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Berlin: Schmierereien am Mahnmal-Gelände

Antijüdische Parolen auf Bauschildern und Elektrokästen

Antijüdische Parolen in unmittelbarer Nähe des im Bau befindlichen Holocaustmahnmals: TagesspiegelMitarbeiter entdeckten gestern die Hetzsprüche an der Ebertstraße in Mitte an zwei Stromkästen und einem Bauschild direkt neben dem Denkmals-Gelände. Die Schrift zeigt in allen drei Fällen in Richtung des Tiergartens und ist deshalb von Passanten in der neu angelegten Allee gut zu sehen. Die Polizei erfuhr erst durch denTagesspiegels von den Hetzparolen. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz nahm sofort die Ermittlungen auf. Im einzelnen steht dort: „BRD Jüdische Gesinnungsdiktatur“ an einem Bauschild, „Journalisten Hilfsjuden“ und „Radio TV Judenfunk“ an Verteilerkästen.

Die zehn Zentimeter hohen Buchstaben sind mit Filzstift in rot und schwarz geschrieben. Am Bauzaun des Denkmals selbst oder an der Aussichtsplattform waren keine derartigen Hetzsprüche zu finden.

Wegen des Schutzanstriches gegen befürchtete Schmierereien am Mahnmal selbst hatte es in den vergangenen Wochen heftigen Streit gegeben. Die Produktion der Betonstelen des Denkmals für die ermordeten Juden war zwischenzeitlich gestoppt worden, da es innerhalb des Stiftungskuratoriums Auseinandersetzungen um den Einsatz eines Anti-Graffiti-Mittels der Firma Degussa gab. Kuratoriumsmitglied Alexander Brenner, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin, hatte sich bis zuletzt dafür eingesetzt, Degussa vom Bau auszuschließen.Die Degesch, eine Tochter der Firma Degussa, hatte in der NS-Zeit das Gift Zyklon B vertrieben, mit dem Millionen Juden in Konzentrationslagern ermordet wurden.

Am vergangenen Donnerstag hatte das Kuratorium schließlich beschlossen, mit Degussa weiterzumachen. Möglicherweise stehen die Schmierereien damit in Zusammenhang, weil die Medien in den vergangenen drei Wochen ausführlich über diesen Streit berichtet hatten. Das Mahnmal soll laut Stiftung im Sommer 2005 fertig sein.Ha/dro

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