Bundesländer geschickt werden.

Die vorläufig festgenommenen Rechtsextremisten befinden sich wieder auf freiem Fuß. Es handelt sich vor allem um Berliner im Alter zwischen Anfang 20 und Mitte 30. Als Anführer gilt der Neonazi Peter Marko B. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm und den anderen elf Beschuldigten Volksverhetzung sowie Verbreitung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vor. Geprüft wird , ob die Band und ihre Unterstützer als kriminelle Vereinigung einzustufen sind. Mit falschen Angaben auf dem Cover der CD versucht „DST“, der Strafverfolgung zu entgehen. So steht unter einem Reichsadler mit Hakenkreuz, die Songs seien 1996 aufgenommen worden. Damit wären einige Delikte verjährt. Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden hat die Band die CD „Ave et victoria“ Anfang 2002 produziert.

Ein Beleg findet sich in der Szene-Publikation „Donnerschlag“. 2001 kündigten Mitglieder der Gruppe im Interview an, eine neue CD zu produzieren. „Zur Aufnahme werden wir wieder ein Studio im Ausland aufsuchen, von wo die Scheibe auch vertrieben wird“, heißt es in der Antwort auf die Frage, wann von DST weiteres „Material“ zu erwarten sei.

„Deutsch, Stolz und Treue“ wurde 1994 in Berlin gegründet. Die Band ist wegen ihrer brutalen und eindeutig neonazistischen Songs in der rechten Szene bundesweit populär. Allein zwischen 1999 und 2001 trat „DST“ bei etwa zehn Konzerten auf. Außer „Ave et victoria“ hat die Gruppe bislang vermutlich nur eine CD produziert. Sie trägt den Titel „Deutsches Volk erwache“ und wurde von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften auf den Index gesetzt.

Die Band zählt offenkundig zum Umfeld der internationalen Skinhead-Vereinigung „Blood & Honour“. Den deutschen Ableger hat Bundesinnenminister Otto Schily im September 2000 verboten. Dennoch erschien später noch ein Sampler der Sektion „Blood & Honour Brandenburg“, auf dem DST mit dem Song „Verrat“ vertreten ist. Dieser Titel findet sich auch auf der neuen CD.

Neben DST sind auf dem Sampler von „Blood & Honour Brandenburg“ 13 weitere rechtsextreme Bands aus der Region zu hören, darunter auch „Landser“. Die Berliner Gruppe zog Generalbundesanwalt Kay Nehm mit Hilfe des Landeskriminalamts im vergangenen Oktober aus dem Verkehr. Die vier Mitglieder der Gruppe und ihr Vertriebsleiter wurden festgenommen und kamen in Untersuchungshaft. Der Generalbundesanwalt wirft den fünf Beschuldigten vor, sie hätten eine kriminelle Vereinigung gebildet.

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