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Berlin: Schnelle Strafe wirkt

Professor Claudius Ohder hat die Lebensläufe von Berliner Intensivtätern erforscht. Als Jugendschöffe im Gericht findet er es „ausgesprochen ärgerlich“, wenn Angeklagte vor ihm stehen, deren Taten schon ein Jahr oder länger zurückliegen.

Professor Claudius Ohder hat die Lebensläufe von Berliner Intensivtätern erforscht. Als Jugendschöffe im Gericht findet er es „ausgesprochen ärgerlich“, wenn Angeklagte vor ihm stehen, deren Taten schon ein Jahr oder länger zurückliegen. Manchmal erinnerten sich die Beschuldigten nicht mal mehr genau an ihre Tat, manchmal hätten auch Zeugen Gedächtnisprobleme. Das kann laut Ohder dazu führen, dass die erzieherische Wirkung von Verhandlung und womöglich von Strafe nicht in gewünschtem Maße eintritt. Manchmal gebe es für die lange Dauer auch Gründe – wenn etwa Verfahren gegen einen Angeklagten zusammengezogen würden. Doch das gilt nur für die zweite gerichtliche Ebene. In den Amtsgerichten, so Ohders „Eindruck“, ist die Personalausstattung so gut, dass überlange Verfahren nicht vorkommen sollten. Auch wegen der erwünschten Wirkung der Konfrontation mit der Justiz plädiert Ohder für die Ausweitung des „Neuköllner Modells“, das die verstorbene Jugendrichterin Kirsten Heisig entwickelt hat. Es sieht enge, kieznahe – und schnelle – Zusammenarbeit zwischen Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht vor, damit Jugendliche schnell erkennen, wohin Kriminalität führt. wvb.

Claudius Ohder

ist Kriminologe und Professor an der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht. Er hat unter anderem die Lebensläufe von jugendlichen Intensivtätern erforscht.

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