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Berlin: Schrippenkrieg: Bilanz des Bäcker-Obermeisters: Bürokratenkampf

Nach dem Ende des "Schrippenkriegs" geht es Berlins selbständigen Bäckermeistern besser - aber Banken und Ämter legen Existenzgründern dieser Branche immer noch große Steine in den Weg. Dies ist das Fazit, das der neue Obermeister der Innung, Hans-Joachim Blauert, gestern nach den ersten drei Monaten seiner Amtstätigkeit gezogen hat.

Nach dem Ende des "Schrippenkriegs" geht es Berlins selbständigen Bäckermeistern besser - aber Banken und Ämter legen Existenzgründern dieser Branche immer noch große Steine in den Weg. Dies ist das Fazit, das der neue Obermeister der Innung, Hans-Joachim Blauert, gestern nach den ersten drei Monaten seiner Amtstätigkeit gezogen hat. "Die schwerste Zeit ist überstanden", sagte er, dennoch sei die Zukunft der etwa 185 Mitgliedsbetriebe der Innung unsicher. Hauptgrund: Die Inhaber jedes zweiten Betriebs nähern sich der Altersgrenze und müssen damit rechnen, dass sich kein Nachfolger findet, der das Geschäft weiterführt. Die Zukunft selbständiger Meister sieht Blauert vor allem darin, sich mit hoher Qualität von den Aufbackstationen der Tankstellen und Vorkassenzonen abzusetzen und für diese Qualität auskömmliche Preise zu verlangen. Neue Konzepte wie "Erlebnisbäckereien" böten Erfolgsaussichten, ebenso Nebengeschäfte wie etwa die Versorgung von Schulen mit belegten Broten.

Der Charlottenburger Bäckermeister Axel Kaszmarcik, mit 25 Jahren einer der jüngsten selbständigen Bäcker in Berlin, machte deutlich, welche Hindernisse Existenzgründern seiner Branche in den Weg gelegt werden. Obwohl er die Übernahme eines alteingesessenen Betriebs bereits vereinbart hatte, ließ ihn eine Bank ein Jahr warten, bis sie den Kredit schließlich mit Hinweis auf die unzureichenden Erfolgschancen ablehnte. Eine andere Bank zahlte schließlich, weigerte sich aber, viel günstigere öffentlich subventionierte Kredite für Existenzgründer durchzureichen - dies lohnte sich bei einer Gesamtinvestition von 220 000 Mark angeblich nicht. Als schließlich alles klar war, hatte Kascmarzik die maximal erlaubte Zeit zwischen Meisterprüfung und Betriebsgründung um eine Woche überschritten und verlor deshalb die Meistergründungsprämie der Handwerkskammer, 20 000 Mark. Schließlich weigerte sich das Arbeitsamt, ihm Übergangsgeld zu zahlen, weil er einen bestehenden Betrieb ohne Unterbrechung weiter geführt hatte. Dennoch floriert der Laden jetzt, und weitere Kredite für einen grundlegenden Umbau sind plötzlich kein Problem mehr.

Andreas Zandonai aus Alt-Moabit, ebenfalls erst 32 Jahre alt und wirtschaftlich mit einem Qualitätskonzept ohne Fertigprodukte auf gutem Wege, beklagte die Praxis der Aufsichtsbehörden: Jahrelang kümmere sich niemand um bestehende Backstuben; sobald aber der Betrieb übernommen sei, drängelten sich die Beamten und überzögen den Existenzgründer mit einer Fülle kaum finanzierbarer Auflagen. Auch Obermeister Blauert forderte eine vernünftige Schonfrist mit praxisgerechten Zeitplänen, um junge Meister nicht von vornherein von der Selbständigkeit abzuschrecken.

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