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Der Winter kann stimmungsvolle Motive schaffen – und den Flugverkehr erheblich stören. Die Lager für die Spezialflüssigkeit zum Enteisen der Maschinen sind inzwischen gut gefüllt und vergrößert worden.

© Bodo Schulz

Schneepflüge auf dem Flughafen: In Tegel ist der Winter schon im Anflug

„Eisbären“ auf „Elephanten“: Der Flughafen Tegel hat sich auf die nächste Eiszeit vorbereitet und reichlich Kühlflüssigkeit gelagert- ein Desaster wie 2010 darf sich nicht wiederholen.

Kalt war’s. Aber Elmar Kleinert, Geschäftsleiter des Flughafens Tegel, trug nur einen Anzug, über den er lediglich eine Warnweste gezogen hatte. Mehr nicht; keinen Mantel, keine Jacke. Lange hielt er es auf dem Vorfeld des Flughafens daher nicht aus, auf dem die Flughafengesellschaft am Mittwoch vorführte, wie sie sich auf den Winter vorbereitet hat. Wenn also zur Kälte auch noch Eis oder Schnee hinzukommen.

Doch schon Ende September waren die Flugzeug-Enteiser zum ersten Mal im Einsatz, wie Sven Gulich vom Bodendienstleister Globe Ground berichtete. Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann sich nämlich auch bei Temperaturen über null Grad auf unterkühlten Tragflächen Eis bilden, das beim Start weg sein muss.

Gulich gehört zu den gut 300 Mitarbeitern, die speziell für den Winterdienst bereitstehen. 150 kümmern sich bei der Flughafengesellschaft um das Räumen der Start- und Landebahnen und des Vorfelds von Schnee und Eis, weitere 150 übernehmen bei Globe Ground das Enteisen der Flugzeuge. Gulich ist der „Enteisungskoordinator“ für Tegel und Schönefeld, der erstmals für beide Flughäfen zuständig sein wird.

Insgesamt 21 Spezialfahrzeuge, „Elephant“ genannt, sind vorhanden; 15 in Tegel, 6 in Schönefeld. Sie kosten bis zu einer Million Euro. Der Betrieb von zwei Flughäfen erfordere einen höheren Fahrzeugbestand, als beim BER in Schönefeld später wahrscheinlich benötigt werde, sagte Globe-Ground-Geschäftsführer Bernhard Alvensleben.

In den neueren Fahrzeugen steuert der Enteiser, der „Eisbär“, die Düsen, aus denen das Enteisungsgemisch strömt, in einer heizbaren Kabine per Joystick. Bei drei älteren Modellen steht der „Eisbär“ noch auf einer Bühne im Freien, dick eingemummt. Enteist werden die Maschinen in der Regel an ihrer Einstiegsposition, wenn die Passagiere bereits an Bord sind. Lange Wartezeiten bis zum Start darf es nicht geben. Es gibt aber auch je fünf Enteisungsflächen an den Anfängen der beiden Startbahnen in Tegel.

Je nach Witterung reichen bereits etwa 150 Liter der Spezialflüssigkeit, um ein Flugzeug startklar zu machen; bei starkem Schneefall können es aber auch mehrere 1000 Liter werden. Was das Enteisen kostet, wollte Alvensleben nicht sagen. Geschäftsgeheimnis.

Im Winter 2010 gab es wegen der damals anhaltenden Kälte mit viel Schnee und Eis Lieferprobleme bei der Spezialflüssigkeit; die Lager in Tegel und Schönefeld waren leer. Dem hat man bei Globe Ground nun vorgebeugt. Bereits für den vergangenen Winter war die Kapazität erhöht und ein Notfalllager geschaffen worden. Im verhältnismäßig nahen Schkopau in Sachsen-Anhalt gibt es zudem ein Zwischenlager, auf das schnell zurückgegriffen werden kann.

Für das Räumen der Bodenflächen ist die Flughafengesellschaft zuständig. Rund 50 Großraumgeräte sind dafür auf den Flughäfen stationiert. Wenn sie eine Startbahn räumen, sind gleich ein halbes Dutzend dieser Ungetüme parallel im Einsatz. In einer halben Stunde soll die Arbeit erledigt sein. Geräumt wird bei Bedarf ständig; der Schnee soll keine Chance haben, mehrere Zentimeter hoch liegen zu bleiben. Im vergangenen Winter war das Räumen erfolgreich.

Und wenn’s erst mal richtig schneit, wird sicher auch Elmar Kleinert winterfest gekleidet sein – selbst wenn er kein „Eisbär“ ist.

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