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Berlin: Schnelle Zuflucht Spenden- Aktion

Ein Verein bietet möblierte Zimmer für Frauen und Mütter an, die Gewalt erlitten haben Die Initiative ist auf Spenden angewiesen, damit sie weiter mit Möbeln, Hausrat und Kleidung helfen kann

Eines Tages hätte ihr Mann sie beinahe erwürgt. Bharda M. packte ihre Papiere zusammen, nahm ihre beiden kleinen Söhne an die Hand und floh zu ihrer Cousine. Dort wohnte sie ein paar Monate. Doch ihre Verwandte konnte ihr auch nicht sagen, was sie tun muss, um nicht in den Kosovo abgeschoben zu werden. In ihrem Heimatland wären Bharda M.s Söhne zu ihrem Vater gebracht worden, denn im Kosovo gehören die Kinder dem Mann, egal ob er eine gute Beziehung zu ihnen hat oder nicht. Über ein Kriseninterventionszentrum erfuhr Bharda M. von „Frauenzimmer e.V.“. Der Berliner Verein betreut Zufluchtswohnungen für Frauen, die Gewalt erlitten haben.

Fünf Wohnungen mit 23 Zimmern gehören zu „Frauenzimmer“. Bei der Einrichtung legen die fünf Sozialarbeiterinnen oft selbst Hand an: Sie malern, bauen Möbel auf und bringen Lampen an. Größere Reparaturen erledigt der Verein zusammen mit kostengünstigen Beschäftigungsprojekten. Und doch ist die Initiative dringend auf Spenden angewiesen.

Bei „Frauenzimmer“ bekommt jede Hilfesuchende ein möbliertes Zimmer; Bad und Küche werden geteilt. „Ich habe mich sofort wohl gefühlt“, sagt Bharda M. über den Empfang. Sozialarbeiterin Susanne Meyer kümmerte sich außer um Anzieh-, Schul- und Spielsachen sofort um die Aufenthaltserlaubnis für die Kosovo-Albanerin und ihre zwei Kinder. Inzwischen gab es nämlich einen Haftbefehl gegen Bharda M., beinahe hätte man sie ins Abschiebegefängnis gesperrt. „Frauenzimmer“ stellte den Fall einer Härtefallkommission vor, die junge Mutter bekam eine auf drei Jahre befristete Aufenthaltsgenehmigung. Die wird nur verlängert, wenn Bharda ihre kleine Familie selbst ernähren kann. Auch hier half „Frauenzimmer“ bei den ersten Schritten: Bharda machte eine EU-finanzierte Ausbildung zur Gemeindedolmetscherin. Frauenzimmer vermittelte den Ausbildungsplatz und finanzierte die Lehrbücher. Nun kann Bharda M. ein wenig arbeiten und trifft dabei Frauen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden.

Auch Anna hat den Weg in ein selbstständiges Leben ohne häusliche Gewalt mit Hilfe von „Frauenzimmer“ gefunden: Sie entfloh einer Beziehung, die von seelischer Gewalt geprägt war. Mittellos und unfähig, die einfachsten Wege zu erledigen, kam sie in die Zufluchtswohnung. Das möblierte Zimmer empfand sie sofort als ihr Zuhause. Mit Hilfe der Sozialarbeiterinnen überwand sie die Starre, in die sie die Demütigungen zuvor versetzt hatten. Nach nur einem Monat fand sie eine neue Wohnung in der Nähe ihrer Tochter und ihres Enkelsohnes.

Heute telefoniert sie noch immer regelmäßig mit den Sozialarbeiterinnen, hat aber keine Probleme mehr, „auf die schmerzliche Seite meines Lebens zurückzublicken.“ Und auch Bharda M. sagt über „Frauenzimmer“: „Das kann ich nicht mit Worten beschreiben, wie dankbar ich bin.“

Damit der Verein erfolgreich arbeiten kann, ist er auf Spenden angewiesen: Für die Renovierung der Zimmer, für Haushaltsgeräte, Spielzeug für Kinder, Fahr- und Eintrittskarten oder Lehr- und Kinderbücher. Die Mitarbeiterinnen hoffen jetzt auf die Großzügigkeit der Tagesspiegel-Leser.

Uta Falck

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