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Berlin: Schneller lernen – das Zentralabi kommt

Von Annette Kögel Mit dem Schuljahr 2003/2004 werden sich die ersten Zehntklässler auf das neue Zentralabitur in Berlin vorbereiten. Eine einheitliche Prüfung in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und einer Fremdsprache nach nur noch 12,5 Jahren wird es 2006 geben.

Von Annette Kögel

Mit dem Schuljahr 2003/2004 werden sich die ersten Zehntklässler auf das neue Zentralabitur in Berlin vorbereiten. Eine einheitliche Prüfung in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und einer Fremdsprache nach nur noch 12,5 Jahren wird es 2006 geben. Zum Abi gehört dann eine fünfte Prüfungsstufe: die Schüler sollen ihren Stoff in einem Vortrag präsentieren – ähnlich wie in der freien Wirtschaft. Die Klausuren werden im Januar geschrieben, mit dem 31.März verlassen die frisch gebackenen Abiturienten die Schule – und können damit eher mit Ausbildung und Studium beginnen. So sollen „verlässliche Bildungsstandards geschaffen werden“, sagte Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gestern vor der Presse. Künftig sollen noch mehr Schüler noch schneller Abi machen. Nach dem Willen des Senators sollen die Fachlehrer künftig bereits ab der 8. Klasse Schüler sichten und ihnen das Überspringen ab Schulstufe 9 nahelegen, soweit sie auch die soziale Integration in einen neuen Klassenverband verkraften können. Für die rund 800 Schüler an den 13 Schnelllerner-Schulen in Berlin bedeutet dies, dass sie das Gymnasium in Rekordzeit von 10,5 Jahren beenden könnten. Mit der neuen Regelung geht eine einjährige Einführungsphase zu Ende. Jetzt belegen Schülerinnen und Schüler schon mit der 11. Klasse Grund- und Leistungskurse. Das Halbjahr 11/2 geht bereits in die Abi-Note ein, sagte Böger. Um den gleichen Stoff zu schaffen, wird sich die Zahl der Unterrichtsstunden im Kurssystem wegen der zeitlichen Raffung leicht erhöhen; zudem können Schulen bereits in den Klassen 7 bis 10 zusätzliche Stunden, etwa in Deutsch, im Stundenplan ansetzen.

Anders wird mit dem Stoff in den Hauptfächern verfahren. Hier wird es so genannte Kerncurricula geben, also Rahmenpläne, die den Lehrern einen enger umrissenen Lehrplan vorschreiben. Nur noch ein Viertel bis ein Drittel des Stoffes können sie selbst bestimmen. „Mehr Verlässlichkeit für den Unterricht, und es sind ja auch nicht alle Fächer ins Zentralabitur aufgenommen“, sagt der Senator. „Das führt das Konzept der selbstständigeren Schulen trotzdem ad absurdum“, kritisiert Sigrid Baumgardt, Sprecherin der Bildungsgewerkschaft GEW. Unterschiedliche Voraussetzungen und Interessen der Schüler könnten weniger berücksichtigt werden, „wenn mir künftig vorgeschrieben wird, wie und welche Stellen ich in Goethes Faust zu behandeln habe“. Andererseits soll es durch die nun nicht mehr vom einzelnen Lehrer, sondern von einer Expertengruppe in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung ausgearbeiteten Abitur-Aufgaben nicht mehr zu Einzelfällen an Schulen wie jenen kommen: Lehrer verraten Schülern die Abi-Thematik vorher, um den Zensurenschnitt zu heben. Mit schlechteren Abiturergebnissen in Gesamtberlin rechnet Klaus Böger nach der Neuerung nicht. Den früheren Schulabgang hat die Verwaltung mit allen entscheidenden Institutionen abgesprochen. Die Vizepräsidenten der Universitäten wissen, dass sich angehende Studenten noch öfter mit früheren Zeugnissen und nicht dem Abitur bewerben können. Industrie und Handel wollen den Ausbildungsbeginn möglicherweise vorverlegen, und auch Bundeswehr und Ersatzdienst-Institutionen wissen Bescheid. FDP-Schulexpertin Mieke Senftleben kritisierte die 12,5 Jahre indes als „halbherzige Verkürzung“.

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