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Berlin: Schöner Schwitzen am Spreeufer

Das Lüders-Haus beherbergt nicht nur die Bundestagsbibliothek

Die Regale im Lesesaal sind noch leer, aber die ersten Büros im Marie-Elisabeth-Lüders- Haus schon bezogen. Einige Mitarbeiter des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages haben ihre Umzugskisten am Spreebogen bereits ausgepackt. Sie sind die Vorhut des großen Umzugs der Bibliothek des Deutschen Bundestages, der im Januar beginnt. Das Startsignal dazu gibt Bundestagspräsident Wolfgang Thierse heute, wenn er offiziell die Schlüssel für den letzten Neubau des Bundestages in die Hand bekommt.

Rund 221 Millionen Euro hat der Bau nach den Plänen von Stephan Braunfels am Spreeufer gekostet. Drei Jahre später als geplant ist er fertig geworden. Den größten Raum in dem mit 33300 Quadratmetern Nutzfläche kleinsten der drei Bundestags-Neubauten nimmt die Parlamentsbibliothek ein. Rund 1,3 Millionen Bände umfasst der Bestand der weltweit drittgrößten Bibliothek dieser Art, der ausschließlich für Abgeordnete, ehemalige Abgeordnete und Mitarbeiter des Bundestages zur Verfügung steht. Zum Vergleich: Die Berliner Staatsbibliothek als größte Universalbibliothek Deutschlands hat einen Bestand von rund 10 Millionen Büchern und Titeln. 25000 Bücher kommen in der Bundestagssammlung jährlich hinzu. 1949 gegründet, umfasst sie heute außerdem 11000 Periodika und 2200 Loseblattsammlungen. Und sie verwahrt alle Flugblätter, Reden und Pamphlete des deutschen Parlamentarismus – von 1848 bis heute.

Aber das Lüders-Haus (benannt nach der 1966 verstorbenen FDP-Politikerin und Frauenrechtlerin) beherbergt nicht nur die Parlamentsbibliothek. Es gibt außerdem noch einen Sitzungssaal (so groß wie ein kleiner Plenarsaal), durch dessen rundes Fenster die Abgeordneten und Zuschauer auf den Tribünen über die Spree auf den Reichstag blicken können. Im Foyer des Hauses (vom Spreeufer zu erreichen) stehen ein paar Mauersegmente, die der Künstler Ben Wargin hier aufstellen konnte. Dieser Bereich ist der einzige, der dauerhaft für die Allgemeinheit geöffnet sein wird. Das Interieur des Lüders-Hauses wird ansonsten für die Bürger und Steuerzahler erst beim Tag der offenen Tür des Bundestages 2004 zu sehen sein.

Nicht öffentlich ist zum Beispiel der Sport- und Fitnessraum, den die Sportgemeinschaft des Bundestages nutzt. Sie nimmt allerdings in einigen Abteilungen noch Mitglieder auf. Ganz unter sich bleiben die Parlamentarier jedoch dort, wo sie demnächst kollektiv ins Schwitzen kommen – nicht im Untersuchungsausschuss, sondern in der Parlaments-Sauna.

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