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Berlin: Schloss-Bau beginnt frühestens 2008 Machbarkeitsstudie schließt private Nutzung aus

Kosten werden auf 670 Millionen Euro beziffert

„Wir sind gefordert“, machte sich Bundesbauminister Manfred Stolpe bei der gestrigen Vorstellung der Machbarkeitsstudie zum Schloss-Wiederaufbau selber Mut. Am Schloßplatz soll ein Bauwerk in den Dimensionen des einstigen Schlosses erstehen, an drei Seiten versehen mit den historischen Barock-Fassaden. In das Bauwerk in der Mitte Berlins sollen die Ethnologischen Sammlungen der Staatlichen Museen – bislang in Dahlem untergebracht –, sowie die Sammlungen der Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek unter dem Namen Humboldt-Forum ziehen. Das hatte der Bundestag bereits vor drei Jahren entschieden. Mit dem Baubeginn wird nicht vor 2008 gerechnet.

Mit dem Vorliegen der Machbarkeitsstudie müssen sich die Nutzer nun auf ein Raumprogramm verständigen. Das soll bis Ende des Jahres geschehen. Sodann, erläuterte Stolpe, könnten das Investorenverfahren und danach ein internationaler Architektenwettbewerb durchgeführt werden. Das werde – „wenn alles gut geht“ – das ganze Jahr 2006 in Anspruch nehmen. Die „Immobilienökonomische Machbarkeitsstudie“, erstellt von zwei Beratungsfirmen und einem Architekturbüro, spricht sich nach Durchspielen aller „Handlungsoptionen“ für eine öffentlich-private Partnerschaft aus. Das Schloss soll im Leasingverfahren von einem Investor errichtet werden. Die Baukosten werden einschließlich der Barockfassaden, jedoch ohne eventuell notwendige Tiefbaumaßnahmen im Zusammenhang mit dem Abriss der Palast-Ruine, auf einen Mittelwert von 670 Millionen Euro geschätzt. Diese sollen auf 30 Jahre mit jährlich rund 30 Millionen Euro aus öffentlichen Haushalten finanziert werden. Eine privatwirtschaftliche Nutzung des Schloss-Areals wurde von den Gutachtern als „wirtschaftlich nicht tragfähig“ verworfen. Lediglich ein Fünf- Sterne-Hotel und eine Tiefgarage werden als private Nutzungen empfohlen.

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD), der sich als „Sachwalter der Bundestagsbeschlüsse“ zum Schloss- Aufbau vorstellte, sieht den künftigen Bundestag in der Pflicht, nunmehr „haushaltswirksame Beschlüsse“ zu treffen. Befragt, ob sich die Situation im Falle eines schwarz-gelben Wahlsiegs ändere, verwies Thierse auf die „breite fraktionsübergreifende Zustimmung“ zum Schloss.

Zunächst aber muss der Palast der Republik abgerissen werden. Damit könnte, so Berlins Bausenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD), Ende November begonnen werden. Der Abriss werde „Mitte 2007 vollzogen“ sein. Einen unmittelbar darauf folgenden Baubeginn des Schlosses verneinten die Politiker jedoch. Angesichts des nunmehr beginnenden, mehrstufigen Verfahrens bis hin zur Auswahl des Architekten sei „nicht auszuschließen“ – so Thierse –, „dass es 2008 oder 2009 werden wird“.

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