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Solidarität mit Flüchtlingen: Diese Sympathisanten demonstrierten am vergangenen Mittwoch am Fernsehturm.

© dpa

Schüler protestieren für Flüchtlinge: Erst zur Demo, dann zur Klausur

Eine Gruppe Berliner Schüler hat sich vernetzt, um politisch aktiv zu werden. Übers Internet mobilisieren sie zu Aktionen, zum Beispiel um ihre Solidarität mit den protestierenden Flüchtlingen zum Ausdruck zu bringen. Manche der Jugendlichen sind schon zu echten Demonstrationsprofis geworden.

Sie singen und rufen: „Kein Mensch ist illegal, Bleiberecht überall“ oder „Say it loud, say it clear: Refugees are welcome here!“ Spontan versammeln sich um die 20 Schüler und Schülerinnen am Mittwochabend am Fernsehturm, „um Präsenz und Solidarität zu zeigen“, wie eine der Unterstützerinnen sagt. Wer sich auf der Aussichtsplattform verbarrikadiert hat und worum es geht, weiß sie nicht so genau. „Das ist jetzt so in den letzten Stunden einfach zustande gekommen.“ Über Mailverteiler und den Kurzmitteilungsdienst Whatsapp wurden die Schüler aktiviert.

Manche von ihnen sind Protestprofis. Robert Sobota vom Bündnis „Refugee Schulstreik“ war am Fernsehturm dabei und ist seit Jahren in der Szene aktiv, obwohl er inzwischen Student ist. Der 19-Jährige vernetzt durch das Bündnis „Refugee Schulstreik“ die Protestkomitees an der Humboldt-Universität, wo er Geschichte studiert, an der FU und an verschiedenen Berliner Schulen. Einmal wöchentlich trifft sich ein Kern von etwa 30 Aktivisten von Schulen und Universitäten. „Wir sind eine Jugendbewegung, die gegen Rassismus, Krieg und Abschiebung eintritt“, sagt Sobota. Neben Flugzettelaktionen, Transparentemalen und spontanen Protesten organisiert das Bündnis Aktionen, wie etwa den Streik am 1. Juli an der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule. Nach eigenen Angaben mobilisierten sie dafür bis zu 2000 Demonstranten. Beim „Refugee March“ nach Brüssel liefen Zehntklässler aus der Freien Waldorfschule Kreuzberg mit – wenn auch nur einen Teil der Strecke, dann ging es zurück nach Berlin, um keine Klausurtermine zu verpassen.

Auch der enge Zusammenhalt zwischen den Schülern ermöglicht Aktionen wie am Fernsehturm. „Im Gegensatz zu anderen Gruppen können wir uns ganz schnell kontaktieren“, sagt Sobota. Dadurch, dass die Schüler sich jeden Tag sehen, haben sie kurze Kommunikationswege. Oft politisieren sie sich bei Demonstrationen und durch die Ereignisse vor der eigenen Haustür – etwa, wenn Mitschüler von Abschiebung bedroht sind. „Einige Jugendliche, die in der Nähe der Ohlauer Straße wohnen und die täglich ihren Ausweis zeigen mussten und gesehen haben, wie Demonstranten geschlagen und mit Pfefferspray besprüht wurden, haben sich mit unserer Bewegung solidarisiert“, erzählt er.

In der Ferienzeit werde es schwierig, etwas zu organisieren, sagt Sobota. Die SMS und Mails mit Protestaufrufen werden am Ostseestrand weggedrückt oder am Hostelcomputer gelöscht. Bis zum nächsten Schuljahr. Die Transparente liegen schon bereit.

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