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Der Fertigstellung des Großflughafens in Schönefeld verzögert sich voraussichtlich.

© ddp

Schönefeld: Flughafenplaner: BBI ein Jahr später fertig

Die Fertigstellung des Großflughafens Berlin Brandenburg International (BBI) droht sich nach Tagesspiegel-Informationen um ein Jahr zu verzögern. Klaus Wowereit und Matthias Platzeck sind darüber offenbar im Unklaren gelassen worden. Nun könnte der Flughafen Tegel länger geöffnet bleiben.

Das geht aus einem Brief hervor, den eine mit der Projektsteuerung beauftragte Firma an das BBI-Management geschrieben hat. Aus mehreren Quellen wurde dem Tagesspiegel die Existenz des Briefes bestätigt, der seit Wochen unter Verschluss gehalten wird. Nach Tagesspiegel-Informationen sind erst etwa 20 Prozent der Planungsleistungen für den Innenausbau des Terminals erstellt. Ein daran beteiligtes Unternehmen hatte Anfang des Jahres Insolvenz angemeldet. Eigentlich soll der Flughafen in der Nacht zum 30. Oktober 2011 eröffnen. Nun dürfte Tegel länger geöffnet bleiben.

Die beiden BBI-Geschäftsführer Rainer Schwarz und Manfred Körtgen waren am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. BBI-Sprecher Ralf Kunkel sagte, er kenne den Brief nicht, und der bisherige Zeitplan sei beschlossene Sache. Der BBI, der den Namen Willy Brandts tragen soll, ist eines der größten Bauprojekte Europas. Die Investitionen sind mit 2,5 Milliarden Euro veranschlagt. Der Flughafen, der auf 27 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt ist, soll auch mehr Interkontinental-Verbindungen anbieten. Vor allem Air Berlin setzt auf ein neues Drehkreuz.

Erst vor gut einem Monat hatte BBI-Geschäftsführer Körtgen erklärt, den Zeitplan im Griff zu haben. Die auch aus dem langen Winter resultierenden Verzögerungen könnten aufgeholt werden. Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft ist bisher offenbar nicht über die neue Lage informiert. Damit sollte wohl noch vier Wochen gewartet werden: Das Gremium wurde für den 25. Juni einberufen.

Politisch pikant ist, dass offenbar auch die beiden prominentesten Aufsichtsräte im Unklaren gelassen wurden: die Regierungschefs von Berlin und Brandenburg, Klaus Wowereit und Matthias Platzeck (beide SPD). Die beiden Politiker scheinen im Mai völlig ahnungslos am Richtfest teilgenommen zu haben. Wowereit, der sich im nächsten Jahr zur Wiederwahl stellt, hatte danach sogar im Tagesspiegel gerühmt, dass das Bauvorhaben „sowohl im Zeit- als auch im Kostenrahmen“ liege. Von einer Verzögerung wisse er nichts, sagte Senatssprecher Günter Kolodziej auch am Freitag. Ähnlich äußerte sich Platzecks Sprecher Thomas Braune. Ein entsprechendes Schreiben sei in der Staatskanzlei nicht bekannt.

Dass die drohende Verzögerung unter dem Deckel blieb, könnte mit dem Rohbau des letzten Tunnelabschnitts der Verbindung zum Terminal zusammenhängen, dessen Übergabe an die Bahn in der kommenden Woche feierlich begangen werden soll. Die Veranstaltung solle nicht durch schlechte Nachrichten gestört werden, spekulierten Bahnkreise.

Die Projektsteuerungsfirma dürfte auch aus eigenem Interesse aktiv geworden sein, weil das die Gefahr mindert, für die Verzögerung haftbar gemacht zu werden. Ihre Warnung deckt sich aber mit Beobachtungen von Kennern der Baustelle: Es sei erkennbar, dass der Innenausbau nicht zu schaffen sei. Ein Bauingenieur hält sogar eine Verzögerung der Fertigstellung um zwei Jahre für möglich.

Wird der BBI später eröffnet, kann die Flughafengesellschaft länger mit Tegel Gewinn einfliegen. Einfacher würde es auch für die Bahn: Ginge der BBI pünktlich in Betrieb, gäbe es für schnelle Verbindungen aus der Innenstadt zum Flughafen nach jetzigem Stand nur ein Provisorium. Bliebe dagegen mehr Zeit, könnte die Bahn auch den Anschluss über die noch fehlende Ostanbindung fertig stellen.

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