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Zum Anbeißen: Osterhasen aus Schokolade im Test.

© dpa

Schoko-Osterhasen im Test: Na, der ist aber süß!

Sie sind ganz schön fett. Und die meisten Supermarkt-Osterhasen enthalten zu viel Zucker. Konditorware ist besser.

Osterhasen haben ein kurzes Leben. Die empfindlichen Tiere aus Milchschokolade kommen oft schon im Januar zur Welt und werden sechs Wochen vor Ostern ausgewildert. Wenn sie in dieser Zeitspanne kein Zuhause finden, werden sie kurz darauf als Schokoladenbruch angeboten. Genau wie die Weihnachtsmänner erinnern sie an Zeiten, in denen es Schokolade nur zu festlichen Anlässen gab und nicht als tägliches Zwischendurch.

Thomas Yoshida, Chefpatissier im Restaurant „Facil“, verarbeitet Schokolade jeden Tag. Deshalb musste er sich nicht umstellen, als die monatliche Testrunde bei ihm eintraf mit zwei Dutzend Schokoladehasen im Gepäck. Allerdings wurden seine Vorstellungen von Qualität von den Volkshasen der Discounter gleich auf die Probe gestellt. Die für Aldi gefertigte „Oster Phantasie Edel-Vollmilch“ dürfte typisch sein für Massenherstellung: Neben einer großen Süße wirkt die Masse grob und bleibt leicht zwischen den Zähnen kleben. „Favorina“ vom Konkurrenten Lidl ist ebenfalls ein Tier, dessen Süße weniger im Anblick liegt als in der Substanz. Es kam Yoshida etwas besser conchiert, also besser gerührt und gewalzt vor.

"Schmunzelhase" mit dichtem Schmelz

Nur geringfügig ist der Unterschied zur Figur „Madagascar Edelvollmilch“, die am ehesten noch dem Blendi-Zahnpastabiber oder einem Waschbären ähnelt. Auch der „Schmunzelhase“ von Milka – sozusagen der Gute-Laune-Bär im Hasenstall – beeindruckt erst einmal durch entschlossene Süße, die ins Karamell spielt. Dann aber zeigt sich doch ein sehr viel dichterer Schmelz, der den Gaumen auskleidet, ohne ins Schmierige abzugleiten.

Die bunte Vielfalt der Osterleckereien.
Die bunte Vielfalt der Osterleckereien.

© Mike Wolff

Der in Frontalpositur wie ein Zinnsoldat dastehende Markenhase von „Kinderschokolade“ rückt noch weiter vom Thema Schokolade ab. Dafür überfällt er die Nase mit einem Vanillearoma, das Yoshida ein wenig irritierte, die teilnehmenden Kinder aber gleich erfreute. Zudem ist er innen mit der typischen Milchcrème ausgekleidet, die auch die Überraschungseier füllt. Drei von vier teilnehmenden Kindern gefiel diese ihnen gewidmete Schokolade am besten von allen Kostproben, nur ein tapferes Mädchen votierte für den „Lindt Goldhasen“.

Dieser klassische Profilhase (oder besser wohl Kaninchen), dessen geglättete Form an Art-déco-Skulpturen erinnert, hoppelt nicht nur preislich in eine andere Liga. Facil-Chefkoch Michael Kempf, dessen Gusto Lindt im Übrigen nicht traf, sprach von einem geschmacklichen Quantensprung. Hier bekommt man es mit dem zu tun, was den Namen Schmelz verdient – auch wenn die Süße nach wie vor enorm ist. Am Ende prägen doch runde, harmonische Momente den Verzehr.

Konditorhase mit gezügelter Süße

Genau das fehlt nicht nur dem recht fett und leicht brandig im Aroma wirkenden „Hachez Feine Vollmilch-Chocolade“-Hasen aus Bremen, sondern vor allem auch dem etwas kümmerlich dreinblickenden Hasen von „Rosengarten Milchschokolade Bio“. Yoshida dachte zunächst an Adventskalender – bevor ihm eine melassige Schwere zu schaffen machte. Sie rührt von der Hauptzutat Rohrzucker her, die ebenfalls reichlich im Bio-Vertreter „Raps Rabbit Eco Finia“ enthalten ist. Die spacige Comicfigur lenkt die Aufmerksamkeit daneben noch mit Vanille auf sich, die jedoch keinen künstlichen Eindruck hinterlässt. Den könnte man mit einiger Berechtigung dem am Gaumen ein bisschen sandig erscheinenden „Hammermühle Bio Laktosefrei“ zusprechen, doch der Produzent für Allergiker erzielt ein insgesamt achtbares Ergebnis.

