zum Hauptinhalt
Anschubhilfe. Die Polizei in Berlin setzt auf Teamwork.

© Imago

Schlimmer als die Polizei erlaubt: Die 25 schrägsten Polizeifälle des Jahres aus Berlin

Sie wurden mit Milchtüten verjagt, protestierten vor dem falschen Haus oder rammten beim Ausparken gleich sieben andere Autos. Auch dumme und vom Pech verfolgte Menschen beschäftigen die Polizei. Eine Auswahl aus dem zu Ende gehenden Jahr.

Unfälle, Überfälle, Ausfälle – darüber berichtet die Berliner Polizei jeden Tag in ihren Pressemitteilungen. Mehr als 3000 davon hat sie 2014 verschickt. Und sie erzählen nicht nur von kriminellen Abgründen – sondern oft genug auch einfach nur von Pech und Dummheit. Wir haben die 25 heitersten Fälle ausgewählt.

Im Späti nass gemacht

Ein Arbeitsplatz inmitten von Alkohol, Süßkram und Knabbersachen – eigentlich hat es was für sich, im Späti zu verkaufen. Wenn nur nicht die Kunden immer wieder auf die Idee kämen, Geld einnehmen statt ausgeben zu wollen. Sich in einer solchen Situation zu helfen wusste Mitte Dezember ein Späti-Verkäufer in der Schönfließer Straße in Prenzlauer Berg: Er warf eine Thermoskanne auf einen Räuber, der mit gezogener Pistole vor ihm stand. Das reichte aus, um den Angreifer und dessen Komplizen vor der Tür in die Flucht zu schlagen.

Einen Tag zuvor und nur ein paar hundert Meter weiter brauchte es nicht einmal eine Kanne: Als der Räuber mit Waffe im Laden in der Wichertstraße stand und die Verkäuferin bedrohte, warf ihr Mann hinterm Tresen dem Eindringling eine Milchpackung an den Kopf. Der Räuber ergriff die Flucht.

Im Überfallgewerbe wird es einem nicht immer leicht gemacht. Das erfuhren drei Männer in Lankwitz, die es auf ein Kino im Thaliaweg abgesehen hatten: Sie bedrohten die beiden Mitarbeiterinnen mit einer Waffe, aber die Frauen nahmen die Räuber nicht ernst. Aus Frust warfen die Männer Süßigkeiten auf die Verkäuferinnen und hauten ab. Vorher nahmen sie noch Eis aus der Kühlbox mit.

Reden bringt Segen

Die Sprachbarriere scheint erfolgreichen Überfällen häufig im Weg zu stehen, beispielsweise in der Pankstraße in Gesundbrunnen im Juli. Der etwa 30-jährige Räuber ging an die Kasse und deutete mit einem Messer auf einen Rucksack in seiner Hand. Zu seinem Pech verstanden die beiden Verkäuferinnen nicht, dass er Geld wollte – und das ausgerechnet in einem Geschäft mit dem Namen „Pfennigland“. Deutsch konnte er nicht. Erst als er mit dem Messer drohte, dämmerte den beiden, dass dies ein Überfall sein könnte; eine Frau schrie um Hilfe, der Mann floh ohne Beute.

Manchmal hilft es auch, noch mal über alles zu reden, fand der Angestellte in einem Wettbüro im Amanlisweg in Marzahn-Hellersdorf. Als zwei Räuber ihn mit vorgehaltener Pistole aufforderten, Geld herauszugeben, zeigte der 46-Jährige den beiden seinen leeren Geldbeutel – er habe selbst keins. Bei so viel Armut machten die beiden, dass sie wegkamen.

Ähnlich lief ein Banküberfall im Oktober in der Wiltbergstraße in Buch ab: Die Mitarbeiter erklärten dem Maskierten mit Pistole, dass in dieser Filiale kein Bargeld vorrätig sei. Der Mann scheint ein Pechvogel zu sein: Schon eine Woche zuvor hatte er eine Bank in der Seddiner Straße in Friedrichsfelde überfallen; die Angestellten hatten ihm aber nur Münzen in seine mitgebrachte Plastiktüte gefüllt.

