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Berlin: Schon vorher blau

Der Flashmob der HSV-Fans in Pichelsberg.

Vor dem Spiel waren sie schon am Ziel: Mehr als 1000 Fans des Hamburger Sportvereins, der am Sonnabend gegen Hertha BSC im gut gefüllten Olympiastadion antrat und nach einem spannenden Spiel knapp verlor, drängten und drängelten sich schon vor dem Anpfiff um die besten Plätze. Und zwar an einem Ort, in dem es nicht viele beste Plätze gab – jedenfalls ist die Kneipe „Pichelsberger Krug“ gleich am S-Bahnhof selten Schauplatz für Fan-Flashmobs.

„Bei Hertha-Spielen brummt der Laden immer“, erzählt Wirt Christian, Spitzname Krille. Doch dieses Happening sei besonders. Zu ihm kamen am Nachmittag immer mehr schwarz-weiß-blau bemalte und beschalte Hamburg-Fans, um hier die seit 50 Jahren anhaltende Bundesliga-Zugehörigkeit ihres Vereins zu feiern. Viele waren auch ohne Fantrikots ziemlich blau.

Über Facebook hatten Fangruppen des HSV zu einem Marsch von hier aus zum Spiel aufgerufen. „Europapokal“, riefen sie enthusiastisch. Und, in Vorfreude auf die anderen Gästefans im Stadionrund: „Zehntausend Hamburger“. Die Hertha-Fans hatten allerdings das fünffache Aufgebot parat.

Vorgeglüht wird in Pichelsdorf auch ohne Hamburger. „Mit den Fans habe ich mich arrangiert“, sagt die ältere Frau Gronert, die um die Ecke am Scottweg wohnt und an Spieltagen lieber ihren Hund ausführt. „HSV-Fans sind oft aggressiv“, weiß sie, „am nettesten sind die Bayern.“

Nicht nett: Die Hamburger Gäste drehten an der Kneipenwand die Stecktabelle um: Dort stand der HSV oben, zumindest für den Jubiläumstag und Hertha auf einem Abstiegsplatz. Wirt Krille war’s egal, nur: „Beim nächsten Mal verkaufe ich Bier in Plastikbecher.“ Denn seine Gläser nahmen die HSV-Fans mit auf ihrem Marsch. Und mussten sie am Stadiontor abgeben. Simon Bähr

Simon Bähr

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