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Berlin: Schmachten und warten

Aufregung am Potsdamer Platz: Die Backstreet Boys waren da – und die Kicker der Nationalmannschaft ebenfalls

Die vier jungen Frauen liegen eindeutig auf der Lauer. Besser: sitzen. Sie lümmeln auf dem Sofa in der Lobby des Hyatt-Hotels und warten auf berühmte junge Männer. Doch als Poldi, Schweini und Co. am Dienstagabend in ihren grauen Trainingsanzügen angeschlurft kommen, verziehen die Frauen keine Miene. Sie nippen an ihrem mexikanischen Bier, an dem sie sich seit Stunden festhalten. Den Spielern schauen sie gelangweilt hinterher. Fußballer? Deutsche Nationalmannschaft? „Wegen denen sind wir doch nicht da“, stellt Jasmin, 25, klar. Sie haben es vielmehr auf die Backstreet Boys abgesehen. Die haben wie die Kicker-Boygroup ebenfalls im Fünf- Sterne-Hotel eingecheckt. Sie sind auf Werbetour für ihre neue CD „Unbreakable“, unter anderem standen Termine bei MTV und bei Saturn in den Potsdamer Platz Arkaden an.

Dafür klingen Backies-Anhängerinnen aber verblüffend nach Fußballer, wenn sie in der dritten Person von sich sprechen: „Man fährt den Backstreet Boys ja schon mehr als zehn Jahre hinterher“, erzählt Jasmin. „Man versucht nicht hysterisch zu sein und sich in der Lobby zu benehmen, damit man nicht vorher schon rausgeschmissen wird.“ Und so bestellen Jasmin, die aus Bielefeld angereist ist, und ihre Berliner Freundinnen Alexandra (28), Stacy (18) und Melanie (25) noch ein Runde. „Mit 80 Euro Kosten für Getränke muss man rechnen“, sagt Jasmin. Inzwischen versammeln sich weitere Spieler in der Lobby. Während David Odonkor wie ein kleiner Junge auf und ab hüpft, schreitet Oliver Neuville, das Handy fest ans Ohr gepresst, durch die Halle. Am späten Nachmittag waren die Spieler in Berlin eingetroffen, um sich zu gemeinsam auf das Spiel gegen Irland am Sonnabend in Dublin vorzubereiten. Sebastian „Schweini“ Schweinsteigers blondierter Schopf leuchtet mit den Lampen in Lobby um die Wette. Zwei Mädchen fangen ihn ab und bitten um ein Foto. Bereitwillig lässt er sich erst mit der einen und dann mit der anderen knipsen. Anschließend spurtet er den Kollegen hinterher, die Treppe hinauf zum „Board Room“, wo zu Abend gegessen wird.

Vor dem Hoteleingang stehen 15 Fans, manche in Deutschlandtrikots, und warten darauf, dass die Spieler noch einmal rauskommen. „Oje, Autogrammjäger“, stöhnen die Backies-Fans mit Blick auf Fußball-Fans. Sie distanzieren sich von dieser Kategorie Fans. „Man geht eher diskret vor“, betont Jasmin noch einmal. Ein Foto mit Howie oder A.J. wäre schön, sagt sie. Dafür habe sie immerhin Urlaub von ihrem Job als Kauffrau im Bürofachhandel genommen und sei von Bielefeld nach Berlin gereist. Ihre Berliner Freundinnen hat sie allesamt bei vergangenen Konzerten der singenden und tanzenden US-Popgruppe kennen gelernt. Als die Nationalspieler zum Abendessen verschwunden sind, schreitet Howie von den Backstreet Boys mit seinem Bodyguard „Q“ durch die Halle. Die Mädels bleiben sitzen. Jasmin erklärt, warum: „Man rennt nicht hinterher. Man wartet, ob Howie von selbst auf einen zu kommt.“

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