Wie einem Kinderbuch der fünfziger Jahre entsprungen wirkt das naive, als Koch kostümierte Tier aus der Confiserie Reichert in der Nähe des Steglitzer Kreisels. Es wird genauso wie die Hasen von Hussel von der niedersächsischen Confiserie Weibler hergestellt – ein typischer Konditorhase, der sich durch gezügelte Süße verrät. Gleichzeitig ist sein Verzehr von einem gewiss nicht jedem willkommenen Fetteindruck begleitet.

Durch die Schokohasen-Welt testeten sich im Restaurant Facil Sternekoch Michael Kempf, Martin Kühlert von Hofer Schokoladen und Chefpatissier Thomas Yoshida (v. r.)
Durch die Schokohasen-Welt testeten sich im Restaurant Facil Sternekoch Michael Kempf, Martin Kühlert von Hofer Schokoladen und Chefpatissier Thomas Yoshida (v. r.)

© Mike Wolff

Da aber Kakaobutter und Milchfett die einzigen Fettquellen sind, können nur sie die zähe Schokoladenmasse zum Fließen bringen, damit sie filigrane Formen auszufüllen vermag. Das bedeutet, dass eine ziselierte Formensprache hochwertige Qualität verlangt – insbesondere, was die teure Kakaobutter betrifft. Die kommt in der „Heilemann Hasendame nostalgisch“, die im wahren Osterhasenzoo Hofers beim Lehniner Platz erworben werden kann, reichlich zum Zuge. Allerdings vermittelt die im Stil eines Cartoon-Biedermeier entworfene Figurine einen satten Milcheindruck, er sich in erster Linie an Kinder richtet.

Ein Kaninchen wie eine Praline

Idee, Form und Geschmack bilden keine Einheit bei „Rusty“. Als Schauobjekt nähert sich das geduckt wie in einer Furche kauernde Schokoladenkaninchen von Butter-Lindner Babyspielzeug an, als Genussobjekt hingegen einer fetten belgischen Praline mit ihrer charakteristischen Nougatröstnote auf der Basis von Zucker. Zusammen mit seinem vollmundigen, von röstigem Kakao geprägten Erwachsenen-Gegenstück, dem in seinem Osterernst ein klein wenig Angst machenden Feldhasen von „Estrella“, kam Rusty schließlich auf den dritten Platz.

Davor schob sich der verniedlichte Dürerhase von „Fesey“, den Hofer, Mamsell und das „Süße Leben“ führen. Auch wenn die Schokolade ganz leicht sandig wirkt und womöglich etwas zu sehr mit Vanille versetzt ist, so bleibt doch ein würziger Eindruck angenehm zurück. Im Abgang äußert sich noch eine mineralische Note, die platte Süße gar nicht erst aufkommen lässt.

Der in jeder Hinsicht perfekte Testsieger, der bei Hofer eingefangene Feldhase der Salzburger Konditorei Berger, ist das, was man auch ohne Schleifchen und Glöckchen bildschön nennen würde. Der Schwung der Form des aufrecht Sitzenden wird durch angedeutete Fellstrukturen aufgenommen, das gutmütige Antlitz verheißt Genuss für den Gaumen. Der bleibt nicht aus, denn der Hohlkörper wird aus der berühmten Jivara des Topgastronomie-Lieferanten Valrhona gegossen. Sie ist süß, aber nicht zuckrig, für eine Vollmilch eher kräftig im Kakao und zeigt einen schönen Schmelz – eher geeignet für Charlotte und Maximilian als für Mandy und Justin.

Estrellas Chocolaterie, Schöneberg, Akazienstraße 21

Hofer Schokoladen, Charlottenburg, Kurfürstendamm 146–147

Mamsell, Schöneberg, Goltzstraße 48

Reichert, Steglitz, Schloßstraße 96

Das süße Leben, Schöneberg, Salzburger Straße 7

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