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Traumreise. Die Mode- und Schmuckdesignerin Jette Joop und ihr Mann Christian Elsen gehören zu den Prominenten, die beim bundesweiten Vorlesetag mitmachen. Sie lasen bereits gestern den Kindern des Kindergartens St. Elisabeth vor, die meisten Veranstaltungen finden aber am heutigen Freitag statt. Foto: Eventpress Herrmann

© Eventpress Herrmann

Berlin: Schönes für die Ohren

Der beginnende Winter ist die ideale Zeit, um mal wieder zu einem Buch zu greifen Wer sich lieber vorlesen lässt, hat in diesen Tagen eine reiche Auswahl an Veranstaltungen

Vor den Fenstern herrscht graues Einerlei, der Sommerurlaub ist nur noch eine ferne Erinnerung, und die heimelige Gemütlichkeit der Vorweihnachtszeit lässt noch auf sich warten. Für viele Menschen ist der November der Inbegriff der Tristesse. Dabei hat diese Übergangszeit auch ihre schönen Seiten: In kaum einem anderen Monat macht es so viel Freude, sich mit einem warmen Tee und einer kuscheligen Decke aufs Sofa zu legen und voller Erwartung einen dicken Schmöker aufzuschlagen. Kein Wunder also, dass gerade in diesen Tagen viele Veranstaltungen rund um das Thema Bücher und Lesen stattfinden.

Los geht es an diesem Freitag mit dem 8. bundesweiten Vorlesetag, einer Initiative der Zeitung „Die Zeit“, der Stiftung Vorlesen und der Deutschen Bahn. Im gesamten Bundesgebiet werden mehr als 11 000 Prominente und Nicht-Prominente ihre Lieblingsgeschichten vorlesen. Auch in Berlin können junge Zuhörer in zahlreichen Bibliotheken, Schulen und Kitas die Ohren spitzen, ein Teil der prominent besetzten Veranstaltungen ist jedoch nicht öffentlich. Wer Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse, dem Parteivorsitzenden der Grünen, Cem Özdemir, oder den Fernsehmoderatorinnen Anne Will und Sarah Kuttner beim Vorlesen lauschen möchte, musste sich im Vorfeld bewerben. Das Gleiche gilt für den Besuch des Vorlese-Tipis im Hauptbahnhof und die Mitfahrt im Vorlese-Zug, der Berlin um acht Uhr mit 120 Berliner Schülern in Richtung Hamburg verlässt.

Doch gibt es hinreichend Alternativen: Offen für jeden ist die 4. Lange Nacht des Buches mit mehr als 80 Lesungen und Veranstaltungen am heutigen Freitagabend. Das große Literatur-Event findet zum vierten Mal im Rahmen der Aktionstage „Moabit liest“ statt und richtet sich an kleine und große Bücherfreunde mit unterschiedlichsten Interessen: In der Galerie Nord lesen nur Moabiter Autoren, in „Freddy Leck sein Waschsalon“ treffen sich die Jungen Wilden, im Atelier Zinnobia dominiert die Frauenpower, und im Nachbarschaftshaus Stadtschloss erfahren junge Zuhörer von der Autorin Manuela Golz, wie es war, in den siebziger Jahren in West-Berlin unter einer spießigen Wagenradlampe und zwischen Schrankwänden aufzuwachsen.

Auch startet an diesem Wochenende mit „Stadt, Land, Buch“ ein richtiger Lesemarathon. Bis zum 27. November finden in Berlin und 16 brandenburgischen Städten mehr als 140 Lesungen, Diskussionen, Vorträge und Ausstellungen statt. Los geht es am morgigen Sonnabend mit einem kunterbunten Lesetag in der Gelben Villa in Kreuzberg, in dessen Rahmen auch die Auftaktveranstaltung zum Theo-Schreibwettbewerb für Kinder und Jugendliche stattfindet. Bei der feierlichen Eröffnungsveranstaltung am Sonntag im Potsdamer Hans-Otto-Theater liest die mehrfach preisgekrönte Berliner Autorin Julia Franck aus ihrem neuen Roman „Rücken an Rücken“. Weitere Highlights der Lesewoche: Der Debütantensalon im Kreuzberger TAK-Theater mit Moderator Knut Elstermann und die zweite Katzen-Krimi-Nacht im Deutschen Theater – hier begegnen die Zuhörer Vierbeinern aus der Feder von Patricia Highsmith, Edgar Allan Poe und Bram Stoker. Darüber hinaus finden vom 25. bis 27. November das Künstlerbuchfestival Miss Read sowie am 26. und 27. November der Weihnachtsmarkt der Buch- und Musikkultur in der Kulturbrauerei unter dem Motto „Buch trifft Musik“ statt.

Und es gibt noch mehr Interessantes und Schönes für die Ohren: Dem Schicksal vieler Adoptiv-, Pflege- und Heimkinder widmet sich am Montagabend der Lese- und Gesprächsabend „Die Himmelsrutsche“ mit der Berliner Autorin Monika Wiedemann-Kaiser. Und die 22. Berliner Märchentage verschönern den grauen Monat noch bis zum 27. November mit wundersamen Geschichten aus Nordamerika.

Wer Sorge hat, dass es um Anregungen für neuen Lesestoff nach dem Ende dieser Veranstaltungen knapp bestellt sein könnte, sollte den Buchhändlerkeller in Charlottenburg besuchen. Hier gibt es das ganze Jahr über wöchentlich Lesungen zu deutschsprachigen Neuerscheinungen.

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