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Die Palmen wachsen nicht in den Himmel. Nicht nur am Strandbad Wannsee blieben in dieser Saison die Gäste aus.

© picture alliance / dpa

Schlechte Sommerbilanz: Berliner Bäder gehen baden

Das Wetter hat den Berliner Bäderbetrieben die Kunden vergrault. Und im Senat liegt das Neubaukonzept auf Eis. Die Badegäste interessieren sich aber eher für Tarife und Öffnungszeiten.

Der Juli war mies, der August katastrophal. In die Berliner Sommer- und Strandbädern kamen zuletzt 35 Prozent weniger Besucher als im vergangenen Jahr. Ursache seien vor allem die schwankenden Temperaturen gewesen, weniger die erhöhten Eintrittspreise, sagt Bäderbetriebe-Sprecher Matthias Oloew. Im Mai, als das Wetter auch schon nicht wirklich wonnig war, kamen noch sieben Prozent mehr Besucher als im Vorjahresmonat, trotz der Preiserhöhungen.

Eher ins Wasser gefallen ist auch der Auftakt des Kombibads Gropiusstadt, das nach vierjähriger Sanierung Ende August wieder eröffnet wurde. Zur groß angekündigten Pool-Party mit Gummitieren, Musik und Spielen kamen an zwei Tagen nur 440 Gäste. Trotz verbilligten Eintritts. "Nach so langer Zeit muss das Bad erstmal wiederbelebt werden", sagte Oloew. Ein Grund könne aber auch sein, dass das Bad aus den 70er Jahren nicht mehr den aktuellen Ansprüchen von Familien genüge. "Ein Neubau wäre vielleicht interessanter gewesen." Bäderchef Ole Bested Hensing hält es für falsch, 40 Jahre alte Bäder zu sanieren. Das Geld sollte der Senat besser in Neubauten stecken.

Finanzsenator Nußbaum zieht nicht mit

Die Bäderbetriebe sehen sich dennoch auf Kurs. Das Ziel für dieses Jahr, Mehreinnahmen von 2,2 Millionen Euro, sei trotz der flauen Sommersaison noch erreichbar, sagte Oloew. Um die Schwimmbäder modernisieren zu können, braucht Bested Hensing aber deutlich mehr Geld. Der jährliche Zuschuss von 50 Millionen Euro soll angehoben werden, darin sind sich die Fraktionen von CDU und SPD weitgehend einig. Nur Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) zieht nicht mit, verlautet aus Senatskreisen. Das seit Monaten überfällige Konzept für den langfristigen Umbau der Bäderlandschaft konnte deshalb vom Senat bislang nicht beschlossen werden.

SPD will keine Bäderschließungen

Es geht um den Streit, wie viel Wasserfläche die Stadt vorhalten muss, um Schulen, Vereinen, Freizeitsportlern und Spaßbadern gerecht zu werden. Bested Hensing möchte das Sommerbad Mariendorf zu einem Ganzjahres-Kombibad ausbauen, das allen Nutzergruppen gerecht wird, und dafür das alte sanierungsbedürftige Kombibad schließen. Auch das Stadtbad Tempelhof steht angeblich auf seiner Streichliste. Die SPD Tempelhof- Schöneberg hat bereits ihr Veto eingelegt, auch Stadtentwicklungssenator Michael Müller und Arbeitssenatorin Dilek Kolat stimmten gegen die Schließungspläne. Das „dezentrale Angebot“ der Bäderbetriebe müsse erhalten werden. Die Frage ist allerdings, welchen Preis die Stadt dafür bezahlen will.

1100 Jahreskarten bislang verkauft

SPD-Sportexperte Dennis Buchner, vermeidet ebenfalls das Wort Schließung. Man sollte zunächst ein neues Kombibad bauen und abwarten, „wie sich die Besucherströme entwickeln“. Das alte Bad könnte man später vielleicht an einen Verein abgeben. Bei einem Sanierungsbedarf von rund 15 Millionen Euro ein eher unrealistisches Szenario. Die rund vier Millionen zahlenden Besucher der Bäder interessieren sich eher für Öffnungszeiten und Tarife. Die Jahreskarte für Vielschwimmer, Normalpreis 539 Euro, wurde bislang 1100mal verkauft, besonders häufig in den Stadtbädern Lankwitz und Tiergarten. In Lankwitz zahlen Jahreskartenbesitzer keinen Aufpreis für den Erlebnisbad-Status.

Verständnis hat Bädersprecher Oloew für Kunden, die am „Öffnungszeitenwirrwarr“ der Schwimmhallen verzweifeln. Man arbeite an einer zentrale Webseite, die einen Überblick über alle Öffnungszeiten gibt – Fertigstellung voraussichtlich November. Für frustrierte Eltern, die bei der Vergabe von Schwimmkursen wieder mal den Kürzeren gezogen haben, gibt es allerdings kaum Hoffnung. „Die Kurse sind überfüllt. Wir haben nicht genügend Becken für Babyschwimmen oder Seepferdchenkurse.“

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