Nicht die Bank, sondern einer ihrer Kunden war das Ziel eines 23-Jährigen in Tegel: Einem 69-Jährigen, der Gelder einer Firma bei der Postbank einzahlen wollte, entriss er zwei Umschläge mit Geld und rannte davon. Zwei Zeuginnen wollten ihn aufhalten, der junge Mann sprühte mit Reizgas nach ihnen und nach einem 47-Jährigen, der sich ihm ebenfalls in den Weg stellte. Aber er hatte den Wind vergessen: Der trieb ihm das Gas ins eigene Gesicht, die Flucht war vorbei. Zumindest vor Gericht hatte er Glück: Er wurde zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und 500 Sozialstunden verurteilt.

Auch Verbrecher brauchen Pausen

Obwohl er schon betrunken war, überkam einen 38-Jährigen im April in Spandau offenbar ein solcher Durst, dass er mit einem Straßenschild die die Seitenscheibe eines parkenden Autos einschlug. Sein Ziel: Die beiden Bierkisten auf der Rückbank. Zwei Flaschen daraus gönnte er sich direkt am Auto in der Ruhlebener Straße, zwei Wegbiere nahm er mit in die Stresowstraße. Dort nahm ihn die Polizei fest.

Einfach mal gemütlich Essen und Fernsehen – das dachte sich wohl eine dreiköpfige Männergruppe, die im Februar durch das Küchenfenster in ein Haus einer Kleingartenkolonie in Wedding einbrach. Als der 26-jährige Besitzer nach Hause kam, hatten sie es sich vor dem Fernseher gemütlich gemacht, Kerzen angezündet und sich aus dem Kühlschrank mit Essen und Trinken bedient. Die Polizei griff zu.

Gar nicht sorglos war dagegen ein Einbrecher in Charlottenburg-Nord, der im Mai in ein Lokal im Jungfernheidepark einstieg. Polizisten sahen seinen VW mit offenem Kofferraum vor dem aufgebrochenen Lokal. Während die Beamten sich noch ein Bild von der Lage machten, tauchte der 21-Jährige auf und erklärte, der VW gehöre ihm. Er hatte sich Sorgen um sein Auto gemacht.

Blau im Blaulicht

Bitte recht freundlich.
Bitte recht freundlich.

© Imago

Sturzbetrunken war der 39-Jährige, als ihn der Taxifahrer Ende Oktober um kurz nach ein Uhr vor seinem Haus in Wilmersdorf absetzte. Trotzdem gab er nochmal Gas: Statt ins Bett zu gehen, setzte er sich in seinen Wagen und fuhr den Hohenzollerndamm entlang in Richtung Stadtautobahn. Nur knapp schrammte er an einer Mittelinsel vorbei, beim Linksabbiegen erwischte er fast einen Radfahrer. Der Taxifahrer alarmierte die Polizei. Ein Streifenwagen verfolgte den Volltrunkenen über die Autobahn, doch er schüttelte die Polizisten ab. Kurz darauf beendete er seine Flucht durch halb Berlin und parkte – allerdings direkt vor einem Polizeigebäude am Segelfliegerdamm. Die alarmierten Beamten nahmen ihn sofort fest.

So weit wie der Mann wäre eine 45-Jährige am Neujahrsabend 2014 gerne gekommen, aber sie scheiterte schon beim Ausparken: Auf dem Blumberger Damm stellte sie sich dermaßen ungeschickt an, dass sie sieben Autos ihrer Nachbarn rammte – was vermutlich auch mit dem Blutalkoholgehalt von 2,5 Promille zu tun hatte. Der entstandene Schaden belief sich auf mehrere zehntausend Euro. Ihren Führerschein war sie vorerst los.

Das gleiche Schicksal ereilte einen 23-Jährigen, der Ende Januar mit seinem Auto ausgerechnet ein Zivilfahrzeug der Polizei in der Prenzlauer Allee streifte. Er flüchtete in Richtung Stadtmitte, wurde aber kurz darauf festgenommen – mit einem Alkoholwert von 1,28 Promille.

Der Flughafenchef Hartmut Mehdorn.
Der Flughafenchef Hartmut Mehdorn.

© dpa

Mehdorn in die Leitplanke

Dass zu Unfällen nicht unbedingt Alkohol gehört, musste 2014 unter anderem Hartmut Mehdorn erfahren: Im April, als er noch Flughafenchef war, steuerte er seinen Dienstwagen nach einer BER-Aufsichtsratssitzung stocknüchtern in die Leitplanken. Der Audi landete auf der Beifahrerseite, Mehdorn blieb aber unverletzt. Klaus Wowereit, der damals noch Regierender Bürgermeister war, kam kurz darauf an der Unfallstelle vorbei und brachte ihn in seiner eigenen Limousine nach Hause.

