zum Hauptinhalt

Berlin: Schlag Mitternacht stellen am Wochenende ältere "GPS"-Systeme ihren Dienst ein

Das Jahr-2000-Problem hat einen kleinen, teuflischen Verwandten, und der schlägt in der Nacht vom 21. zum 22.

Das Jahr-2000-Problem hat einen kleinen, teuflischen Verwandten, und der schlägt in der Nacht vom 21. zum 22. August zu - vor allem bei Berliner Seglern. Schlag Mitternacht nämlich stellen ältere "GPS"-Systeme ihren Dienst ein. Denn die 1980 erfundene Satelliten-Navigationstechnik war lediglich für den Betrieb über 1024 Wochen konstruiert. Und diese 1024. Woche endet in der Nacht zum Sonntag.

Danach springt das System auf "O" zurück, das ist bei GPS der 6. Januar 1980. Bestenfalls zeigt die Anlage dann nur das falsche Datum an, je nach Gerät kann aber auch die errechnete Position falsch sein. Dann wird dem Segler auf der Havel, querab vom Grunewaldturm, unter Umständen ein Standort in der australischen Wüste vorgegaukelt. Auch das Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig warnte vor Verwirrung. Das Problem ähnelt also dem in älteren Computern, die am 1. Januar 2000 nicht wissen, was die Stunde geschlagen hat.

Berliner Autofahrer können sich beruhigt hinters Lenkrad sitzen, alle dort montierten Geräte schlucken auch die 1025. Woche. "Das ist für unsere Fahrzeuge kein Thema", sagt Mercedes-Sprecher Gerd Eßer aus der Stuttgarter Zentrale. Da auch die anderen Hersteller ihre Modelle erst seit ein oder zwei Jahren mit derartigen Navigationssystemen ausrüsten, soll es keine Probleme geben. Außerdem funktionierte der Straßenverkehr ja auch hundert Jahre ohne GPS.

Am weitesten verbreitet ist GPS - "Global Positioning System" - immer noch auf dem Wasser. Der Berliner Seglerverband hofft, dass alle Mitglieder informiert sind. "Alle Fachzeitschriften haben schließlich darüber berichtet", sagt Bernd-Leopold Käther aus dem Vorstand des Verbands. Und auf Havel und Wannsee werde ohnehin nach Sicht navigiert. Auf hoher See seien aber Überraschungen möglich. Informationen, welche Geräte versagen und bei welchen die Software aktualisiert werden kann, gibt der Fachhandel. Die Zeitschrift "yacht" hat ausführliche Informationen im Internet unter www.yacht.de/archiv/gps1.html

GPS war vom amerikanischen Verteidigungsministerium installiert worden, um Panzer, Raketen und Schiffe präzise zu steuern. Über 25 Satelliten können Militärfahrzeuge bis auf Zentimeter genau ihre Koordinaten ermitteln - weltweit. Letztlich profitiert nun alle Welt von der Erfindung der Militärforscher. Denn der amerikanische Kongress hatte damals die erforderlichen Milliarden nur locker gemacht unter der Bedingung, dass es auch für die zivile Nutzung verwendet werden kann. Allerdings erhält das Militär nach wie vor deutlich genauere Positionsangaben. Berufs- und Freizeitschipper können ihren Standort nur auf etwa 30 bis 100 Meter genau errechnen, weil das Signal künstlich verfälscht wird; die Verschlüsselung gehört zu den gehütetsten Geheimnissen der USA.

Längst sitzt das kleine Kästchen nicht mehr nur in Schiffen, Booten und Autos. Die Berliner BVG will nach diversen Verzögerungen die Satellitennavigation ab Jahresende nutzen. Das neue Auskunftssystem "Daisy" soll die Position von Zügen und Bussen an die Leitstelle übermitteln. Eines der neuesten Produkte mit GPS ist ein kürzlich in London vorgestellter BH mit eingebauter Alarmanlage. Dieser, so verspricht der Hersteller, soll die Position der Trägerin im Notfall an eine Zentrale übermitteln.

Zur Startseite