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Berlin: Schlussspurt fürs Stadionfest

Als Zehnkämpfer holte er die Goldmedaille in Seoul. Heute leitet Christian Schenk seine eigene Agentur, mit der er jetzt nach Berlin gezogen ist. Seine neue Aufgabe ist fast genauso aufreibend wie ein Olympiasieg.

Von Tanja Buntrock

Er hat’s gut. Er braucht nur die Glastür zum Balkon zu öffnen, sich entspannt ans Geländer zu lehnen und bekommt dann auch noch kostenlos die Musik beim Klassik-Open-Air geboten. Das ist der Vorteil, wenn man sein Büro – so wie Christian Schenk – in der Charlottenstraße in Mitte, siebter Stock mit Blick auf den Gendarmenmarkt hat.

Christian Schenk, 37 Jahre, Goldmedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, sitzt seit drei Monaten mit seiner Sport-Agentur CSS an diesem prominenten Fleckchen in Berlin. Und er weiß jetzt schon: „Das genau isses." Mittlerweile sei er, der gebürtige Rostocker, verliebt in diese Stadt. Damals empfand er sie als laut, hektisch, ungemütlich – all das, worüber fast alle Berlin-Kritiker nörgeln. Aber vergangenes Jahr ist es Schenk einfach „zu eng geworden" in Mecklenburg-Vorpommern. Überhaupt, er ist viel unterwegs, und dann immer die weite Reise zum nächsten Flughafen. Irgendwann habe er gedanklich durchgezählt, wie viele Leute er in Berlin gut kennt, ist auf 23 gekommen und hat danach die Umzugskisten gepackt. „Hier sind viele wichtige Kunden in der Umgebung, insofern sitze ich hier auch genau richtig", erzählt Schenk.

Seit dem Frühjahr ist er auch noch zum „Meeting Director" des Internationalen Stadion Festes (ISTAF), das am 6. September in Berlin stattfindet, geworden. Keine leichte Aufgabe. Berlin war bislang die letzte Station der sieben Großstädte – der Golden League – an der die weltbesten Athleten in ihren Disziplinen kämpfen. Nun soll die Riege auf fünf bis sechs reduziert werden – aber acht Bewerber buhlen um den Platz. „Damit Berlin dabeibleibt, müssen wir ein verdammt gutes Stadiontreffen organisieren", betont Schenk. Das aber ist nicht das einzige Problem. Hinzu kommt, dass im Früjahr der bisherige Organisator, die ISTAF GmbH, Konkurs angemeldet hat. Nun ist ein neuer Veranstalter mit einem komplett anderen Team zuständig. Zudem wird die ISTAF in diesem Jahr nicht im Olympiastadion, sondern im Jahn-Sportpark ausgetragen. „Das ist gar nicht so schlecht", meint Schenk. „Lieber 20000 ausverkaufte Plätze als ein halbvolles Olympiastadion." Doch Branchenkenner bezweifeln, dass es klappt, den Jahnsportpark bis zum letzten Platz zu füllen. Das Gegenteil zu beweisen, ist nun Schenks Job. Durch seine eigene Profi-Laufbahn kennt er die meisten Sportler recht gut, oder hat zumindest einen guten Draht zu deren Managern. Das Budget sei eng bemessen in diesem Jahr, seufzt Schenk: Von den 1,8 Millionen Euro steht die Hälfte zur Verfügung, um die Athleten „einzukaufen".

Auch acht Jahre, nachdem er seine Profi-Laufbahn beendet hat, ist Schenks Tagesablauf immer noch streng geregelt: Ab sieben Uhr startet er aus seiner Steglitzer Altbauwohnung („Vier Meter hohe Decken wie im Bilderbuch“) in Richtung Schlachtensee, läuft eine halbe Stunde und geht dort nochmal so lange schwimmen. „Das brauche ich einfach als Ex-Sportler, allein schon, damit ich kein Fett ansetze". Gegen neun Uhr sitzt er im Büro am Schreibtisch. Bei den Vertragsverhandlungen versuche er den Athleten klar zu machen: Wenn die weiterhin wollen, dass die ISTAF auch in Berlin läuft, dann müssen sie teilnehmen – auch wenn dieses Jahr das Budget und damit die Gagen knapp sind. Die Sprint-Stars Maurice Green und Marion Jones seien am teuersten gewesen von den insgesamt 150 Athleten.

Doch nicht wegen der ISTAF-Organisation klingelt momentan alle paar Minuten sein Handy. Die Projekte seiner Sportagentur müssen weiter betreut werden. Mit einer zweiten Firma („Incentives") sitzt Schenk in Rostock. Hier vermittelt er sein „Meet the stars"-Angebot. Man kann sich das wie einen Betriebsausflug auf hohem Niveau vorstellen. Da will – wie kürzlich – ein Mobilfunkunternehmen seinen 25 ostdeutschen Vertriebschefs etwas Gutes tun. Schenks Agentur schickt diese dann zum Beispiel für ein Wochenende auf den Darß – inklusive Radtour, Segel-Törn und Wellness-Angebot. Dazu kommt ein Treffen mit einem Sport-Star – in diesem Fall Christian Schenk persönlich. Aber auch Reiten mit Isabel Werth, Segeln mit Michael Illbruck oder Radfahren mit Olaf Ludwig macht Schenks Agentur möglich.

Sein Leben kreist immer noch rund um den Sport. Schenk ist überzeugt, dass er all die ganze Arbeit nur unter einen Hut bekommt, weil er es jahrelang als Athlet trainiert hat. Als Zehnkämpfer muss man sich nun mal auf zehn verschiedene Disziplinen konzentrieren. „Das hilft mir bei meinem jetzigen Job ungemein.“ Und noch etwas aus seiner Leichtathletik-Profi-Zeit käme ihm zugute: „Ich habe gelernt, mich auf ein Ziel zu konzentrieren und darauf monatelang hintrainiert.“ Damals waren es die Olympischen Spiele – die brachten ihm immerhin die Goldmedaille. Diesmal ist es der 6. September, in den er all seine Kraft steckt.

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