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Berlin: Schüler testete Pfefferspray: Vorzeitiges Unterrichtsende

Missbrauch von Reizgas in Hellersdorf und Pankow sowie eine Gewaltandrohung in Marzahn überschatteten den gestrigen Tag in drei Berliner Schulen. In einem Fall musste der Unterricht vorzeitig abgebrochen werden, in Marzahn wurde die Polizei eingeschaltet, weil angeblich eine scharfe Waffe im Spiel war.

Missbrauch von Reizgas in Hellersdorf und Pankow sowie eine Gewaltandrohung in Marzahn überschatteten den gestrigen Tag in drei Berliner Schulen. In einem Fall musste der Unterricht vorzeitig abgebrochen werden, in Marzahn wurde die Polizei eingeschaltet, weil angeblich eine scharfe Waffe im Spiel war.

Letztgenannter Fall ereignete sich an der Wittenberger Straße. Hier wurde ein 14-jähriger Jugendlicher mit einer Pistole bedroht. Hintergrund der Auseinandersetzung war Eifersucht. Der 14-Jährige hatte seine frühere Freundin beleidigt, woraufhin ihr neuer Freund den Kontrahenten auf dem Schulweg anpöbelte. Unterstützt wurde er von einem jungen Mann, der den Schüler mit der Waffe bedrohte. Es rückte dann ein Spezialeinsatzkommando der Polizei an, denn es gab Gerüchte, wonach der Mann eine scharfe Waffe besitzen könnte. Dies erwies sich aber als unzutreffend – es handelte sich um eine Schreckschusspistole.

Weniger dramatisch als in Marzahn ging es in Hellersdorf zu. Dort hatte ein 16-Jähriger Schüler der Leonardo-da-Vinci-Oberschule mit einem Druck auf seine Pfefferspraydose den Unterricht unfreiwillig vorzeitig beendet: Er wollte das Spray lediglich ausprobieren und löste mit einem kurzen Gasstrahl eine unerwartete Wirkung aus: „Wir fingen alle an zu husten, dann mussten wir aus dem Klassenraum“, sagte die 16-jährige Anne Marie Barth. Kurz darauf seien auch die anderen Klassenzimmer geräumt worden. Der Unterricht wurde nach der dritten Schulstunde abgebrochen.

Über die Auswirkungen des Gases war sich der 16-Jährige offenbar nicht im Klaren, obwohl er sich das Spray zur Selbstverteidigung beschafft hatte. Die Schüler fürchteten nämlich einen Angriff von „Glatzen“, berichteten Jugendliche später auf dem Schulhof. Am 23. Mai habe es während eines Sportfestes eine Prügelei zwischen zwei Mädchen gegeben. Eines kam von der Leonardo-da-Vinci-Schule, die zweite Jugendliche gehöre zu einer Gruppe von „Glatzen“, sagte Markus Schlockow aus der Klasse 10c. Die „Glatzen“ hätten daraufhin Rache geschworen. Gestern Vormittag standen sie dann plötzlich vor der Schule – angeblich mit Baseballschlägern bewaffnet. Daraufhin testete der Schüler seine Sprayflasche. Zu der gefürchteten Schlägerei kam es dann nicht. Die Unstimmigkeiten seien durch Gespräche ausgeräumt worden, sagte eine weitere Schülerin.

Bei einem dritten Vorfall an der Hermann-Hesse-Straße in Pankow versprühte gestern Mittag ein Unbekannter im Treppenhaus der Berufsfachschule für Sozialwesen ebenfalls Reizgas. Vier Schülerinnen wurden wegen Reizungen von Augen und Atemwegen ambulant behandelt.

Bildungssenator Klaus Böger (SPD) hat unterdessen als Reaktion auf die Tat von Erfurt den schulpsychologischen Dienst verstärkt. Hier gibt es selbst bei schwerwiegenden Problemen Wartezeiten von mehreren Monaten. 15 Stellen wurden aus anderen Bereichen umgeschichtet. Erfurt und die Folgen wird sicher auch ein Thema beim 4. Berliner Konfliktlotsentreffen am kommenden Dienstag sein. weso/sve

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