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Morsch bis mangelhaft: Schlechte Noten für Berliner Spielplätze

Eine Untersuchung der Dekra stellt Berlins Spielplätzen schlechte Noten aus. Von den überprüften zehn Spielplätzen waren lediglich zwei ganz ohne Mängel. Zum Teil ist die Verletzungsgefahr für Kinder groß.

In diesen warmen Frühlingstagen sind die Spielplätze der Stadt so gut besucht wie lange nicht – und sie sind nach dem langen Winter in einem besonders schlechten Zustand. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Prüfgesellschaft Dekra, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Für die Überprüfung wurden zehn zufällig ausgewählte Spielplätze als Stichproben untersucht. 49 Geräte schauten sich die Dekra-Mitarbeiter genauer an. Das Ergebnis: 19 Geräte – 38,8 Prozent – waren mangelhaft, die Hälfte davon wies schwere Mängel auf, die eine große Verletzungsgefahr für Kinder darstellten, wie Dekra-Sprecher Detlef Untermann sagt.

Die Mängel reichen von morschen oder nicht richtig befestigen Holzbalken und Treppen über abgenutzte und bruchgefährdete Ketten und Ösen an Schaukeln bis hin zu beschädigten Geräteteilen oder offenliegenden Sprungfedern an Schaukeltieren, die gefährliche Fallen für Kinder darstellen können. Viele Verschleißerscheinungen seien offensichtlich das Resultat jahrelanger Vernachlässigung, sagt Dekra-Sprecher Untermann.

Von den überprüften zehn Spielplätzen waren lediglich zwei ganz ohne Mängel. Wo sich die untersuchten Spielplätze befunden, will die Dekra nicht verraten. Es gehe nicht darum, einzelne Bezirke oder private Verantwortliche wie Wohnungsbaugesellschaften anzuprangern, sondern man wolle die Öffentlichkeit generell dafür sensibilisieren, wie wichtig es ist, Spielplätze regelmäßig zu überprüfen, sagt Detlef Untermann. Deswegen weist die Dekra darauf hin, dass öffentliche Spielplätze regelmäßig inspiziert werden müssen – was unter anderem auch die Dekra als Dienstleister tut.

Hier vermuten manche Beobachter eine der Motivationen für die aktuelle Studie des Dienstleistungsunternehmens. „Die Dekra will Aufträge haben“, sagt Jürgen Götte, Inspektionsleiter beim Grünflächenamt des Bezirks Mitte. Er hält zumindest für seinen Bezirk eine Mängelquote von knapp 40 Prozent für unzutreffend, ähnliches ist aus anderen Bezirken zu hören. Einmal im Jahr, so Götte, würden die rund 250 Spielplätze in Mitte von einer externen Fachfirma bis ins Detail untersucht. Eine weitere Fachfirma führt monatliche Kontrollen durch. Und drittens schauten die Mitarbeiter des Bezirksamtes auf jedem Spielplatz einmal pro Woche, ob es durch Vandalismus neue Schäden gibt. Auch in Neukölln hält der Bezirk die gesetzlich vorgeschriebenen Prüfintervalle für seine 144 Spielplätze „strengstens“ ein, wie Baustadtrat Thomas Blesing (SPD) sagt.

Seitens der Dekra weist man die kritische Vermutung zurück, die auf lediglich zehn nicht regional identifizierten Stichproben basierende Untersuchung diene vor allem dem Zweck, weitere Prüfaufträge für den Konzern zu gewinnen. Es gehe zwar um „Markt- und Feldforschung“, sagt Dekra-Sprecher Detlef Untermann. Das Geschäftliche habe dabei aber nachgeordnete Bedeutung. „Die Sicherheit steht für uns ganz oben.“

Liste der Stadtentwicklungsverwaltung mit empfehlenswerten Spielplätzen im Internet: www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/stadtgruen/kinderspielplaetze

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