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Berlin: Schloßplatz: Berlins ruhigste Baustelle: ein Park der großen Langsamkeit

Der seit einem Jahrzehnt umstrittene Schloßplatz in Berlins Mitte könnte zur ewigen Geschichtsbaustelle werden. Diesen -zigsten Vorschlag für das inzwischen verödete, doch äußerst geschichtsträchtige Areal unterbreiteten jetzt Michael Wilkens und Vinzenz von Feilitzsch aus der in Kassel ansässigen Architektengruppe "Baufrösche".

Der seit einem Jahrzehnt umstrittene Schloßplatz in Berlins Mitte könnte zur ewigen Geschichtsbaustelle werden. Diesen -zigsten Vorschlag für das inzwischen verödete, doch äußerst geschichtsträchtige Areal unterbreiteten jetzt Michael Wilkens und Vinzenz von Feilitzsch aus der in Kassel ansässigen Architektengruppe "Baufrösche". Es sei für sie eine faszinierende Vorstellung, "in der Mitte dieser hektischen Republik einen Park der großen Langsamkeit" zu etablieren, sagten sie am Mittwochabend in einer von HypoVereinsbank und jovis Verlag organisierten Talkrunde in Berlin.

Seit zehn Jahren scheiden sich in der Spreemetropole die Geister am künftigen Antlitz des Schloßplatzes. Während die einen das 1950 auf Geheiß der SED abgerissene Hohenzollern-Schloss möglichst millimetergenau wiederaufbauen wollen, hängen die anderen am "Palast der Republik" aus DDR-Zeiten, der gerade vom Asbest befreit wird und dabei zunächst eher zum Schandfleck mutiert ist. Und dann gibt es noch Verfechter einer neuen Gestaltung.

Auf der "ruhigen Baustelle" der beiden "Baufrösche" könnten sich zwei Kräne drehen und "ein Dutzend junger Leute aus aller Welt" zeitweise mit Berliner Azubis unter Leitung einer "Bauhütte" nach und nach alte Teile ausgraben, wieder aufbauen und neue hinzufügen, wie Wilkens sein "Projekt mit offenem Ende" beschreibt. Die bereits von Lehrlingen errichtete Ecke der schinkelschen Bauakademie sei schon "sehr schön". Die "Inbesitznahme des Ortes" durch die Berliner und deren Gäste müsse durch unterschiedlichste Events "organisiert werden", meint von Feilitzsch. "Wir plädieren nicht für ein Produkt, sondern für den Prozess" und der könne ruhig 15 bis 20 Jahre dauern, fügt er hinzu. Der Schloßplatz sei "kein Ort für große Entwürfe".

Den inzwischen von vielen favorisierten Wiederaufbau des Stadtschlosses bezeichnen die beiden Architekten als "Kulissenschieberei". "Weil die eine Kulisse - der Palast - uns nicht mehr gefällt, bauen wird die andere Kulisse, das Schloss, wieder auf", sagt Wilkens. Der "Palast der Republik" symbolisiere auch ein Stück Geschichte und habe einen Wert, wie das Schloss.

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