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Schon gewusst?: Die Geheimnisse des Olympiastadion in Berlin

Herthas Luxuskabine, ein Knast für Randalierer, Logen unterm Dach – überraschende Einblicke in die Arena

Das kleine, weiße Schild hängt an einem Drahtzaun, „Tunneltor“ steht darauf. Dahinter die geschlossene Schranke. JesseOwens-Allee, ein sonniger Nachmittag. Der Schlagbaum hebt sich: Der Tagesspiegel erhält Zugang zu den verborgenen Orten des Olympiastadions. Wir folgen der Straße hinab zum Tunneltor, dem geheimen Eingang in die Unterwelt des Stadions.

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Der Weg schlängelt sich an Bäumen vorbei, dann taucht ein steinerner Bogen auf. Bis 1932 verlief über ihm die Trasse der Grunewaldrennbahn, auf ihr galoppierten die Pferde. Heute markiert die Stelle den Beginn des Tunnels. Hinter einer Glaswand befindet sich gleich das neue Gefängnis. Der Knast ist Vorschrift. Wenn sich Fans von Hertha BSC prügeln und die Polizei sie aufgreift, landen sie im Keller des Stadions, in einer von sieben Zellen hinter Stahltüren.

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Wenige Meter weiter ist der Blick frei auf eine weitere Röhre. Der Weg zum Parkhaus. 500 Stellplätze, Fahrbahnmarkierungen und eine noble Vorfahrthalle für die Prominenz. An der Wand brennen Lampen hinter Milchglas, von oben scheint Tageslicht hinab. Bei der Eröffnungsfeier des Stadions in einer Woche wird Innenminister Otto Schily in seiner Limousine vorfahren und die Treppen zur neuen Loge hinauflaufen. 50000 Menschen werden an diesem Abend ins Stadion kommen und feiern. Was sich unter ihnen abspielt, bleibt geheim.

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Die Treppen hinauf, immer höher, hinein ins textilbespannte Stadiondach. 3500 Tonnen Stahl schweben jetzt über den Zuschauern, 26 Millionen Euro hat die Konstruktion gekostet. Der Stoff fühlt sich steif und glatt an, wie die Teflonschicht einer Bratpfanne. So soll sich später kein Dreck auf dem hellen Dach absetzen. Der Blick führt 40 Meter in die Tiefe. Wir klettern hinab.

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Vorbei an den noblen Logen, „Skyboxen“ genannt, die in den alten Reporterkabinen unter dem Dach entstanden sind. Vorbei auch am Treppenhaus aus Stahl und Holz, das die Etagen verbindet. Sechs Stockwerke, davon vier unterirdisch. Ganz unten: die Mannschaftskabine von Hertha BSC. Dunkles Holz, keine Fenster, 25 Sitze . Nebenan das Entmüdungsbecken und die Duschen. Schlicht und schick. Die Kabine ist mehr als 250 Quadratmeter groß. Die Fußballer kommen erst in einer Woche.

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Der Flur will nicht enden, knapp 1000 Meter weiße Wand. Am Marathontor, tief in der Erde, ist noch ein geheimer Ort zu sehen: die unterirdische Aufwärmhalle. Fünf neue Laufbahnen, jede 120 Meter lang, nebenan die Krafträume. Die Fenster sind schon geputzt. Das Olympiastadion ist fertig.

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