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Berlin: Schöneberg-Tempelhof: Sonne kühlt Eis. Oder brät Würstchen. Oder kocht Kaffee

Ein Eisverkäufer mitten in der Sahara - geht das? Wüstenwanderern muss er als Fata Morgana erscheinen, denn wie kann in staubiger Hitze, fernab von der Zivilisation, eine Kühltruhe funktionieren?

Ein Eisverkäufer mitten in der Sahara - geht das? Wüstenwanderern muss er als Fata Morgana erscheinen, denn wie kann in staubiger Hitze, fernab von der Zivilisation, eine Kühltruhe funktionieren? Aber es geht, denn in der Wüste gibt es nicht nur viel Sand, sondern auch viel Sonne. Und so könnten sich Kameltreiber und Sahara-Touristen an einer von Sonnenlicht betriebenen Eisbude der kleinen Berliner Firma "Solar Lifestyle" erquicken. Das "Solar Island System" - in dem man übrigens auch Kaffee kochen und Würstchen braten kann - ist eines der Umweltprojekte, die das Berliner "Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung" (IZT) mit Lottogeldern fördert. 330 000 Mark jährlich vergibt die Stiftung an Projekte, die sich mit umweltbewusstem und umweltschonendem Leben beschäftigen. Eine Bio-Küche für Kita-Kinder, Fahrradständer für Berlin-Mitte und eine Internet-Plattform zur Online-Diskussion über nachhaltiges Leben - das sind die Vorhaben, die Edgar Göll vom IZT bei einer Zwischenbilanz vorstellte.

Es sind eher die kleineren Ideen, die das IZT für zukunftsweisend hält: Mehr als 50 000 Mark gibt es für kein Projekt, auch müssen deren Macher nebenbei noch andere Geldquellen auftun. Günther Kusidlo und Sepp Fiedler, die Erfinder der Solar-Kühltruhe, erhielten 25 000 Mark für den Prototypen ihrer Sonnen-Imbissbude: ein Viertel der Entwicklungskosten. Den Rest müssen sie sich bei anderen Sponsoren holen oder ihn aus der eigenen Tasche bezahlen. Noch ist nicht sicher, ob sie genügend Geld zusammenbekommen. Den Gewinn macht ihre Firma woanders: mit dem Verkauf von Niedrigenergie-Häusern. Auf der Expo rollte schon ihr "Icy Rider", ein Eisverkäufer-Fahrrad. Das Eis wird von Sonnenenergie gekühlt, der Verkäufer muss aber selbst in die Pedale treten, wenn er das dreirädrige Gefährt nach Feierabend in die Garage steuert.

Ganz ausgereift ist es jedoch noch nicht: Die Solarzellen sammeln tagsüber nicht genug Energie, um das Eis auch über die Nacht zu retten. Da hilft nur die Steckdose. Bald soll es ein neues Modell geben. Der "Icy Rider", zusammengebaut von Berlinern, fährt zunächst weiter in Hannover - die Stadtwerke haben ihn gekauft. In Berlin gibt es noch keinen. Immerhin können Solarenergie-Fans bald im Berliner Technik-Museum einen Kaffee trinken, den die Sonne kochte: In einem Freiluftcafe der Berliner Solarbastler. Ab Juli soll die rote Container-Bar täglich geöffnet sein.

cdz

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