Ebenfalls nüchtern war im Mai der Unfallfahrer eines Mercedes in Lichtenrade, da brauchte die Polizei keinen Alkoholtest. Der unverletzte Junge war erst zwei Jahre alt. Zeugen wollen beobachtet haben, wie er die elterliche C-Klasse im Zeitlupentempo über die Straße gegen die gegenüberliegende Hauswand gesteuert hat. Experten haben aber starke Zweifel daran, dass ein Kleinkind dazu in der Lage ist. Eher habe sich jemand einen gefährlichen Scherz mit dem Jungen erlaubt, sagte ein Mercedes-Sprecher.

Probleme mit der Technik machte ein 70-Jähriger im Juli dafür verantwortlich, dass er mit seinem Oldtimer vom Typ „Phoenix-Cobra“ beim Ausparken fünf andere Autos rammte. Der Wagen am Olivaer Platz sei schnell rückwärts geschossen und habe dann einen Satz nach vorne gemacht, so dass zwei Mercedes, zwei Renault und ein BMW beschädigt wurden.

Das wächst kein Gras mehr

Berlin gilt als sehr grün für eine Hauptstadt – wohl auch, weil hier so viel Gras wächst, zum Beispiel auf Cem Özdemirs Balkon: Der Grünen-Chef machte im August bei der „ALS Ice Bucket Challenge“ mit und stellte ein Video ins Netz, wie er sich einen Eimer Eiswasser über den Kopf leerte. Mit im Bild: eine Hanfpflanze. Auch wenn Özdemir das Ganze ein „sanftes politisches Statement“ für die Legalisierung von Cannabis nannte: Bei der Staatsanwaltschaft läuft aktuell noch ein Ermittlungsverfahren, eine Anklage könne „nicht ausgeschlossen werden“, sagte ein Sprecher dem Tagesspiegel.

Pech hatte ein 32-Jähriger mit Vorliebe für THC-haltige Nutzpflanzen: Anfang Dezember begann seine professionelle, 400 Quadratmeter große Plantage in einer Tiefgarage in Tiergarten zu brennen. Die Feuerwehr brach die Tore auf und fand die mehr als 1300 Pflanzen mit Lüftungs- und Beleuchtungsvorrichtung.

Sicher im Gefängnis sitzt inzwischen ein 58-jährigen Wiederholungstäter in Wilmersdorf: Kurz bevor der eine zweieinhalbjährige Haftstrafe für das Züchten von Cannabis antrat, baute er eine neue Plantage, um den Lebensunterhalt seiner Exfreundin zu sichern, während er einsitzen sollte. Die Polizei beobachtete ihn, wie er in einem einschlägig bekannten Geschäft 40 Säcke Spezialerde kaufte. Im Juni wurde das Urteil verkündet: Sein Gefängnisaufenthalt wurde um drei Jahre und drei Monate verlängert.

Und dann war da noch...

… der Kabeldieb beim S-Bahnhof Treptow, der die Kabel auf einem Friedhof ganz in der Nähe zersägte. Dass der Diebstahl eine Störungsmeldung auslösen und seine Sägegeräusche weithin zu hören sein würden, kam ihm offenbar nicht in den Sinn.

die Gruppe von rund 70 Aktivisten, die gegen eine „Zwangsräumung“ protestierte – allerdings vor der Jahnstraße 87, während 50 Polizisten die Räumung der Wohnung in der Jahnstraße 77 beschützten und einen entspannten Vormittag verbrachten.

… der 18-Jährige, der am S-Bahnhof Alexanderplatz ausgerechnet einer Taschendiebstahlsfahnderin der Bundespolizei das Handy klaute und direkt festgenommen wurde.

… der 36-Jährige, der aus seiner Wohnung in Wedding auszog und 19 Klapperschlangen zurückließ – die bis zu 1,50 Meter langen Tiere waren dehydriert, werden aber nun in Brandenburg und Bayern wieder aufgepäppelt.

… die Behauptung eines 59-Jährigen in der „Kulturfabrik“ in Moabit, er habe eine Handgranate dabei. Sein Gesprächspartner alarmierte die Polizei; das Gebäude, ein angrenzendes Haus und eine Kneipe gegenüber wurden evakuiert, die Lehrter Straße gesperrt. Die angebliche Handgranate stellte sich als Autoteil heraus.

Zur Startseite