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Berlin: Schönbohm: WM-Gäste werden gut geschützt

Innenminister sieht keine erhöhte Gefahr für Ausländer bei der Fußball-Weltmeisterschaft

Potsdam - Trotz des lebensgefährlichen Angriffs auf einen Deutsch-Afrikaner in Potsdam sieht Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) keine erhöhte Gefahr für ausländische Gäste während der Fußball-WM in Brandenburg. Das Risiko, Opfer einer Gewalttat zu werden, gebe es überall in Deutschland und der Welt, sagte Schönbohm am Freitag auf einer Pressekonferenz in Potsdam zur Sicherheit der WM. „Es gibt keinen Grund, vor irgendeinem Bereich Brandenburgs besonders zu warnen.“

Schönbohm relativierte damit Aussagen der Potsdamer Polizei, die einen Anstieg von Übergriffen auf Ausländer während der WM befürchtet. Schönbohm selbst hatte gestern in einem Tagesspiegel-Interview darauf hingewiesen, dass man – ob als Ausländer oder als Deutscher – nachts allein bestimmte Gegenden besser meiden sollte, in Städten Brandenburgs wie auch in anderen Städten Deutschlands.

Generell sieht der Innenminister die Polizei in Brandenburg gut gerüstet für den sechswöchigen Großeinsatz im Frühsommer, für den für alle Brandenburger Polizisten eine Urlaubssperre gilt. Man werde bis zu 4000 Beamte im Einsatz haben, sagte Schönbohm. Er betonte, dass der WM-Einsatz nicht zu Lasten der Sicherheit an anderen Orten des Landes gehen werde. Brandenburg selbst ist zwar kein Austragungsort eines WM-Spiels. Trotzdem sind bereits 63 Plätze für öffentliche Übertragungen von Spielen und 25 weitere Veranstaltungen angemeldet worden, die abgesichert werden müssen. Die Zahl wird voraussichtlich noch ansteigen.

Die Polizei stellt sich auch auf den Transit von tausenden nach Berlin reisenden Fußball-Fans ein, aber auch auf die Sicherung der ukrainischen Nationalmannschaft, die im Potsdamer Seminaris-Hotel untergebracht ist und ab 10. Juni auf dem Leistungssportgelände am nahen Luftschiffhafen trainieren wird. Außerdem hoffen drei Großzeltplätze im Berliner Umland auf tausende Fans aus aller Welt. Dort sollen auf Bitten der Polizei auch Videoüberwachungskameras installiert werden.

Eine generelle Ausweitung der Videoüberwachung öffentlicher Plätze auch als Konsequenz aus dem Potsdamer Anschlag schloss der Innenminister aber aus. „Ich denke nicht, dass wir in der Lage sind und die Notwendigkeit besteht, Bushaltestellen mit Video zu überwachen“, sagte Schönbohm.

Die Polizei erwartet, dass unter den durchreisenden oder sich in Brandenburg einquartierenden Fans auch Störer und Hooligans sein werden. Es könne mit einem Anteil von zwei bis fünf Prozent Problemfans gerechnet werden, sagte Polizeidirektor Hans-Jürgen Mörke vom Potsdamer Präsidium, der den landesweiten Einsatz leiten wird. So soll eng mit der polnischen Polizei zusammengearbeitet werden, da allein in Polen inzwischen 63 000 WM-Karten verkauft worden sind. Es gibt dort nach Schätzungen 3000 Hooligans, die als gefährlich gelten. Was Sicherheitsexperten Sorge macht: Eine Hooligan-Kartei wie in Deutschland und anderen Ländern gibt es in Polen bislang nicht.

Gewaltbereite Fußball-Fans aus Brandenburg selbst – landesweit sind 125 registriert – müssen sich auf Auflagen der Polizei gefasst machen. So würden für die 31 so genannten C-Fans, das ist die gefährlichste Kategorie, die bereits durch Gewalttaten aufgefallen ist, Aufenthaltsverbote für die öffentlichen Großleinwand- Übertragungsorte ausgesprochen, sagte Mörke. Die grundsätzliche Linie der Brandenburger Polizei für den Einsatz zur Fußball-WM beschrieb der Einsatzleiter so: „Wir wollen keine Spaßbremse sein.“ Aber: „Wo Rechtsradikale oder Hooligans ihr Spiel treiben wollen, werden wir konsequent einschreiten.“

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