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Die Verdoppelung der Lärmbelastung sei im Planfeststellungsbeschluss von 2004 vertuscht worden, so der BVBB. Der Verein fordert deswegen einen sofortigen Baustopp für den Großflughafen.

© Thilo Rückeis

Update

Schönefeld: BBI-Lärmbetroffene verlangen Baustopp

Der Bürgerverein Berlin-Brandenburg sagt, die Zahl der vom Fluglärm betroffenen Menschen habe sich nun um 100.000 Einwohner nahezu verdoppelt. Der Verein fordert einen Baustopp des Großflughafens - und zieht Parallelen zu Stuttgart 21.

Die Proteste gegen den befürchteten Fluglärm des künftigen Großflughafens in Schönefeld sollen in den nächsten Wochen noch erheblich verstärkt werden. Zu diesem Zweck trafen sich am späten Freitagabend Vertreter zahlreicher Bürgerinitiativen aus den südlichen Berliner Stadtteilen und dem angrenzenden Umland in der großen Markthalle des Schlosses Diedersdorf zu einem ersten Forum. Mit großer Zustimmung wurde von den etwa 250 Teilnehmern die Aufforderung des Bürgermeisters von Großbeeren, Carl Ahlgrimm, begrüßt, den Widerstand gegen den Fluglärm nicht zu zersplittern. „Nur durch ein gemeinsames Vorgehen können wir die Auswirkungen des Großflughafens für die Anwohner so gering wie möglich halten“, sagte Ahlgrimm. Er steht der Schutzgemeinschaft der Umlandgemeinden vor. Ahlgrimm sagte weiter: „Wir müssen zusammen stehen, unabhängig vom jeweiligen Wohnort.“ Daher werde auch keine einseitige Bevorzugung von bestimmten Flugrouten verlangt. Die Einladung zum Treffen ging vom Bürgerverein Berlin-Brandenburg (BVBB) aus. Er hatte in den vergangenen Jahren vor allem von Blankenfelde-Mahlow aus gegen den Bau eines Airports in Schönefeld gekämpft und sich zuletzt auf die Einhaltung des Nachtflugverbots konzentriert. Seit der Veröffentlichung möglicher Ab- und Landerouten durch die Deutsche Flugsicherung Anfang September gründeten sich rund 30 neue Bürgerinitiativen, um einen Überflug in geringer Höhe über die jeweiligen Brandenburger Orte und Berlin zu verhindern.

Nach Angaben des BVBB hat sich die Zahl der vom Fluglärm betroffenen Menschen nun um 100 000 Einwohner nahezu verdoppelt. „Uns bleibt als Alternative nur die Forderung, sofort den Bau des Großflughafens in Schönefeld einzustellen“, forderte der Ehrenvorsitzende der Bürgervereinigung, Ferdi Breidbach, unter starkem Beifall. „Wir müssen zurück zu den Wurzeln der Standortfrage, nämlich zum Bau eines Flughafens in Sperenberg.“ Dort könne ein einzigartiges Investitionsprogramm in Gang gesetzt werden. Breidbach warnte davor, der Deutschen Flugsicherung in der jetzigen Situation die alleinige Schuld zu geben. „Diese Behörde handelt bei der Festlegung der Flugrouten lediglich nach sachlichen Grundsätzen. Schuld haben allein die Politiker, die den völlig falschen Standort Schönefeld durchgesetzt haben“. Falls die jetzt so stark diskutierten Flugrouten schon in den neunziger Jahren im Westen Berlins bekannt gewesen wären, hätte es nie einen Flughafen in Schönefeld gegeben, meinte Breidbach. Die Menschen seien einfach getäuscht und so vom Protest abgehalten worden.

Einige Bürgerinitiativen vor allem aus Lichtenrade und Wannsee zeigten sich von der Forderung nach einem sofortigen Baustopp in Schönefeld doch recht irritiert. Bisher seien sie auf die Straße gegangen, um andere Flugrouten durchzusetzen, hieß es von mehreren Teilnehmern aus dem Süden und dem Südwesten Berlins. Gerade die Berliner Initiativen hielten sich mit einer Zustimmung zum sofortigen Aus für Schönefeld zurück. Auch Rainer Block, Gemeindevertreter aus Schönefeld, sprach von einem „utopischen Vorschlag“. Diese führe zu keiner starken Bürgerbewegung. Michael Fürst von der Initiative aus Zeuthen, wo vor einigen Tagen mehr als 1000 Menschen zu einer Informations-Veranstaltung über den zu erwartenden Fluglärm gekommen waren, sah dagegen keine Alternative zum Baustopp. „Sonst geht der Kelch der Belastungen an niemandem vorbei“, sagte er. Claus-Dieter Steyer

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