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Berlin: „Schöne Überraschung“ am Ku’damm

Eine Überraschung soll am Sonntag in der Komödie am Kurfürstendamm präsentiert werden. Gemeint ist nicht die Nachricht, auf die inzwischen tout Berlin hofft, dass die Wölfferschen Boulevardbühnen doch nicht den Banken zum Opfer fallen.

Eine Überraschung soll am Sonntag in der Komödie am Kurfürstendamm präsentiert werden. Gemeint ist nicht die Nachricht, auf die inzwischen tout Berlin hofft, dass die Wölfferschen Boulevardbühnen doch nicht den Banken zum Opfer fallen. „Schöne Überraschung!“ heißt am 19. März die Uraufführung in dem vom Abriss bedrohten Theater. Mit der Komödie mit viel Musik stellt sich Francis C. Winter als Bühnenautor vor – als Schauspieler hat er sich eine der Hauptrollen auf den Leib geschrieben.

In der Probenpause im „Dressler“ am Kurfürstendamm erregt der junge Mann mit den eng an den Kopf gegelten schwarzen Haaren schon mal Aufmerksamkeit. „Der sieht aber interessant aus“, machen sich an diesem trüben Märznachmittag drei Frauen bei Kaffee und Kuchen auf den Gast am Nebentisch aufmerksam, der ernst in seiner Tasse rührt. Die Proben befinden sich in der heißen Endphase, und wenn man da nicht nur Darsteller, sondern auch Autor ist, zerrt das doppelt an den Nerven.

Die Geschichte habe er so ähnlich selbst durchlebt, erzählt Francis C. Winter von seinem Bühnenerstling. In dem gerät die heile Welt und scheinbar liberale Geisteshaltung eines gut situierten Ehepaars ins Wanken, als sie erst am Verlobungsabend ihrer Tochter deren Zukünftigen kennen lernen. „Schöne Überraschung!“ – der junge Konzertpianist ist farbig.

So wie sein Darsteller – das „C.“ bei Francis C. Winter heißt Codjoe und steht für seine indisch-ghanesischen Wurzeln. Winter wurde er erst 1999 – da adoptierte ihn die Frau, die seine Entwicklung seit seinem 13. Lebensjahr freundschaftlich, beratend und mütterlich begleitet – Judy Winter. In dem neuen Stück steht die bis vor kurzem als „Marlene“ gefeierte Schauspielerin neben ihrem Adoptivsohn auf der Bühne. Selbstredend, dass der Autor sie auch singen lässt. „Judy singt ,Yesterday‘ und ich begleite sie am Klavier“, erzählt er aus dem Stück. Das endet mit einem Happy End. Francis eigene Erfahrung als „schöne Überraschung“ ging nicht so gut aus, verrät er – hält sich privat ansonsten aber streng bedeckt. Nur, dass er in seiner 100 Quadratmeter großen Wohnung am Kleistpark gern kocht, am liebsten Eintöpfe wie grüne Bohnen mit Kassler oder Lamm.

Dass er das kann, hat der 33-Jährige bewiesen. Am Kurfürstendamm steht er wie Judy Winter zwar erstmals auf der Bühne – ansonsten aber nicht. Am Renaissance-Theater, am Deutschen Theater, an der Vaganten-Bühne und an der Schaubühne war der gebürtige Schöneberger schon engagiert. Rollen in Kinofilmen wie „Solo für Klarinette“ oder in Fernsehserien wie „Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen“ und „Sperling“ machten sein Gesicht über Berlin hinaus bekannt.

Jetzt ist der Berliner als Bühnenautor auf dem Vormarsch. „Spurensuche“ heißt sein zweites Stück, das im Oktober 2007 uraufgeführt werden soll – am Ernst Deutsch Theater in Hamburg. Zur Premiere wird Francis C. Winter aber nur als Autor auf der Bühne stehen – neben Mutter Judy und Ulrike Folkerts bei der „Spurensuche“ nach einem Kindermord.

Heidemarie Mazuhn

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