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Berlin: Schlange und Apple

Computerfans warteten schon im Morgengrauen auf den Verkaufsstart des iPads

Auf der Homepage des Computerladens versteckt sich die Revolution hinter einem nüchternen Hinweis: „Am Freitag, den 28. Mai 2010, öffnen wir für Sie aus gegebenem Anlass bereits um 8 Uhr.“ Dieser gegebene Anlass ist etwa so groß wie eine Din-A4-Seite und kann dem Vernehmen nach so gut wie alles außer fliegen. Das iPad, Apples neue Wundermaschine.

Etwa 200 Apple-Jünger stehen im Charlottenburger Nieselmorgen vor den hellen Scheiben des Gravis-Ladens. Sie warten in andächtiger Ruhe, dass sich die Schiebetüren endlich öffnen. Weil das aber noch dauert, vertreiben sie sich die Zeit, wie sich Apfelapostel eben so die Zeit vertreiben: schließen sich an iPhones an, fingern über vom Regen benetzte Displays, setzen Freunde via SMS und E-Mail in Kenntnis, dass man jetzt in der Schlange stehe und, ach ja, dass es regne.

Hinter der Scheibe aber erwartet Jörg Mugke, General Manager bei Gravis, einen magischen Tag und ist auch jetzt schon „echt überrascht, dass so viele Leute gekommen sind.“ Peter wartet seit seit 5 Uhr auf die Magie. Wie das so ist, der Erste zu sein? „Kalt, und ich will, dass es jetzt vorbei ist“, sagt er. Aber es sei ihm schon wichtig gewesen, der Erste zu sein. Nur campen, das wäre doch etwas übertrieben gewesen. Seit sechs Uhr stehen die ersten Kamerateams hier, ihre Übertragungswagen parken auf dem Bürgersteig.

Etwas weiter hinten wartet Matthias unter einem großen Regenschirm auf die Zukunft. Mit Picknickkorb und Kaffeekanne. Der Banker ist hier, weil das Grundkonzept des iKonsums auch irgendwie das Sammeln ist, das Habenwollen. Er ist seit Jahren Teil der Apfelgemeinde, hat von Apple „komplett alles“, iPhone, iPod, MacBookAir und, selbstverständlich, auch schon ein iPad, das er extra in den USA gekauft hat. „Ein nettes Spielzeug“, wie er findet, mit dem jetzt aber leider seine Frau spielt. Deshalb holt er heute halt noch eins. Habenwollen.

Schließlich aber öffnen sich die Ladentüren, wie angekündigt, pünktlich um acht. Körper und Kameras drücken sich in den Laden. Kurz herrscht das geordnete Chaos einer vorgetäuschten Hysterie, dann aber kehrt Ruhe ein, und die Schlange wirkt auch nur noch wie jede andere in einer Stadt, in der dauernd irgendjemand für irgendetwas ansteht.

Manager Jörg Mugke, der bisher wirklich einen magischen Tag hatte, zeigt jetzt ein paar Kunden, was man mit dem neuen Computer so alles machen kann. Eine virtuelle Kugel, nur durch die Bewegung des iPads, in virtuellen Löchern verschwinden lassen. Peter schiebt sich derweil an die Kasse, bekommt sein ganz persönliches iPad für 699 Euro, nicht feierlich aber immerhin: überreicht.

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