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Berlin: Schon mit 16 spielend das Abi geschafft

Marcus Merkel schließt das Gymnasium nach nur zehn Schuljahren mit eins ab Er hat drei Klassen übersprungen und will Dirigent werden

Während seine Altersgenossen nächste Woche ein zweites Mal die Mathematik-Prüfung für den Mittleren Schulabschluss schreiben müssen, ist Marcus Merkel schon ein paar Schritte weiter. Der 16-jährige Schüler der Rosa-Luxemburg-Oberschule in Pankow hat am Dienstag mündliche Abi-Prüfung. „Wenn ich 14 Punkte schaffe, habe ich einen Durchschnitt von 1,0“, erzählt der Junge mit dem dunkelblonden Kurzhaarschnitt. Damit ist er nicht nur einer der besten Berliner Schüler des diesjährigen Abiturjahrgangs, sondern wohl auch der Jüngste.

Dieses Ergebnis überrascht ihn selbst auch. „Ich hatte einen Schnitt von 1,3 angepeilt, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass es so gut wird“, sagt er. Allerdings haben an der Rosa-Luxemburg-Oberschule gleich mehrere Absolventen die Traumnote 1,0, die es hier vorher noch nie gegeben hat. „Unser Mathelehrer hat immer tollen Unterricht gemacht“, erklärt Marcus, wie es dazu gekommen sein könnte.

Als er mit sieben Jahren eingeschult werden sollte, kam er direkt in die zweite Klasse. Lesen konnte er schon mit drei Jahren. Nach der dritten Klasse wechselte er in die 5. Klasse der Rosa–Luxemburg-Oberschule. Im Rahmen der „Schnellläuferklasse“ werden die Schüler hier in acht statt neun Jahren zum Abitur geführt.

Als Streber wurde er trotzdem nie bezeichnet. „Erst jetzt, weil ich mit einem 1,1-Schnitt noch freiwillig in die Erdkunde-Prüfung gehe“, sagt Marcus. Viel lernen musste der Junge mit einem IQ von 143 eigentlich nie. Seine Lernstrategie: „Wenn sich eine Klausur in der Oberstufe nicht am Abend vorher vorbereiten ließ, habe ich einfach gar nichts gemacht“. Eine schlechte Note hat er aber auch mal kassiert. „Eine 5+ in Geometrie in der sechsten Klasse.“ Trotzdem zählte Mathe neben Musik zu seinen Lieblingsfächern.

Die Musik spielt auch in seiner Freizeit eine große Rolle. Mit fünf Jahren bekam Marcus Unterricht auf dem Klavier, vier Jahre später auch auf dem Jazzpiano und in Gesang. Mit elf Jahren machte er die ersten eigenen Kompositionsversuche, zwei Jahre später lernte er dann Saxophon spielen und hat inzwischen Unterricht im Dirigieren.

Kein Wunder also, dass es Marcus auch beruflich zur Musik zieht: Dirigent möchte er werden. Die Aufnahmeprüfung an der Hanns-Eisler-Hochschule hat er schon geschafft. Hat er ein Vorbild? „Karajan“, sagt er. „Und bei den Komponisten Messiaen und Boulez.“ Beim Dirigieren und Komponieren will er es aber nicht belassen. „Ich möchte gern noch Kontrabass lernen“, erklärt er. „Mir fehlt ja noch ein Orchesterinstrument.“

Wenn Marcus komponiert, setzt er sich am liebsten nachts um fünf ans Klavier. „Da blendet das Licht nicht so und nichts lenkt ab“, sagt er. Zu seinen Werken zählt auch eine Schulhymne, die bei der Abiturverleihung erklingen wird. Neben so viel Musik bleibt ihm trotzdem noch Zeit für andere Hobbys: „Ich fotografiere gern und gehe mit Schulfreunden ins Café oder Kino und natürlich in Konzerte.“ Besonders gern ist er am Potsdamer Platz.

Heute um 19 Uhr gibt Marcus Merkel mit seiner Schwester Laura (beide Klavier und Gesang) und den Freunden Charlotte (Geige) und Josua Petersen (Cello) ein Benefizkonzert zugunsten der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind. Aula der Rosa-Luxemburg-Oberschule, Kissengenstraße 12, 13189 Berlin-Pankow. Der Eintritt ist frei. Mit dem Erlös werden hochbegabte Kinder aus sozialschwachen Familien unterstützt.

Stephanie Walter

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