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Berlin: Schließungsantrag für Tempelhof gestoppt

Der Antrag, den Flughafen Tempelhof zu schließen, wird derzeit nach Informationen des Tagesspiegels in der Senatsverkehrsverwaltung nicht weiter bearbeitet.Die im Verfahren jetzt fällige Anhörung der Betroffenen wurde ausgesetzt.

Der Antrag, den Flughafen Tempelhof zu schließen, wird derzeit nach Informationen des Tagesspiegels in der Senatsverkehrsverwaltung nicht weiter bearbeitet.Die im Verfahren jetzt fällige Anhörung der Betroffenen wurde ausgesetzt.Hintergrund sind Überlegungen, die Anlage auch nach dem Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld weiter für kleine Maschinen zu nutzen, wie es jetzt wieder der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen gefordert hat.Ungeachtet dessen will der designierte künftige Betreiber der Flughäfen, der Essener Hochtief-Konzern, dem Vernehmen nach noch in diesem Jahr den Schließungsantrag für Tegel stellen.

Eine Zukunft als Verkehrsflughafen in der heutigen Form wird es für Tempelhof auf keinen Fall geben, machten gestern der Chef der Senatskanzlei, Volker Kähne, und die Hochtief-Sprecherin Stephanie Reuter übereinstimmend deutlich.Die Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF), die die Flughäfen in Schönefeld, Tempelhof und Tegel betreibt, soll von den Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und Bund an ein Konsortium unter Führung von Hochtief verkauft werden.In den Verträgen ist vereinbart, Tempelhof als Verkehrsflughafen zu schließen."Und dies gilt", sagte Stephanie Reuter.

Das Hochtief-Konsortium soll nach der Privatisierung der BBF nicht nur die Flughäfen betreiben, sondern auch den neuen Airport in Schönefeld bauen.4,85 Milliarden Mark will das Konsortium dafür investieren.Die Rechnung geht aber nur auf, wenn dann Tempelhof und Tegel geschlossen sind.Nur wenn sich der gesamte Flugverkehr auf eine Anlage konzentriert, kann sich der neue Flughafen zu einem Drehkreuz mit einem hohen Anteil beim Umsteigerverkehr entwickeln.Und das meiste Geld läßt sich mit den Umsteigern verdienen.Ihr Anteil in Berlin liegt derzeit bei etwa drei Prozent, in Frankfurt (Main) sind es über 50 Prozent.

Zudem läßt sich der Bau eines neuen Flughafens gerichtlich nur begründen, wenn nachweisbar Bedarf dafür vorhanden ist.Bleiben Tempelhof und Tegel in Betrieb, würde der Neubau in Schönefeld nach Ansicht von Juristen vor Gericht scheitern.Auch in München konnte der neue Flughafen im Erdinger Moos nur gebaut werden, weil gleichzeitig vereinbart worden war, dann den Stadtflughafen in Riem zu schließen.

Eine Diskussion darüber hatte es auch in München gegeben, Wie jetzt in Berlin forderten vor allem Geschäftsleute, die Pisten für kleine Maschinen offenzuhalten.Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU) will aus Tempelhof einen Technologie- und Gewerbepark mit eigener Start- und Landebahn machen, was vom Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen unterstützt wird.Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) hat dagegen einen Plan präsentiert, bei dem Tempelhof zu einem "Park der Luftbrücke" mit einer großen Wiese wird.

In München sprach dann der damalige Ministerpräsident Max Streibl (CSU) ein klares Machtwort: "Riem wird geschlossen, basta." Die Flughafengesellschaft hat nach Angaben ihres Sprechers Robert Wilhelm diesen Schritt bisher nicht bereut.Die innerstädtische Anlage sei den Anwohnern schon aus Lärmschutzgründen nicht mehr zumutbar gewesen.Zudem seien dort einige kleine Maschinen abgestürzt.Auf dem ehemaligen Flughafen ist inzwischen ein Messegelände entstanden.Gäbe es die Piste noch, würde man sie auch für kleine Maschinen sicher nur zu Messezeiten nutzen, ist Wilhelm überzeugt.Die Unterhaltungskosten sind auch beim Einsatz von kleinen Maschinen erheblich.Strieder hält es für illusorisch, den Flughafen Tempelhof mit einer Fläche von über 350 Hektar "durch einige tägliche Starts von Privatflugzeugen auch nur annähernd kostendeckend betreiben zu können".Bei der Diskussion, ob Tegel oder Tempelhof als Regierungsflughafen weitergenutzt werden sollte, waren Kosten in Höhe von 20 bis 30 Millionen Mark pro Jahr ermittelt worden.

Grundsätzlich ist Hochtief nach Angaben von Stephanie Reuter bereit, auch einen solchen Flughafen in Tempelhof zu betreiben, "wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist".Der Flughafen müßte dann rechtlich zu einem Landeplatz herabgestuft werden, wofür ein Antrag des Betreibers erforderlich ist.Da damit eine Gewichtsbeschränkung für die Flugzeuge verbunden ist, könnten große Maschinen im Linien- und Charterverkehr nicht mehr eingesetzt werden.Tempelhof wäre dann keine Konkurrenz mehr zum Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) in Schönefeld.Ist der Flughafen aber erst einmal als Landeplatz eingestuft, könnte er später nach derzeitiger Rechtslage nicht wieder zu einem vollwertigen Flughafen heraufgestuft werden.

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