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Berlin: Schülerläden kämpfen ums Überleben

Senat will Zuschüsse für die Betreuung in Prenzlauer Berg kürzen

Von Antje Sirleschtov

Über 100 Grundschüler in Prenzlauer Berg werden wahrscheinlich im nächsten Schuljahr ihre angestammten Hortplätze verlieren. Weil der Senat die Zuschüsse für die Nachmittagsbetreuung um die Hälfte kürzen will, werden mehrere Schülerläden schließen müssen. Dies zumindest kündigten ihre freien Träger am Montag an. Betroffen sind sämtliche Schülerläden der Grundschule an der Marie, aber auch der Schulhort auf dem Abenteuerlichen Bauspielplatz ASP in der Kollwitzstraße. Paradox ist dabei vor allem, dass just die Grundschulen (Marie, Kollwitzschule), die vor wenigen Wochen reihenweise Erstklässler abwiesen, weil sie keinen Platz für sie haben, nun auf einmal ausreichend Platz haben, um 100 zusätzliche Schüler mit Essen zu versorgen und nachmittags zu betreuen.

Für den Dachverband Berliner Schülerläden (Daks) ist die Sparaktion ein erneuter Beweis dafür, dass individuelle und qualitativ hochwertige Hortbetreuung weniger im Fokus des Senats steht als die maximale Auslastung staatlicher Ressourcen. Die Bildungsverwaltung zerschlage die Schülerladen-Landschaft, um die eigenen Erzieher, die im Überhang sind, unterzubringen, vermutet Daks-Chef Roland Kern. Zudem sollten die Mietkostenzuschüsse eingespart werden, die die Läden jetzt noch bekommen.

Hintergrund ist offenbar eine neue Berechnung der Finanzverwaltung. Sie komme zu dem Schluss, dass in den Schulgebäuden mehr Platz vorhanden sei, als den Hort-Kindern per Verordnung zustehe, berichten die Schülerläden. Schlussfolgerung: Für die 100 Hort-Kinder, die außerhalb der Schule in Schülerläden betreut werden, wird der Zuschussanteil halbiert. Die Schülerläden können damit keine Miete mehr bezahlen, eine Schließung ist zwangsläufig. An der Marie entsteht damit ein „Mega-Hort“ von fast 300 Kindern.

Nicht nur die Schülerläden selbst, auch der Leiter des Schulamtes, Lothar Köppen, sieht einer solchen Zentralisierung mit Schrecken entgegen. „Wir unterstützen die Schülerläden“, sagte Köppen und kündigte der Senatsverwaltung an, das Bezirksamt Pankow werde sich für die Erhaltung der Schülerläden an der Marie – bei voller Bezahlung – einsetzen. Die Bildungsverwaltung konnte den Sachverhalt am Montag nicht klären.

Eine Entscheidung, wie viele Erstklässler die überlaufenen Grundschulen zwischen Schönhauser und Greifswalder Allee zum nächsten Schuljahr letztendlich aufnehmen, wird für Montag erwartet. An diesem Tag werden Bezirks- und Senatsschulverwaltung über die Verteilung beraten. Wie der Tagesspiegel berichtete, wurden mehr als 100 Eltern kurz vor Ostern informiert, dass ihre Kinder aus Platzmangel nicht in den Grundschulen in Wohnortnähe (unter anderem Grundschule an der Marie und Kollwitzschule) eingeschult werden können. Nach Protesten und einer Klagewelle sind nun weitere Klassenzüge im Gespräch.

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