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Berlin: Schlichter mit Bierflasche attackiert

Prozessauftakt nach Streit in Regionalbahn.

Mit einer abgebrochenen Flasche war Philipp H. auf einen Fahrgast losgegangen. Das wollte er von Anfang an zugeben. Doch es war ein anderer Mann aus seiner damaligen Clique, der auf dem Bahnsteig schließlich abgeführt wurde. Philipp H., damals 19 Jahre alt, wollte die Sache klären und ging zur Polizei. Die Beamten nahmen an, er wollte den verhafteten Kumpel schützen. H. ging zu einer Rechtsanwältin: „Die Polizei glaubt mir nicht.“ Drei Jahre später konnte er am Dienstag vor Gericht den Angriff in einem Zug gestehen.

„Ich hatte die Situation völlig verkannt“, erklärte der Mann aus Pankow. Er saß mit Freunden im Regionalexpress. Sie hatten reichlich getrunken auf dem Baumblütenfest in Werder. Es war laut, es kam zum Streit. In den Tumult sei sein Freund verwickelt gewesen, sagte der Lehrling. Als das spätere Opfer auftauchte, habe er gedacht, der Mann wolle sich einmischen. Dass der Fremde schlichten wollte, habe er nicht begriffen. „Ich habe seitdem schreckliche Schuldgefühle.“

Philipp H. hatte am Abend des 25. April 2009 eine Bierflasche gegriffen und den Boden an der Gepäckablage abgeschlagen. Mit der abgebrochenen Flasche ging er auf den Schlichter los, rammte ihm das Glas in den Hals. Das Opfer erlitt eine tiefe Schnittwunde nahe der Halsschlagader. Kurz darauf soll es einen zweiten Angriff auf den Verletzten gegeben haben. Als H. erneut zustoßen wollte, sei er von der Freundin des Opfers zurückgezogen worden, hieß es in der Anklage. Diesen Vorwurf aber bestritt er.

Es waren der Geschädigte und dessen Freundin, die irrtümlich nach der Attacke zwischen den Bahnhöfen Potsdam und Wannsee einen anderen Mann aus der Clique um H. bezichtigt hatten. Erst nach mehreren Monaten und einer Aussage eines weiteren Bekannten von H. wurde er zum Beschuldigten. Im August 2011 wurde Anklage erhoben. Nun hoffte Philipp H. auf ein schnelles Urteil. Zunächst waren auch nur zwei Stunden für die Verhandlung vorgesehen. Die Richter aber wollen Zeugen befragen und vertagten den Prozess. K.G.

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