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Schönefeld: Schläger hatten rassistische Motive

Die Schlägerei in Schönefeld hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen ausländerfeindlichen Hintergrund. Der 15-jährige Äthiopier liegt seit der Tat mit Verdacht auf Schädelbruch in einem Berliner Krankenhaus.

Potsdam/Schönefeld - Die vier Angreifer im Alter von 15 und 16 sowie 21 und 23 Jahren seien alle der rechten Szene zuzuordnen, sagte Benedikt Welfens von der Potsdamer Anklagebehörde am Montag. Bei dem Vorfall seien Worte wie "Ausländer raus" und "Deutschland den Deutschen" gefallen. Der Äthiopier sei zudem als "Scheiß Nigger" beschimpft worden.

Nach Ansicht des Afrika-Zentrums in Berlin stellt diese Tat das Motto der Fußball-WM "Die Welt zu Gast bei Freunden" in Frage. Sie mache deutlich, dass Berlin und Brandenburg ihre Sicherheitsapparate nicht mehr im Griff hätten, sagte Taye Teferra in Berlin. Die Länder hätten keine klare Strategie für die Auseinandersetzung mit Rechts.

Juso: Keine einheitliche Strategie

Die Brandenburger Jusos griffen diesen Vorwurf inzwischen auf und gaben ihn an das Innenministerium weiter. Die Behörde von Minister Jörg Schönbohm (CDU) habe immer noch keine einheitliche Strategie im Kampf gegen den Rechtsextremismus erarbeitet, monierte Landeschef Tobias Mörike. Strafrechtliche, bildungspolitische und soziale Maßnahmen müssten zusammengeführt werden.

Die Staatsanwaltschaft stellte am Montagnachmittag Haftantrag beim Amtsgericht Potsdam gegen die beiden älteren Beschuldigten, die gewaltbereit und polizeilich bekannt seien, sagte Welfens weiter. Für die beiden jugendlichen Beschuldigten, die bisher nicht aufgefallen seien, sei die Unterbringung in einer Jugendarrestanstalt beantragt worden. Gegen alle vier werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

"Organisierter City-Guerilla-Kampf"

Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler sollen die vier Männer am frühen Sonntagmorgen gegen 3 Uhr NPD-Aufkleber an Laternenmasten geklebt haben. Dabei hätten sie die sechs vorbeikommenden Jugendlichen im Alter von 15 bis 20 Jahren beschimpft und angegriffen. Bei dem Übergriff sei der 15-jährige Berliner äthiopischer Herkunft am Kopf verletzt worden.

Die Verletzungen seien allerdings nicht so gravierend wie zunächst angenommen, sagte der Staatsanwalt. Dem Jugendlichen gehe es "relativ gut", er bleibe aber noch unter ärztlicher Beobachtung im Krankenhaus. Auch die beiden älteren Angreifer seien "nicht unerheblich verletzt" worden. Einer von ihnen befindet sich noch in einer Klinik und stehe unter polizeilicher Bewachung.

Nach Ansicht von Teferra handelt es sich bei dem Überfall um einen organisierten, radikal-nazistischen "City-Guerilla-Kampf". Der Übergriff sei kühl geplant gewesen. (tso/ddp)

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