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Kind in Kita

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Kitas in Berlin: Schnelles Geld für kleinere Krippen

Berliner Kinderkrippen sollen mehr Geld als geplant bekommen - und das schon im Sommer 2016. Das Kitabündnis hatte eine Verdopplung des Personalzuwachses gefordert, die jetzt wohl umgesetzt werden soll.

SPD-Fraktionschef Raed Saleh ist kurz davor, einen Coup zu landen: Im Haushalt für 2016/17 ist – auf seinen Druck hin – derart viel Geld vorhanden, dass die Berliner Krippenkinder schon zeitnah fast so viele Erzieherinnen bekommen könnten, wie von Berlins oberster Elternvertretung gefordert. Denn nach Tagesspiegel- Informationen soll schon im Sommer 2016 mehr Geld ausgegeben werden als zunächst geplant war. Das Ziel: Die Verbesserung soll spürbar sein.

Denn das Kitabündnis hatte kritisiert, dass als erster Schritt im Gesetzentwurf nur eine minimale Verbesserung eingeplant war, die pro Krippengruppe und Tag lediglich 30 Minuten Erzieherzeit zusätzlich erbracht hätte. Die Forderung des Kitabündnisses, die jetzt wohl umgesetzt wird, lautete, den sofortigen Personalzuwachs zu verdoppeln. Damit müsste eine Erzieherin nicht mehr sechs, sondern 5,5 Kinder betreuen. Die weitere Verringerung auf fünf Kinder erfolgt dann in kleinen Schritte bis 2019.

Eltern beschweren sich über mangelnde Erzieher

Viele Eltern werden dennoch enttäuscht sein. Denn die Zahl von fünf oder sechs Kindern pro Erzieherin ist nur eine rechnerische Größe. Tatsächlich ist es so, dass sich viel mehr Kinder eine Kraft teilen müssen.

„80 bis 85 Prozent der Eltern beschweren sich über mangelnde Erzieher“, hat Berlins Landeselternsprecher Norman Heise registriert. Was sie umtreibt, ist die Tatsache, dass in ihren Krippen viel mehr als nur fünf oder sechs Kleinstkinder von einer Erzieherin betreut werden.

Was zunächst für Eltern widersprüchlich wirkt, ist leicht zu erklären: „Etwa ein Fünftel der Arbeitszeit entfällt auf Vor- und Nachbereitung, auf Teambesprechungen oder Elterngespräche“, rechnet Roland Kern vom Dachverband der Kinder- und Schülerläden vor. Dies nennt man „mittelbare pädagogische Tätigkeit“. Weitere 18 Prozent kommen nicht einmal mittelbar beim Kind an, sondern sind Urlaub oder Krankheit.

Die Bertelsmann-Stiftung hat ausgerechnet, was dies bedeutet: In Berlin kommen acht bis zehn Krippenkinder auf eine Erzieherin. Im Bundesschnitt sind es nur sechs bis 7,3, denn hier wird eine Erzieherin für jeweils 4,4 Kinder bezahlt wird.

Falls Salehs Rechnung aufgeht, wäre Berlin bald nur noch minimal von gesamtdeutschen Verhältnissen entfernt. Somit bestünde auch die Chance auf eine bessere Sprachförderung in den Kitas.

Kita-Redecheck: Vierjährige getestet

Kind in Kita
Es gibt zu wenig Erzieher in Berliner Krippen, beschert sich das Kitabündnis. Das soll sich jetzt ändern.

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Die gute Nachricht

Kinder, die mehr als drei Jahre eine Kita besuchten, haben kaum noch Sprachprobleme: Nur acht Prozent haben danach Förderbedarf. Nach weniger als einem Jahr Kita liegt die Quote bei 34 Prozent, zeigte die Spracherhebung.

Die schlechte Nachricht

Trotz aller Programme mitsamt Sprachlerntagebuch stagniert die Quote der vierjährigen Kitakinder mit Sprachproblemen bei 17 Prozent. Jedes dritte von ihnen ist in logopädischer Behandlung. Bei den anderen ist der Förderbedarf vor allem durch eine nichtdeutsche Herkunftssprache (ndH) bedingt. Die ndH- Quote stieg leicht auf 33 Prozent.

Eine interaktive Karte der Untersuchungen mit Berliner Fünfjährigen finden Sie hier.

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